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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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ebenfalls langsam voran.
    „Der Boden ist verdammt glatt“, hörte Steinhagen einen von ihnen fluchen.
    Der andere Mann kam zurück, zog seine Jacke aus und blickte sich hektisch um. Dann kniete er sich hin und schaufelte mit seinen Händen Sand auf die Jacke. Schließlich kam der zweite Mann hinzu und tat dasselbe.
    „Es ist zu glatt. So können wir die Brücke nie überqueren“, erklärten sie, während sie immer mehr Sand auf dem goldenen Boden verteilten.
    Endlich stand auch Steinhagen auf dem Scheitelpunkt der Brücke. Die Körper der Toten lagen hingestreckt vor ihm; feine Rinnsale von Blut liefen aus etlichen Wunden.
    „Eine raffinierte Falle“, bemerkte einer der beiden Männer. „Sehen Sie die Dornen dort?“
    Zwischen den goldenen Steinen am unteren Ende der Brücke steckten große, spitze Dornen. Die Kameraden hatten keine Chance gehabt. Die Dornen hatten die Männer regelrecht aufgespießt, als sie gestürzt waren. Angewidert wandte sich Steinhagen ab, während die Schwarzen Engel den Boden weiterhin mit Sand bestreuten. Schließlich konnten sie gefahrlos den Abstieg wagen.
    Auf der anderen Seite der Schlucht tat sich ein Eingang vor ihnen auf. Jäh erschallte wildes Geheul wie von einem Wolf. Es wurde rasch lauter, flinke Schritte tippelten auf dem Steinboden, etwas wetzte an dem Felsgestein entlang. Die Schwarzen Engel zogen ihre Waffen und schützten Steinhagen. Er verharrte regungslos. Sein Blick fiel auf eine mannshohe Öffnung links vom Stollen. Noch bevor er etwas sagen konnte, erschien eine grauenhafte, wolfsähnliche Bestie. Lange Reißzähne in dem weit geöffneten Maul, rot glühende Augen, das zottelige Feld blutverschmiert, riesige Klauen an den Läufen. Die Schwarzen Engel schossen sofort. Aber der massige Körper der Bestie riss den ersten Mann bereits zu Boden, die Reißzähne bohrten sich in seine Kehle. Von Furcht erfüllt rannte Steinhagen in den Stollen hinein, nur fort von diesem grauenhaften Tier. Die Schießerei brach ab, Knurren und Wimmern war zu hören. Die Schwarzen Engel waren chancenlos gegen diesen Höllenhund. Die Bestie heulte auf; es klang wie ein triumphaler Siegesschrei.
    Steinhagen floh derweil immer tiefer in den Stollen. Das Licht nahm dabei stetig zu, zeichnete bizarre Schatten an den gezackten Felswänden. Ihm blieb keine Zeit zum Nachdenken; er wusste nur, dass der Schatz nicht mehr weit war. Seine Schritte verlangsamten sich, er rang nach Atem. Als er die nächste Biegung nahm, blieb er wie erstarrt stehen. Reichtümer soweit das Auge sehen konnte. Ein Lichtschein, heller als alle Sonnen zusammen. Gold- und Silbermünzen, goldene Fibeln, Armreife, Diademe, Rüstungen, Pokale, Goldhelme, Schilde mit Smaragden verziert, Truhen voll Perlen. Der Hort der Nibelungen! Steinhagen hatte ihn gefunden – den größten Schatz der Menschheit. Er stand nur mit offenem Mund da und glaubte sich wie in einem Traum. Er war am Ziel.
    Die harten Worte Brünhilds hatten Hannah zusammenzucken lassen. Sie wollte nicht glauben, was geschah. Wie angewurzelt stand sie an dem Sarkophag.
    „Warum so überrascht?“
    Nur zögerlich glitt Hannahs Blick nach rechts. Ihr Körper zitterte, das Herz pochte wild. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Dort stand sie - Brünhild, der nach Blut dürstende Dämon. Es war ihre Freundin Beate! Sie hatte sich in die Walküre verwandelt. Nun trug sie ein langes, violettes Gewand. Ihre Augen waren stark mit blauer Tusche betont. Eine kranzähnliche Krone krönte ihr Haupt. Langes, blondes Haar floss ihr bis auf den Rücken. Hannah rang nach Atem. All die Monate hatte sie an Beates Seite verbracht, viele schöne Stunden genossen. Doch es war nur eine Täuschung gewesen. Als Beate hatte Brünhild sie schließlich eingefangen, umgarnt mit ihrer Leidenschaft und Hannah hatte sich nicht wehren wollen. Jetzt war sie in Brünhilds Gewalt.
    „Julia! Lauf weg!“, schrie Hannah spontan.
    Das Mädchen zögerte, entfernte sich lediglich einige Schritte von Brünhild.
    „Julia“, hauchte Hannah.
    „Ja, flieh“, triumphierte Brünhild, „und die Welt wird im nächsten Augenblick untergehen. Auch du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, Julia.“
    Jäh erhellte sich die Gruft, dort, wo die Stufen waren. Die Treppe wandelte sich in eine schmale, hohe Brücke, der Raum dahinter dehnte sich aus, die Wände verschwammen in dichtem Nebel. Doch Glanz erfüllte den Ort, der Nebel glühte förmlich wie von tausend Lampen erhellt. Die Szenerie erinnerte

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