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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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leichte
Aufgabe, und deshalb stehen wir über anderen Menschen. Durch unser Vorbild
werden sie das Gesetz befolgen. Und das Gesetz muß an erster Stelle kommen,
David. Wenn du ihm wegen dieses Mädchens den Rücken kehrtest, dann wäre es
besser, du hättest nie das Licht der Welt erblickt.«
    So tobte in meinem Innern ein
Kampf. Ich sah keinen Ausweg. Ich mußte an meinem Studium festhalten und
Rebekka vergessen. Doch ich konnte es nicht. Und eines Nachts, mein Sohn, trug
das Fleisch den Sieg über meinen Geist davon.
    Saul und ich hatten in einem
der Gärten jenseits der Stadtmauern Oliven gegessen. Haus und Garten gehörten
einem alten Mann, der allein lebte und sich über unsere Gesellschaft freute.
Als die Sonne zu sinken begann, bat er uns, noch ein Weilchen zu bleiben, weil
er so einsam sei. Er bot uns dafür von seinem besten Wein an. Saul und ich
hatten in unserem Leben nur sehr wenig davon getrunken, denn Eleasar erinnerte
uns beständig an Noahs Schwäche. Wir blieben und tranken etwas Wein mit ihm, in
der Absicht, gleich zu gehen. Doch als der Wein erst einmal unser Blut erwärmt
hatte, schien jeglicher Widerstand zu schwinden. Und so blieben wir und labten
uns an des alten Olivenhändlers Wein. Als wir endlich aufbrachen, war ich
ziemlich erhitzt und hatte mich nicht mehr ganz in der Gewalt. Der große,
kräftige Saul schien hingegen nur wenig davon berührt zu sein. Wir sangen auf
unserem Weg durch die engen, gewundenen Gassen Jerusalems und stießen
schließlich durch Zufall auf eine berüchtigte Schenke. Keiner von uns hatte je
zuvor eine Schenke besucht, so daß unsere Neugierde wuchs, als wir draußen vor
der Tür standen und auf der anderen Seite die Lichter sahen und von drinnen
fröhliche Stimmen hörten. Es war Saul, der vorschlug, wir sollten hineingehen
und uns drinnen umsehen. Und ich willigte ohne weiteres ein. Wir erregten
großes Aufsehen, so ärmlich wie wir gekleidet waren, mit unseren langen,
schwarzen Bärten und unseren Schläfenlocken. Da sie selten Rabbinenschüler in
ihrer Mitte sahen, luden uns die Heiden ein, uns zu ihnen zu setzen und uns mit
ihnen zu unterhalten. Sie brachten uns Krüge mit ungewässertem Wein, den wir
zuerst ablehnen wollten, schließlich aber doch tranken. Dabei schauten wir ganz
unverhohlen auf junge Mädchen, die mit nackten Brüsten tanzten und sich von
fremden Männern berühren ließen. Saul und ich waren befremdet, und doch
starrten wir wie gebannt darauf. In der überfüllten Schenke gab es Kameltreiber,
römische Soldaten und ähnliche Männer, die viel in der Welt herumgekommen
waren. Sie erzählten uns Geschichten von fremden Völkern am anderen Ende der
Welt, von Seeungeheuern und Fabelwesen und von fernen Orten, so daß uns vor
Staunen der Mund offen stand. Ich weiß nicht genau, wann ich Salmonides traf;
ob er schon die ganze Zeit über dagewesen war oder sich erst später zu uns
gesellt hatte. Alles, woran ich mich entsinne, ist, daß ich ihn in meiner
Benommenheit plötzlich neben mir sitzen sah und daß er mir eine lange, weiße
Hand auf den Arm gelegt hatte. Er hatte ein merkwürdiges, zeitloses Gesicht,
dazu weißes Haar und unergründliche blaue Augen. Er sprach ausgezeichnet
Aramäisch, als ob es seine Muttersprache gewesen wäre.
    Ich muß ihm wohl mein Leid in
bezug auf Rebekka und meine Armut geklagt haben, denn er sagte: »Es gibt nur
einen sicheren Weg, das Herz einer Frau zu gewinnen, und zwar durch Geld. Du
mußt dein Studium nicht aufgeben, um von ihr ein Heiratsversprechen zu
erlangen. Du mußt nur beweisen, daß du eines Tages in der Lage sein wirst, gut
und anständig für sie zu sorgen. Dann wird sie sich einverstanden erklären, auf
dich zu warten. Ich weiß das, denn die Frauen sind überall auf der Welt
gleich.« Ich gab mir große Mühe, sein Gesicht deutlich zu sehen, aber ich
vermochte es nicht. Wie aus weiter Ferne konnte ich Saul in Gesellschaft
einiger Männer lachen hören. Unser Tisch war beladen mit Wein und Käse und
Schweinswürsten, und alles war so köstlich, daß ich mich bis obenhin damit
vollstopfte. Ich war ebenso berauscht vom Essen wie vom Wein und achtete daher
nur wenig darauf, was ich sagte. Ich mußte Salmonides gegenüber wohl mein
kleines Geldversteck erwähnt haben, denn er fuhr fort: »Geld wächst, wie es die
Zeder und die Palme tun. Pflanze deine Schekel, mein redlicher Jude, und
beobachte, wie sie zu großen Sesterzen sprießen.«
    »Wer seid Ihr?« fragte ich.
»Ein Hexenmeister?«
    »Ich bin

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