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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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mit dem Buch begonnen, das ihr Hansen geschenkt hatte. Die Geschichte hatte sie so sehr gefesselt, dass sie darüber die Zeit vergessen hatte. Eilig stellte sie das Fahrrad im Hausflur ab. Ihre Mutter wartete sicherlich schon besorgt. Mit großen Schritten hetzte Julia die Stufen zur Mansarde hinauf und schloss die Wohnungstür auf.
    „Hallo, Mama“, rief sie und stellte ihren Rucksack in den Flur.

„Hallo, mein Schatz“, schallte es aus der Küche.
    Julia hängte ihre Jacke an die Garderobe und ging zu ihrer Mutter, die das Abendessen zubereitete. Statt eines Donnerwetters, das das Mädchen erwartet hatte, kam nur die Feststellung: „Du bist spät heute.“
    Mutter und Tochter umarmten sich.
    „War etwas Besonderes?“
    Julia nickte. „Ich soll dich von Steffen grüßen.“
    „Steffen?“
    „Ja. Er war in der Schule und hat mir ein Buch geschenkt.“
    Ihre Mutter stutzte. „So? Was hat er denn gesagt?“
    „Nichts. Er ist geschäftlich hier.“
    „Nichts? Will er heute Abend ...?“
    „Er hat eine Besprechung in Frankfurt“, fiel sie ihr ins Wort.
    „Aha.“
    Julia wusste nicht, ob ihre Mutter nun überrascht oder beleidigt war. Das Mädchen konnte auf Hansens Gegenwart sehr gut verzichten.
    „Na, dann können wir ja in Ruhe essen.“ Sie holte einmal tief Luft. „Hör zu, mein Schatz. Ich bin gleich fertig damit. Um halb acht müssen wir in der Fun-Fabrik sein. Bea hat eine Bahn für uns reserviert.“
    „Okay, dann habe ich noch Zeit für meine Hausaufgaben.“
    Julia ignorierte das überraschte Gesicht ihrer Mutter und verschwand schnell in ihrem Zimmer. Über ihr Lesefieber hatte sie alles andere vergessen. Jetzt musste sie sich beeilen, um die Aufgaben gewissenhaft zu erledigen.
    Gedankenversunken fuhr Hannah die Äppelallee entlang. So richtig freuen konnte sie sich auf das Bowlingspiel nicht. Selbst ihre Tochter wirkte nicht so fröhlich wie sonst. Das Abendessen hatten sie schweigend verbracht. War vielleicht doch mehr mit Hansen gewesen? Hannah wusste, dass Julia ihn als Eindringling sah. Sie hatte Angst, er würde ihr die Mutter wegnehmen. Aber irgendwann würde sich Hannah wieder verlieben - davon war sie überzeugt.
    Schließlich erreichten sie die Fun-Fabrik. Schnell fand Hannah einen freien Parkplatz. Dann betraten sie das Bowling-Center und stiegen die Treppe hinauf ins obere Stockwerk. Vor ihnen erstreckte sich der Restaurantbereich, am Ende stand der Kassentresen. Rechts lagen die Bowlingbahnen, die gut frequentiert waren. Es war Happy Hour - alles zum halben Preis. Das Rollen der Kugeln und Fallen der Pins erfüllte die Halle; dazu das Gemurmel der Gäste und Spieler.
    Beate wartete bereits, saß an einem der Tische und trank einen Saft, während sie die Spieler beobachtete. Aber sie war nicht allein. Als Hannah den Mann an ihrer Seite erkannte, verschlug es ihr für einen Moment die Sprache. Es war Jochen Röwer. Auch der Kommissar sah sie verwirrt an.
    „Herr Röwer?“, stotterte Hannah, als sie die Worte wiederfand. „Was machen Sie denn hier?“
    „Das ist wirklich eine nette Überraschung“, erwiderte er ebenso irritiert und blickte zu Beate.
    „Oh, ich wusste nicht, dass ihr euch bereits kennt?“
    „Natürlich“, fand er schnell die Fassung wieder. „Habe ich dir nicht erzählt, dass ich Frau Jenning im Verlag getroffen habe?“
    Es war eine Lüge und sein Blick glitt zu Julia, die ihn skeptisch betrachtete. Eine unangenehme Situation, überlegte Hannah. Ihre Tochter war nicht dumm.
    „Sie hätten mir heute Nachmittag doch sagen können, dass Sie mit zum Bowlen kommen“, versuchte sie, die Lage zu retten.
    „Entschuldigung, Es sollte eine Überraschung werden.“
    „Das ist es in der Tat.“
    Für ihre Tochter schien der Sachverhalt damit erst einmal geklärt. Doch die Wahrheit sah anders aus. Zum ersten Mal zeigte sich Beate mit einem Partner. Aber warum ausgerechnet der Kommissar? Über jeden anderen Mann hätte sich Hannah für ihre Freundin gefreut, doch dass es Röwer war, war für sie wie ein Stich ins Herz.
    „Hallo, Julia“, grüßte Beate. „Na, wie geht‘s dir? Darf ich dir Jochen vorstellen.“
    „Der Dichter“, entgegnete Julia.
    „Dichter?“, fragte Beate.
    „Wir kennen uns auch schon“, erklärte Röwer. „Ich habe das Mädchen gestern Morgen zur Schule gefahren.“
    „So“, zeigte sich Beate überrascht. „Das hast du mir nicht erzählt.“
    „Wollen wir nicht lieber mit dem Spielen anfangen?“, versuchte Hannah, die

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