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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Wink gegeben. Gnadenlos erschossen sie die Männer. Tödlich getroffen sanken sie zu Boden.
    „Was für törichte Helden.“ Zufrieden wandte sich Steinhagen ab. „Vorwärts, Männer. Es kann nicht mehr weit sein.“
    Zielstrebig ging er in den rechten Stollen hinein, um ihn zu erkunden.
    Wie Donner hallte es durch das unterirdische Gewölbe. Hannah zuckte zusammen, als das Knallen in ihren Ohren dröhnte. Erschrocken blieb sie stehen. Julia krallte sich verschreckt an sie.
    „Was war das?“, fragte Beate überrascht.
    „Ich weiß es nicht“, stotterte Hannah.
    Verwirrt leuchtete sie den Gang aus. Aber die Umgebung hatte sich nicht verändert, außer, dass es zunehmend feuchter wurde. Wasser tropfte von der Decke, der Sand auf dem Boden war matschig. Hannah fand keine Erklärung für das plötzliche Knallen. Fragend schaute sie Beate an. Doch die Frau zuckte lediglich mit den Achseln. Befangen blickte Hannah erneut in den Korridor. In einiger Entfernung zeichneten sich lose Mauersteine vor der Wand ab. War es das, was sie vermutete? Aber das konnte nicht die Ursache des Knalls gewesen sein.
    „Kommt“, sprach Hannah aufgeregt.
    Ihr Atem beschleunigte sich, als sie den Gang entlang eilte. Ihre Anspannung wuchs. Sie ließ den Lichtschein nicht mehr von den Mauersteinen. Jemand musste sie heraus gebrochen haben. War das die Stelle, an der Professor Neumann vor 99 Jahren gestanden hatte? Dann sah Hannah das Loch in der Wand.
    „Schaut euch das an“, hauchte sie.
    Julia und Beate näherten sich erwartungsvoll. Niemand sprach ein Wort. Hannah leuchtete mit der Taschenlampe durch die große Öffnung. Ein Gewölbe zeichnete sich ab. Links führten flache Treppenstufen nach oben, doch eine Mauer versperrte schließlich den Weg. Auf der rechten Seite erhoben sich sieben mächtige Sarkophage. Die Deckel mit den lebensgroßen Reliefs von Menschen lagen zerbrochen daneben. Hannah spürte das Pochen ihres Herzen in jeder Faser ihres Körpers. Sie keuchte. Konnte das wirklich sein? Sie hätte am liebsten einen Freudenschrei ausgestoßen, doch der Augenblick nahm sie gefangen. Sie hatten die Krypta der Nibelungen gefunden! Der Ort, an dem das Verhängnis seinen Anfang genommen hatte.
    Ehrfürchtig stieg Hannah durch die Öffnung und schaute sich um. Einst musste die Gruft reich verziert gewesen sein. Doch die Skulpturen waren längst verwittert, ebenso war die Farbe von den Wänden abgeblättert. Achtsam näherte sie sich den Sarkophagen, achtete auf jeden Schritt. Julia und Beate folgten zögernd. Der nächste Anblick ließ Hannah zurückschrecken. Schädel zeigten sich in den Lichtkegeln. Dazu Knochenreste, überwiegend schon zu Staub verfallen. Das waren der Professor und seine Studenten.
    „Ist es das, wonach wir gesucht haben?“, fragte Beate leise.
    Hannah nickte, während sie sich weiter umsah. „Hier muss sie gelegen haben, Brünhild, die Gemahlin König Gunthers.“
    Die meisten Sarkophage waren offen, bei zwei Särgen war der Deckel aufgebrochen, aber sie waren alle leer. Der siebte Sarkophag war als einziger unbeschädigt. Sein Deckel lag orthogonal oben auf. Das Relief zeigte eine weibliche Würdenträgerin. Für Hannah bestand kein Zweifel: Das musste Brünhilds Sarkophag gewesen sein. Mit klopfendem Herzen spähte sie in die Sargwanne. Leer - wie erwartet. Angespannt wandte sie sich um und schaute zu Julia und Beate.
    „Jetzt wissen wir, wo sie all die Jahrhunderte gelegen hat“, murmelte Hannah. „Aber wo bist du?“
    Die Entscheidung war gefordert.
    „Zeig dich!“, rief sie zornig.
    Ihre Worte hallten an den Gewölbewänden wider.
    Entschlossenheit packte sie. „Wo bist du, Brünhild? Ich bin bereit!“
    Erneut lauschte sie dem Echo ihrer Stimme.
    „Ich bin hier, Tochter des Jägers“, schallte jäh die Antwort von überall her. „Du bist zu mir gekommen.“
    Hannah hatte eine Antwort erwartet, dennoch zuckte sie unwillkürlich zusammen. Etwas Hartes lag in den Worten, es klang fast wie Hass. Und sie erkannte die Stimme. Abrupt packte ein Zittern ihren Körper.
    Röwer und Hansen waren dem Stollen immer weiter gefolgt und hatten mittlerweile das Labyrinth erreicht.
    Der Kommissar hatte kaum Zeit zum Nachdenken gehabt. Die Existenz eines dämonischen Wesens schien ihm nach wie vor absurd; er musste Brünhild mit eigenen Augen sehen, um es zu glauben. Zudem hatte Hansen ihm eine erschreckende Wahrheit offenbart. Das Schwert mit Namen Tirfing, das bereits der Professor erwähnt hatte, war die

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