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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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hatten Hannah nicht geholfen. Den ganzen Tag über konnte sie an nichts anderes denken, als an diesen grausigen Mord. Sie war dem Tod leibhaftig begegnet, er war nicht fern hinter der Mattscheibe der Nachrichtensendungen verborgen. Das Opfer war eine junge Frau, die noch das ganze Leben vor sich gehabt hatte. Warum musste sie sterben? Warum hatten all die anderen Frauen sterben müssen? Aus dem anfänglichen Schock war Wut geworden, Entschlossenheit, gegen dieses Übel vorzugehen. Ihre journalistische Neugier war geweckt. Sie war davon überzeugt, dass die Polizei damals den falschen Mann verhaftet hatte. Ein Plan reifte in ihrem Kopf heran, Ideen, wie sie vielleicht Licht ins Dunkel bringen konnte.
    Im Arbeitszimmer setzte sie sich an ihren PC. Rasch öffnete sie das Emailsystem. Sie hatte eine umfangreiche Adressenliste gespeichert von ehemaligen Kollegen in Köln, wo sie als Journalistin gearbeitet hatte, bis hin zu Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Einige von ihnen könnten ihr jetzt sicherlich helfen. Doch zunächst benötigte sie mehr Informationen über die Mordserie und die Indizien, die das BKA zusammengetragen hatte. Hannah verharrte einen Moment. Weißt du eigentlich, was du da tust, fragte sie sich selbst. Sie war Mutter eines 11-jährigen Mädchens, das nach der Trennung von ihrem Lebenspartner eine schwierige Zeit durchlebte. Doch Hannah verspürte einen inneren Drang, der sie anhielt, das Mysterium zu erforschen. Rasch wischte sie ihre Bedenken fort. Sie hatte bereits eine Liste mit den gängigen Lokalzeitungen erstellt. Jetzt war Geduld und Ausdauer gefragt. Zuerst rief sie die Homepage der FAZ auf und klickte auf den Link für Archiv, in der Hoffnung auf konkrete Artikel.
    So verging die Zeit.
    Zwischenzeitlich hatte Hannah ein Risotto-Gericht in der Mikrowelle erwärmt, das sie, fast ohne es wahrzunehmen, aß. Zu sehr konzentrierte sie sich auf die Suche. Doch ihre Ausdauer wurde belohnt. Sie stieß auf die Berichte, die Wittek erwähnt hatte. Auf den Internet-Seiten gab es sogar noch mehr Informationen und aufregende Spekulationen. Hannah hatte sich Bookmarks gesetzt und zudem die wichtigsten Seiten ausgedruckt. Nachdenklich lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück, spielte mit dem Textmarker in ihrer Hand. Das Ergebnis der Recherche überraschte sie positiv, doch es machte sie gleichzeitig noch betroffener. Das Grauen war fassbar geworden. Schicksale zeigten sich hinter den Morden. Ein Kribbeln jagte Hannah die Wirbelsäule hinunter und für einen Moment dachte sie daran, die ganze Sache tatsächlich sofort zu vergessen. Da erinnerte sie sich an ihren Gedanken vom Morgen. Sicherlich gab es schon Berichte über den neuen Mordfall. Rasch wechselte sie zur Homepage der Allgemeinen Zeitung und wählte den Link über Lokales aus Mainz. Nach wenigen Sekunden fand sie den entsprechenden Artikel. Hastig überflog sie den Text.
    „Das ist doch unglaublich“, empörte sie sich.
    Der Polizeisprecher hatte erklärt, dass die unbekannte Tote gegen acht Uhr von einer Anwohnerin gefunden worden war. Aber die Todesursache wurde mit Stichwunde im Oberkörper angegeben. Das war eine Lüge! Sofort fuhr Hannah vom Stuhl hoch und wollte zur Garderobe, wo sie die Visitenkarte des Kommissars noch immer in ihrer Regenjacke hatte. Doch sie kam nur bis zur Zimmertür.
    „Jetzt denk erst mal in Ruhe nach“, sprach sie zu sich selbst, „bevor du vielleicht einen Fehler machst.“
    Sie verharrte am Türpfosten und starrte auf den Computermonitor. Warum vertuschte die Polizei die wahren Fakten? Langsam ging sie zum PC zurück. Es war an der Zeit, sich näher mit den Spekulationen der Journalisten zu befassen. Entschlossen setzte sie sich wieder auf den Stuhl, nahm die Ausdrucke vom Laserdrucker und griff nach dem roten Textmarker. Die erste Tote wurde im Juni 1956 bei Weiterstadt gefunden. Die Frau war 33 Jahre alt und die Tochter eines Landwirts gewesen. Sieben Jahre später war eine zweite Leiche gefunden worden. Hannah stutzte. Rasch las sie noch einmal den Artikel vom vorletzten Mordfall. Das war der ‚rote Faden‘. Alle Opfer waren 33 Jahre alt. Und sie waren alle zwischen April und Juni getötet worden, wie Hannah ergänzend feststellte. Sie war einem Ritual auf der Spur! Aber es musste noch mehr Gemeinsamkeiten geben.
    Nachdenklich sah sie auf. In ihrem Kopf jagten sich die wildesten Gedanken. War es wirklich nur ein Täter gewesen, wie die Polizei behauptet hatte? Oder vielleicht doch eine Gruppe, eine

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