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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Bernhardt Wittek zu, der in der Tür erschien. „Ich bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden, Frau Jenning. Das wollte ich Ihnen nur einmal sagen.“
    „Vielen Dank, Herr Wittek. Das freut mich.“
    „Es war eine gute Entscheidung Ihres Vaters“, fügte er noch hinzu. Dann wandte er sich ab und ging den Korridor entlang.
    „Väter“, neckte Beate. „Sie meinen immer zu wissen, was das Beste für ihre Kinder ist.“
    Hannah sah sie überrascht an. „Ich kann mich nicht beklagen. Mein Vater ist der liebste Mensch, den ich kenne.“
    „Das mag für dich gelten“, warf Beate ein.
    Hannah stockte. „Wie meinst du das?“
    „Dein Vater ist Vorstandsvorsitzender des größten Verlagshauses in Deutschland. Und er hat dazu noch diverse Aufsichtsratsmandate in anderen Unternehmen. Meinst du, das kommt von ungefähr?“
    „Er weiß eben, wie man Geschäfte macht“, konterte sie. „Außerdem stiftet er oft genug für wohltätige Zwecke, was vielen Menschen zu Gute kommt.“
    „Ich will dir deinen Vater doch nicht abspenstig machen, Hannah. Er ist ein angesehener und einflussreicher Mann.“
    „Was du bei deinem Vater vielleicht vermisst?“
    Beate schüttelte den Kopf und lachte. „Nein. Ich finde es halt nur nicht gut, wenn sich Eltern zu sehr in das Leben ihrer Kinder einmischen. Wenn mein Vater mich gegängelt hätte, wäre ich bestimmt von Zuhause ausgerissen.“
    Obwohl Hannah seit Monaten mit Beate befreundet war, wusste sie kaum etwas über die Familie Wittek, außer, dass sich Vater und Tochter gut verstanden und er sein Leben auch ohne seine früh verstorbene Frau meisterte. Doch Beate hatte nicht Unrecht. Hannah hatte Germanistik und Journalistik studiert, genau wie ihr älterer Bruder. Heute sah sie es als Fügung des Schicksals, denn nun war sie die Erbin des Imperiums. Ihr Bruder war vor einem Jahr beim Absturz seines Privatjets in der Schweiz mitsamt Familie ums Leben gekommen. Ein tragischer Unfall, der ihren Vater in eine tiefe Krise gestürzt hatte. Jetzt war sie sein einziges Kind. Und seine Fürsorge, die sie seitdem verstärkt erfuhr, erdrückte sie mitunter. Dennoch liebte sie ihren Vater über alles. Er hatte sofort auf ihre Bedenken reagiert, als sie mit der Medienberichterstattung gebrochen hatte. Bei Bernhardt Wittek fühlte sie sich mittlerweile wohl. Hier war sie ihrer kindlichen Leidenschaft - der Mythologie - näher als je zuvor. Aber eines Tages musste sie sich entscheiden, ob sie das Erbe ihres Vaters wirklich antreten wollte oder nicht. Seit drei Generationen befanden sich Unternehmen und Aktienmehrheit in Familienbesitz.
    Gedankenversunken sah Hannah Beate an, bis diese fragte: „Was ist denn nun mit dem Manuskript? Die Leser werden mit einem leeren Umschlag nicht zufrieden sein.“
    Hannah musste lachen, wovon auch Beate erfasst wurde. „Dann wollen wir den Umsatz des Verlages mal weiter fördern.“
    „Ich bin ganz Ohr.“
    Die beiden Frauen witzelten noch ein wenig, bis sie sich schließlich auf die Arbeit konzentrierten.

    München-Neuperlach.
    Nachdenklich stand Karl-Ludwig Steinhagen am Fenster seines Büros im 23. Stockwerk. Sein Blick schweifte über die umliegenden Häuser. Dunkle Wolken hingen tief über der Metropole; Regen klatschte gegen die Scheiben. Äußerlich wirkte er wie immer ruhig und gelassen, doch in seinem Inneren tobte es. Fast 20 Jahre hatte er auf diesen Tag gewartet. Endlich schien sich sein Lebenstraum zu erfüllen. Die Entscheidung stand kurz bevor. Zwei Geologen hatten sich angemeldet. Dann würde er Gewissheit bekommen. Wiederholt sah er auf seine Armbanduhr, bevor er sich erwartungsvoll dem schwarzhaarigen Hünen zuwandte, der vor seinem Schreibtisch stand und ihn mit seinen dunklen Augen fixierte.
    „Das war gute Arbeit, Holler“, sagte Steinhagen. „Ich hoffe, es hat Sie niemand bemerkt.“
    „Die Schwarzen Engel Odins arbeiten stets schnell und effektiv“, erwiderte er ungerührt.
    Die Schwarzen Engel Odins - sie waren eine Killertruppe, die auf Befehl tötete. Eine Bande von Schlägern und ehemaligen Söldnern. Und Holler war der Anführer, der Todesengel. Er war ein Mann ohne Skrupel.
    Zufrieden nahm Steinhagen die Fotoabzüge vom Schreibtisch auf. Sie zeigten Hannah Jenning, wie sie die Tote fand, wie sie sich mit dem Kommissar unterhielt und wie sie schließlich mit ihrem Fahrrad davonfuhr. Seit einem Jahr befasste er sich mit der jungen Frau und deren Tochter, ließ sie von den Schwarzen Engeln beobachten. Sie waren zwei liebenswerte

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