Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
Vom Netzwerk:
geheime Sekte, wie die Presse damals spekuliert hatte?
    Hannah benötigte mehr Informationen, um eine eigene Theorie zu entwickeln. Sie musste ihre Kontakte nutzen. Die erste Email, die sie schrieb, sandte sie an eine ehemalige Kollegin in Köln, die für das Kriminalressort arbeitete. Von ihr wusste Hannah, dass sie gute Kontakte zur Polizei besaß. Vielleicht konnte sie Kopien aus den Untersuchungsakten beschaffen. Die zweite Email ging an einen Referenten, der im Dienste des nordrhein-westfälischen Innenministeriums stand. Sie musste grinsen, dachte an die erste Begegnung mit ihm. Er war in sie verknallt gewesen und konnte ihr noch heute keinen Wunsch ausschlagen. Dann schaltete sie den PC aus. Sie wollte nun erst einmal abwarten, welche Resonanz sie auf ihre Anfragen bekommen würde.
    Ihr Blick fiel auf den Tischwecker. Es war schon nach Mitternacht.
    Hannah gähnte unwillkürlich, streckte sich auf dem Stuhl. Zeit, um ins Bett zu gehen. Rasch putzte sie sich die Zähne, bevor sie ins Schlafzimmer ging. Sehnsüchte überkamen sie, als sie die große Wandtapete an der Kopfseite des Bettes betrachtete. Ein feiner, weißer Sandstrand unter Palmen, Sonnenschein, dazu das türkisblaue Wasser der Südsee. Müde streckte sie sich auf dem breiten Bett aus, spürte die angenehme Kühle des Satinlakens auf ihrer nackten Haut. Ein leichtes Kribbeln überfiel sie. Im Januar hatte sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen. Er hieß Steffen Hansen, Vorstandsmitglied im Verlagshaus ihres Vaters, ein ehrgeiziger, aber charmanter junger Mann. Sie kannte ihn seit einem Jahr und sie mochte ihn, schätzte seine Nähe. Doch sie scheute letztendlich die feste Bindung. Auch wenn er ihr seitdem nette Briefe schrieb und sie öfters anrief. Sie waren gute Freunde - mehr wollte sie im Moment nicht. Dann schaltete sie die Nachttischlampe aus und schloss die Augen.
Donnerstag, 20. April
    Am nächsten Morgen saß Hannah im Verlagsbüro und starrte auf den Computermonitor. Sie wollte noch einmal einige prägnante Abschnitte des Romans lesen, den sie zurzeit lektorierte, um sich für das Layout des Buchumschlages zu inspirieren. Aber sie schaffte es nicht, sich darauf zu konzentrieren. Dabei war das Manuskript nicht weniger spannend und im Grunde auch ein mysteriöser Kriminalfall. Doch es war nur eine Geschichte. Hannah kam vom Anblick des verstümmelten Körpers nicht mehr los. Vergangene Nacht hatte sie gar davon geträumt. Noch einmal hatte sie die schrecklichen Minuten erlebt. Plötzlich waren mehrere Gestalten in dunklen Kutten aufgetaucht. Aus ihrer Mitte hatte sich eine Frau gelöst – völlig in Schwarz gekleidet, mit langem, blondem Haar. Sie hatte kein Wort gesprochen, Hannah nur angeschaut und gemustert. Dann waren alle Gestalten verschwunden und Kommissar Röwer war auf Hannah zugekommen. In diesem Moment war sie aufgewacht. Die Gedanken daran ließen Hannah frösteln. Denn sie spürte, dass irgendetwas in ihr vorging. Seit Wochen träumte sie Dinge, die mehr waren als nur die unbewusste Bewältigung des Tages. Es waren Botschaften - davon war Hannah überzeugt.
    Da klopfte es. Eine junge, brünette Frau betrat das Büro. „Hallo, Hanni.“
    Hannah erschrak unwillkürlich.
    „Alles klar bei dir?“
    „Oh, hallo, Bea“, stotterte sie.
    Beate war Witteks Tochter. Sie hatte Grafikdesign studiert und war für die Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung der Buchumschläge verantwortlich.
    „Ist es wirklich schon so spät?“ Verwirrt sah Hannah auf ihre Armbanduhr. Kurz nach zehn Uhr. Sie musste fast eine Stunde in Gedanken versunken gewesen sein. Rasch erhob sie sich. „Es ist schön, dich zu sehen, Bea. Wie war dein Ostern?“
    Beide Frauen begrüßten sich mit einer freudigen Umarmung und einem Kuss auf die Wangen.
    „Schön. Ich habe nur gefaulenzt. Du scheinst mir aber gar nicht bei der Sache zu sein“, erwiderte Beate und legte ihre flache Aktenmappe auf einen Tisch. „Kein Wunder bei dem, was du gestern erlebt hast.“ Mitleid lag in ihrem Blick.
    „Du weißt davon?“
    „Mein Vater hat mir alles erzählt.“ Sie setzte sich an den Tisch. „Hannah, wie fühlst du dich denn?“
    Hannah rollte mit ihrem Stuhl heran. „Nicht besonders, wenn ich ehrlich bin. Aber - wir sollten über etwas anderes reden.“
    „Okay“, reagierte Beate freudig darauf. „Wie gefällt dir das Manuskript?“
    „Erstklassig. Eine gelungene Geschichte. Sie wird sich bestimmt gut verkaufen.“
    „Das will ich doch hoffen“, stimmte

Weitere Kostenlose Bücher