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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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des Papyrus ein hypothetisches
Entstehungsdatum von vierzig C. E. mit einer Spannweite von zweihundert Jahren.
Das bedeutet, der Papyrus wurde zwischen hundertsechzig B. C. E. und
zweihundertvierzig C. E. hergestellt.«
    »Was heißt C. E.?«
    »Es steht für Common Era und
bedeutet dasselbe wie A. D. ›Anno Domini‹ oder ›Christi Geburt‹, beinhaltet
aber keine religiöse Anspielung. Archäologen und Theologen benutzen es. Aber es
ist ja auch einerlei, wie man sich bei der Zeitangabe nun ausdrückt. Die
Radiokarbonmethode funktioniert prima bei prähistorischen Schädeln, wo ein so
großer zeitlicher Spielraum nicht weiter stört. Aber wenn man eine relativ
kleine Zeitspanne vor ungefähr zweitausend Jahren eingrenzen will, dann ist ein
Spielraum von zweihundert Jahren praktisch überhaupt keine Hilfe. Er bildet
lediglich die Grundlage, von der man ausgeht. Dann versuchen wir, anhand der
Bodentiefe, in der die Ausgrabung gemacht wurde, ein Datum zu bestimmen. Ältere
Schichten liegen darunter, und Lagen aus jüngeren Jahren breiten sich darüber
aus. Wie geologische Bodenschichten. Doch nachdem dies alles geschehen ist,
müssen wir uns für das endgültige Datum doch wieder der Schrift selbst
zuwenden. Und bisher schreibt dieser David Ben Jona in einer Art, die große
Ähnlichkeit mit den Handschriften vom Toten Meer aufweist und die man
irgendwann zwischen hundert vor Christus und zweihundert nach Christus datieren
kann.«
    »Vielleicht erwähnt dieser
David in seinem Schriftstück etwas, was dir einen genauen Anhaltspunkt geben
könnte, einen Namen, ein Ereignis oder sonst etwas.«
    Ben, der eben sein Glas zu
den Lippen führen wollte, hielt auf halbem Weg inne und starrte Angie an.
Darauf war er selbst noch gar nicht gekommen. Und warum sollte es auch nicht
möglich sein? Schließlich hatte das erste Bruchstück ja bereits bewiesen, daß
diese Migdal-Schriftrollen sich von allen bisherigen unterschieden. Es war
möglich. Alles war möglich.
    »Ich weiß nicht, Angie«,
antwortete er langsam. »Daß er uns ein Datum nennt… auf soviel darf man wohl
nicht hoffen.« Sie zuckte die Achseln. »So wie du redest, könnte man meinen,
daß du nicht einmal auf die Rollen selbst hättest hoffen dürfen. Und dennoch
sind sie da.«
    Ben blickte sie abermals
erstaunt an. Angies Fähigkeit, selbst die wunderlichsten Ereignisse ganz
beiläufig hinzunehmen, überraschte ihn immer wieder. Und doch, so überlegte er
jetzt, während er ihren gleichgültigen Gesichtsausdruck studierte, war es
vielleicht nicht so sehr die Gelassenheit, mit der sie gewisse Ereignisse
hinnahm, sondern vielmehr die Gelassenheit, mit der sie sie abtat. Sie besaß
die Fähigkeit, alles mit der gleichen nüchternen Sachlichkeit aufzunehmen, sei
es nun die Tageszeit oder die Nachricht von einer Katastrophe. Angie war keine
Frau von heftigen Leidenschaften. Niemals hatte sie etwas an den Tag gelegt,
was auch nur annähernd einem Gefühlsausbruch gleichkam. Und sie schien in der
Tat stolz darauf zu sein, eine höchst gleichmütige Person zu sein. Selbst in
Krisensituationen verlor sie nie die Fassung. Eine beliebte Anekdote, die in
ihrem Freundeskreis immer wieder erzählt wurde, handelte von Angies Reaktion
auf die Nachricht von der Ermordung John F. Kennedys. Noch keine Stunde,
nachdem es geschehen war und die ganze Welt von Entsetzen erfüllt war, hatte
ihr einziger Kommentar gelautet: »Tja, das Leben ist gemein.«
    »Ja, Schriftrollen wie diese
sind mehr, als man sich zu erhoffen wagt. Eigentlich sind sie der Traum eines
jeden Archäologen. Allerdings…« Bens Stimme wurde schwächer. Da gab es noch so
viele Wenn und Aber. Dr. Weatherby hatte in seinen Briefen nur auf
»Schriftrollen« hingewiesen. Doch er hatte nie ihre genaue Anzahl erwähnt. Wie
viele von ihnen gab es dort? Wie viele hatte der alte David Ben Jona wohl noch
schreiben können, bevor er von »diesem Leben in ein anderes« hinübergegangen
war? Und was war es, das er noch so dringend hatte loswerden und zu Papier
bringen müssen? Während er mit Angie vor dem Feuer saß und Wein trank, begann
Ben über Fragen nachzudenken, die ihm bis dahin nie in den Sinn gekommen waren.
    Ja, in der Tat, was mochte
den alten Juden wohl dazu gebracht haben, sein Leben zu Papier zu bringen? Was
war so Bedeutendes geschehen, daß er das machte, was so wenige seiner
Zeitgenossen taten: die eigenen Gedanken niederzuschreiben? Und was hatte ihn
dann veranlaßt, jene Rollen ebenso sorgfältig zu

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