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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Steinhagen mit dem Orden ...?“
    „Ich muss es leider vermuten. Er ist ein einflussreicher Mann, der genau in das Profil der Ordensmitglieder passt.“
    Hannah konnte es nicht fassen. „Dieser Mann geht bei meinem Vater ein und aus.“
    Einige Male hatten sie sogar gemeinsam mit Steinhagen zu Abend gegessen. Sie fühlte einen jähen Druck im Bauch. Er war einer dieser Schlächter!
    „Ihr Wissen bringt Sie jetzt in eine brenzlige Situation, Hannah“, mahnte Röwer eindringlich. „Sie dürfen es Ihrem Vater gegenüber niemals erwähnen. Es könnte Steinhagen warnen und wir wären beide in tödlicher Gefahr. Haben Sie mich verstanden?“
    „Ja, ja“, nickte sie aufgeregt und sah ihn fahrig an. „Ich werde mich zusammenreißen.“
    Viel mehr beunruhigte sie, welche Rolle ihr Vater spielte. Nein, der Gedanke war absurd. Er war Verleger mit Leib und Seele, für ihn zählte nur das geschriebene Wort. Und er war ihr Vater!
    Der Kommissar fasste sie an den Schultern. Ein strenger Blick zeichnete sein Gesicht. „Hannah, Sie müssen gelassen bleiben. Ein falsches Wort, eine unbedachte Aktion ... aber ich verspreche Ihnen etwas.“
    Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    „Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas passiert. Ich werde diesen Orden zerschlagen.“
    Seine Worte überzeugten sie von seiner Ehrlichkeit. „Dann bleiben wir in Kontakt?“
    „Ja, das werden wir.“
    Für einen Moment sahen sich beide versonnen an. Ein Glitzern lag in Röwers Augen. Er war ganz nah bei ihr.
    „Ich muss jetzt nach Hause“, wich Hannah ihm abrupt aus und erhob sich. „Meine Tochter kommt bald und wir wollen heute Abend zum Bowling.“
    Er blickte überrascht. „Bowling?“
    „Ja. Wieso?“
    „Ach, nichts“, verwarf er ihre Frage.
    Hannah machte einige Schritte und drehte sich nochmals um. „Wenn Sie möchten, können Sie mich morgen früh um halb acht abholen. Dann gehen wir wieder zusammen frühstücken, und Sie können mir von Ihren Fortschritten erzählen.“
    „Einverstanden. Halb acht.“
    „Wir sehen uns“, entgegnete sie beschwingt und winkte ihm zum Abschied zu.
    Er erwiderte die Geste. Hannah wandte sich schließlich ab. Ein wohliges Gefühl erfasste sie. Jochen Röwer war ein sympathischer und attraktiver Mann, der ihr zugeneigt schien. Und was sagte ihr Herz? Sollte sie vielleicht doch einen Versuch wagen?
    Unbemerkt hatte sich die blonde Frau im Hintergrund gehalten. Weder Röwer noch Hannah Jenning hatten Augen oder Ohren für die Umgebung gehabt. Sie waren völlig in ihr Gespräch vertieft gewesen, hatten eifrig über die Unterlagen diskutiert, die der Kommissar mitgebracht hatte.
    Brünhild hingegen war nicht eine Kleinigkeit entgangen. Mit ihren sensiblen Sinnen hatte sie alles aufgenommen. So waren ihr auch die beiden Männer aufgefallen, die Röwer verfolgten: Holler und ein Komplize. Sie dienten Karl-Ludwig Steinhagen, dem Treulosen. Brünhild wusste von den Ränkekämpfen und Intrigen innerhalb des Ordens. Dieses interne Machtstreben war so alt, wie der Orden selbst. Menschen strebten nach Macht, für viele war es der Inhalt ihres Lebens. Doch was war das für ein Leben? Brünhild selbst war Opfer einer derartigen Intrige geworden; König Gunnar wollte den Schatz für seine persönliche Bereicherung und für die Herrschaftsansprüche seines Reichs. Das hatte ihm letztendlich das Leben gekostet, wie so vielen Menschen, die sich von der Gier hatten blenden lassen.
    Für Brünhild zählte nur noch die Versöhnung, die Erlösung von ihrem Fluch. Und die Person, die ihr diese Erfüllung versprach, ging freudig die Fußgängerzone entlang: Hannah Jenning. Brünhilds Blick glitt zu Holler. Er verzerrte sich nach der Rothaarigen. Sie konnte seine Begierde fühlen. Noch ließ sie ihn gewähren, um das zerbrechliche Gleichgewicht des Ordens nicht zu gefährden. Sie bedurfte des Schatzes, war auf Steinhagens Erfolg am Binger Loch angewiesen. Sie sehnte sich nur nach einem einzigen Kleinod aus der unermesslichen Fülle an Kostbarkeiten, für sie war dieser Gegenstand wertvoller als all das Gold und Silber. Die übrigen Objekte würde sie den Menschen überlassen und das Schauspiel genießen, wie sie sich dann in ihrer Gier gegenseitig zerfleischen würden. Aber Brünhild würde leben, lange nachdem auch das letzte Mitglied des Ordens gestorben wäre.

    Unruhe erfüllte Julia, während sie schnell nach Hause radelte. Sie war nach der Schule an den Rhein hinunter gefahren, hatte sich dort auf eine Bank gesetzt und

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