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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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die waren ein Stück voraus«, sagte Mansur.
    »Es war ein Mann.«
    Boggart meldete sich zu Wort. »Da war Bischof Rowley …«
    »Den können wir ausschließen.«
    »Captain Bolt.«
    »Der war es auch nicht. Wer noch? Natürlich der Bischof von Winchester, aber der …«
    »Admiral O’Donnell.«
    »Ja.«
    »Der nervtötende Doktor …«
    »Arnulf, ja. Weiter.«
    »Die beiden Geistlichen, der dumme und der andere. Hab die beiden noch nie gemocht.«
    »Könnte es einer von unseren Patienten gewesen sein?«, sagte Mansur. »Davon gab es genug.«
    »Gott hilf uns!«, sagte Adelia. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.«
    »Es war Scarry«, sagte Ulf. »Von Anfang an. Ist er nicht schlau? Mordet und vergiftet allen die Gedanken, sodass sie froh waren, Euch in Aveyron loszuwerden. Und uns gleich mit.«
    Adelia stöhnte und stolperte davon. Ihr war schlecht.
    Sie wusste, sie hatte Angst gehabt, von allem Anfang an schon, zu glauben, dass ein heimtückisches Wesen hinter ihr her war. Es stellte sie in den Mittelpunkt von allem, wie die Heldin einer griechischen Tragödie, die von einer rachedurstigen Furie verfolgt wird.
    Das bin ich nicht, das bin ich nicht.
    Aber so war es, sie begriff es jetzt. Sie und nur sie war der alleinige Grund dafür, dass so viele hatten sterben müssen. Dahinirrend, dumm, vorsätzlich blind, eine Medea, welche die Leichen dahingemetzelter Kinder hinter sich ließ.
    Jemand wollte sie zerstören und hatte alles getan, sie zu einer Hexe zu stempeln, sodass die Leute bereit gewesen waren, sie und vier weitere geliebte Menschen in Aveyron verbrennen zu lassen.
    Es war, als würde sie gegen eine Wand geworfen. Ich will darüber nicht nachdenken.
    Aber jetzt hatten alle Ausflüchte ein Ende. Du musst darüber nachdenken.
    Nach einer Weile setzte sie sich und begann das Geschehene auf die einzige Weise zu betrachten, zu der sie fähig war: wie eine Ärztin, die eine Krankheit nach ihren Symptomen und ihrem Verlauf beurteilt.
    Wann hatte es angefangen? Das Pferd, oh ja, das Pferd. Es war vergiftet worden.
    Was dann? Brune, die arme Brune. Nein, erst war da noch Sir Nicholas gewesen, den sie verflucht hatte und der deswegen hatte sterben müssen.
    Der Tod eines Pferdes, der Diebstahl ihres Kreuzes, die Ermordung zweier unschuldiger Menschen, der Verrat an das Katharer jagende Aveyron mit dem Ergebnis – nicht das, nicht das, aber natürlich das – eines weiteren Mordes. Einer Frau, die in den Flammen eines Scheiterhaufens gestorben war. Oh Gott,
sie
hatte den Mörder zu Ermengarde geführt.
    Und das alles war von einem Hirn ersonnen worden, das so sorgsam, so gerissen, so gestört war, dass sie kaum zu fassen vermochte, was es getan hatte, ganz zu schweigen, warum. Nur, dass es krank war.
    Und dann überlegte sie: Aber es hat nicht erst in der Normandie angefangen …
    In England hatte es angefangen, in jenem weit entfernten Glück auf Emmas Gut mit Allie, mit vernünftigen Männern und Frauen, bei einem Fußballspiel. Da war das Gift schon da gewesen.
    Und sie dachte weiter: Nein, auch da hat es nicht angefangen …
    Tatsächlich hatte das Ganze in einem Wald in Somerset begonnen, wo zwei Gesetzlose aus den Bäumen gesprungen waren, grün und schwarz, phantastische, heidnische Körper, mit Blättern bedeckt, und sie hatte einen von ihnen getötet, um ihr Leben und das der Männer zu retten, die bei ihr waren. Und sich damit den nicht enden wollenden Hass des anderen eingehandelt.
    Die Düsternis in dieser Höhle mit ihrem gefilterten Licht war nicht so verschieden von der auf der Lichtung, wo Wolf sich aufgespießt und Scarry auf Latein um ihn geklagt hatte.
    Und hierher hat es mich gebracht. Den ganzen Weg von dort nach hier.
    Sie hörte ein leichtes Schnarchen, der
Perfectus
war eingeschlafen. Ihre drei Männer redeten leise miteinander …
    »Es ist Scarry, ich sage es euch. Von Beginn an schon. Der einzige Feind, den sie sich je gemacht hat.«
    »Jepp. Und dieser schwarzgesichtige Bussard, der das Kreuz aus ’m Stall gestohlen hat? War das Scarry?«
    »Ich weiß verflucht nicht, wie Scarry aussieht, oder? Hab den Dreckskerl nie gesehen.«
    Excalibur. Noch ein Diebstahl, nicht eines Lebens diesmal, aber von etwas, das Henry ihr anvertraut hatte, wie er ihr auch seine Tochter anvertraut hatte. Scarry hatte ihr beides genommen und sie dort versagen lassen, wo ihr ganzer Stolz lag, in der Erfüllung ihrer Pflicht.
    Mansur kniete vor ihr. »Ich kenne dich«, sagte er. »Es ist nicht deine

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