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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Angie,
kannst du mir nicht einfach glauben und es dabei belassen?«
    Ein lähmendes Stillschweigen
herrschte im Raum. Angie war verwirrt, bestürzt. Früher war Ben so berechenbar
gewesen. Sie hatte stets gewußt, wie er reagieren oder was er sagen würde.
Warum war jetzt alles so anders?
    Mit matter Stimme stellte sie
fest: »Du hast dich verändert, Ben.«
    »Und du ziehst falsche
Schlußfolgerungen!« Er lachte nervös. »Wenn irgendjemand sich verändert hat,
meine Hübsche, dann bist du es. Ich mußte mich dir gegenüber niemals
rechtfertigen. Es bestand nie die Notwendigkeit großartiger Liebesbezeugungen.
Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
    Sie ging auf ihn zu. Als das
Licht der Schreibtischlampe auf ihr Gesicht fiel, konnte Ben den seltsamen
Blick in ihren Augen erkennen.
    »Es geht nicht darum, was in
mich gefahren ist«, erwiderte sie langsam. »Es geht darum, was in dich gefahren
ist. Oder vielmehr…« Ihre Augen schweiften von seinem Gesicht ab und blieben an
einem Punkt über seiner Schulter haften. »Vielmehr… wer in dich gefahren ist.«
Eine kleine Sorgenfalte zeigte sich zwischen ihren Augenbrauen, als sie die
Stirn runzelte. »Du bist nicht mehr der alte seit der Entdeckung dieser
Schriftrollen. Ich kenne dich seit über drei Jahren, Ben, und ich habe
geglaubt, dich besser zu kennen als irgend jemand sonst. Aber in den letzten
paar Tagen bist du mir vorgekommen wie ein Fremder. Ich bin dabei, dich zu
verlieren, Ben, ich verliere dich schnell, und ich weiß nicht, wie ich dich
zurückholen kann.« Als Ben sah, daß Angie Tränen in die Augen schossen, zog er
sie plötzlich an sich und preßte ihr Gesicht gegen seinen Hals. Eine
unheimliche Furcht schwebte in diesem Moment über ihm, und es war ihm, als
stünde er am Rande eines großen, schwarzen Abgrundes. Er schaute hinunter,
konnte aber nichts sehen als tiefschwarze Finsternis. Er klammerte sich wie ein
Ertrinkender an Angie und schwankte zwischen Vernunft und Wahnsinn, zwischen
Wirklichkeit und Alptraum. Ben erkannte in diesem Augenblick, daß er selbst
jetzt, da er versuchte, sich an Angie festzuhalten, immer weiter an den Rand
des Abgrunds glitt.
    »Ich weiß nicht, was es ist,
Angie«, murmelte er verwirrt in Angies duftendes Haar. »Ich kann nicht von
diesen Schriftrollen lassen. Es ist fast, als ob… als ob…«
    Sie wich zurück und schaute
mit tränenüberströmtem Gesicht zu ihm auf. »Sag’s nicht, Ben!«
    »Ich muß, Angie. Es ist fast,
als ob David Ben Jona einen Alleinanspruch auf mich erheben würde.«
    »Nein!«
schrie sie. »Du kannst davon loskommen. Du kannst, Ben. Ich werde dir dabei
helfen.«
    »Aber ich will ja gar nicht,
Angie. Kannst du das nicht begreifen? Von Anfang an wollte er mich besitzen.
Und jetzt hat er mich. Ich will nicht vor ihm davonlaufen, Angie. Er ist nun
da, und ich kann ihm nicht entkommen. Ich muß herausfinden, was er versucht,
mir mitzuteilen.«
    Vor Ben
gähnte der schwarze Abgrund, und er wußte, daß er im nächsten Augenblick
hineinfallen würde.
    »Ich werde nicht länger gegen
ihn ankämpfen, Angie. Ich muß mich David völlig hingeben. Die Antwort liegt in
diesen Rollen, und ich muß sie finden.«
    Als Ben in den Abgrund des
Vergessens hinabstürzte und die Wirklichkeit weit hinter sich ließ, hörte er
noch, wie Angies Stimme ihm von weither zurief: »Ich liebe dich, Ben. Ich liebe
dich so sehr, daß ich sterben könnte. Aber ich bin drauf und dran, dich zu
verlieren, und weiß nicht einmal, an wen. Wenn es eine andere Frau wäre, wie
diese Person, diese Judy, dann wüßte ich, mit welchen Waffen ich mich zu wehren
hätte. Aber wie kann ich gegen einen Geist kämpfen?« Er wandte sich von ihr ab,
da die magische Anziehungskraft der verbleibenden Fotos wieder auf ihn zu
wirken begann. Er mußte zurück zu David. »Bitte, geh nicht weg von mir!« flehte
sie.
    Ben war über sich selbst
erschrocken. Es war, als hätte er keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Zum
erstenmal in ihrer Beziehung zeigte Angie wahre Gefühle. Der Anblick ihrer
blassen, zitternden Lippen und ihrer von Wimperntusche verschmierten Augen
erschreckte ihn. Er hatte noch nie erlebt, daß Angie eine solche Szene machte.
Er hatte nicht einmal geglaubt, daß sie dazu imstande wäre. Doch da stand sie
nun, flehend und in Tränen aufgelöst. Unter anderen Umständen hätte Angies
Auftritt Ben tief bewegt, aber in diesem Augenblick verfehlte er seine Wirkung
völlig. »Ich kann es nicht ändern, Angie«, hörte er sich

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