Der Fluch des Andvari (German Edition)
als sie den Schatz versteckt haben. Vor zwei Wochen haben Steinhagens Ingenieure diese Höhle gefunden und das Tor ausgegraben. Sehen Sie den oberen Stollen?“, fragte Hansen und wies darauf.
Röwer folgte dem Wink.
„Das ist der Zugang zum Hort der Nibelungen“, fuhr er atemlos fort.
„Woher wissen Sie das?“, fragte der Kommissar skeptisch.
Hansen grinste. „Ich weiß es nicht. Aber nennen Sie mir einen plausiblen Grund, warum Steinhagen an einem Feiertag diesen Ort aufsucht. Seine Leute müssen etwas äußerst Brisantes entdeckt haben.“
„Sie haben ihn beschattet?“
„Natürlich. Die Wächter des Lichts haben ihre Augen und Ohren überall.“
„Na schön, dann gehen Sie voran“, sagte Röwer und deutete auf die Leiter.
„Wie Sie wünschen.“
Rasch kletterten die beiden Männer die Sprossen hinauf. Oben angekommen, eröffnete sich ein dunkler Stollen vor ihnen. Hansen drückte dem Kommissar eine Taschenlampe in die Hand.
„Folgen Sie mir“, sagte der Agent. „Wir müssen Steinhagen finden.“
Ruhelos schloss sich der Kommissar ihm an.
Mittlerweile war Steinhagen mit seinen Männern weiter vorgedrungen. Der Stollen hatte sich zu einem wahren Labyrinth aufgespalten: Wege führten im Kreis oder endeten blind. Die Männer kamen immer wieder an bekannte Punkte zurück, erkundeten die nächste Verzweigung, der sie hoffnungsvoll folgten - doch es war zwecklos. Frustration breitete sich aus. Missmut zeichnete die Gesichter der Männer. Doch Steinhagen ignorierte die Stimmung. Irgendwo musste der richtige Stollen sein, der Weg, der zum Schatz führte.
Hagen von Tronje hatte ein gutes Versteck gewählt!
Aus lauter Verzweiflung fertigte einer der Männer eine Karte des Labyrinths an, die er aber immer wieder revidieren musste. Angesprühte Farbe an den Wänden half ihnen, die Orientierung nicht völlig zu verlieren. Doch es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Eine gespenstische Dunkelheit umgab sie, immer wieder durch die Strahlen der Taschenlampen durchbohrt.
Inzwischen war es empfindlich kalt geworden. Feuchtigkeit kondensierte an dem Felsgestein, überall tropfte es. Hier und da waberten Nebelschleier. Dazu dieses beständige Rauschen von Wasser. Waren sie direkt unter dem Rhein?
Erneut erreichten die Männer eine Verzweigung. Drei Stollen eröffneten sich vor ihnen. Die Farbe an den Wänden zeigte ihnen, dass sie bereits hier gewesen waren. Steinhagen sah sich prüfend um. Wieder das Gleiche; die Pfade verloren sich in der Dunkelheit.
„Im mittleren Stollen waren wir bereits“, äußerte der Mann mit der Karte. „Was entscheiden Sie, Herr Steinhagen? Rechts oder links?“
„Wir sollten umkehren“, kam ihm einer der beiden Ingenieure zuvor.
Überrascht blickte Steinhagen den Mann an.
„Mir ist nicht wohl bei der Sache“, fuhr er verunsichert fort.
„Haben Sie Angst?“
„Mein Kollege hat Recht“, pflichtete der andere Ingenieur ihm bei. „Schauen Sie sich doch mal um. Wir haben völlig die Orientierung verloren.“
„Blödsinn“, erwiderte Steinhagen entschlossen.
„Wohin führt uns der nächste Weg? Nur wieder im Kreis herum.“
„Dann gehen wir im Kreis.“
„Nein, es hat keinen Sinn. Wir gehen nicht weiter.“ Auf Zustimmung hoffend, schaute er seinen Kollegen an, der daraufhin billigend nickte.
Steinhagens Miene verfinsterte sich. „Das heißt, Sie verweigern mir die Gefolgschaft.“
„Ja.“
„Und die Aussicht mit einer sensationellen Entdeckung berühmt zu werden?“, ergänzte er.
„Was hoffen Sie denn, hier noch zu finden?“
„Das steht nicht zur Debatte.“
„Entweder Sie sagen uns, was Sie wirklich suchen, Herr Steinhagen, oder wir kehren um.“
„Sie drohen mir?“
„Nennen Sie es, wie Sie es wollen. Hier gibt es jedenfalls nichts mehr zu entdecken.“
„So? Meinen Sie?“, erboste sich Steinhagen. Er überlegte blitzschnell. Im Grunde benötigte er die Unterstützung der beiden Ingenieure nicht mehr. Sie hatten die Pforte gefunden. Er war auf dem richtigen Weg, der Schatz lag hier verborgen. Den Rest könnte er mit seinen Männern allein erledigen. Ein Grinsen erfasste sein Gesicht. „Nun, wenn Sie auf den Ruhm verzichten wollen, dann sollten Sie umkehren.“
Die beiden Ingenieure sahen sich verblüfft an.
„Aber Sie verstehen sicherlich, dass ich Sie nicht gehen lassen kann. Sie wissen zu viel.“
„Was wollen Sie damit ...?“
Weiter kamen die beiden Ingenieure nicht, denn Steinhagen hatte den Schwarzen Engeln bereits einen
Weitere Kostenlose Bücher