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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Kriminalist. In meiner Vorstellung gibt es keine Geister. Alles hat seinen realen Grund.“
    „Warum haben Sie mir dann von dem Ritus erzählt?“
    „Ich verstehe die Frage nicht.“
    „Wenn Sie nicht an die Möglichkeit einer Schattenwelt glauben, hätten Sie mir diese Akte nicht zeigen brauchen und wir hätten uns in Ihrem Büro treffen können.“
    Er blieb ernst. „Ich weiß, dass es mindestens sieben tote Frauen gibt. Ich weiß, dass es eine groß angelegte Verschwörung gibt, deren Ausmaß weit über meine Vorstellung hinausgeht.“
    „Entschuldigung, ich wollte Sie nicht kränken.“
    „Es ist einfach absurd. Der Schatz der Nibelungen“, entgegnete er ablehnend, „ist nur eine Legende. Es gibt ihn nicht. Auch wenn es Menschen geben mag, die daran glauben und es sich zur Lebensaufgabe machen, das Geheimnis zu lösen. Aber für einen mystischen Schatz zu töten - nein, das glaube ich nicht.“
    Hannah ließ sich nicht beirren. „Wer ist diese Frau, die da wiedererweckt worden sein soll?“
    „Ihr Name ist Brünhild.“
    „Die Walküre Odins und Gemahlin König Gunthers.“
    „Walküre?“
    „Sie scheinen nicht sehr vertraut mit Mythologie“, äußerte sie verschmitzt.
    Er schüttelte den Kopf. „Geschichte war nie meine Stärke.“
    „Walküren sind germanische Schicksalsfrauen. Sie entschieden über Leben oder Tod der kämpfenden Nordmannen auf den Schlachtfeldern. Auf Rossen und in Kriegsrüstung ritten sie über den Himmel und erwählten die Tapfersten für Walhall, dem Paradies der Germanen.“
    „Und was sagt uns das?“
    „Die Walküren gehören zur Gruppe der Disen, was eine Kollektivbezeichnung für die nordgermanischen Fruchtbarkeits- und Schicksalsgöttinnen ist. Das würde erklären, warum die Opfer vor ihrem Tod geschändet werden. Hier verbinden sich Leben und Tod in tragischer Weise.“
    „Ich bin wirklich beeindruckt, Hannah“, gab er anerkennend zu. „Ihr Wissen könnte mir sehr nützlich sein. Sie kennen sich mit Geschichte und Mystik aus. Ich bin leider nur ein einfacher Kriminalist“, versuchte er, sie zu gewinnen.
    Das ist ein interessantes Angebot, überlegte Hannah. Es würde ihr die Gelegenheit geben, tatsächlich Eigeninitiative zu ergreifen - so wie sie es am Mittag geplant hatte. Doch da war etwas, das sie grübeln ließ. „Wissen Sie, was ich nicht verstehe?“, äußerte sie versonnen.
    „Nein.“
    „Das Dossier hat Ihr Onkel verfasst. Aber woher hat er dieses detaillierte Wissen über den Orden, Brünhild und das Geschehen im Dom?“
    „Das ist eine berechtigte Frage. Leider habe ich keine Antwort darauf. Vieles hat mein Onkel sicherlich in akribischer Detektivarbeit herausgefunden ... aber Sie haben Recht. Es gibt einige Dinge, die müssen ihm zugetragen worden sein.“
    „Ob er einen Kontaktmann im Orden hatte?“
    „Es gibt viele Möglichkeiten. Aber es ist müßig, darüber zu spekulieren.“
    „Okay“, entgegnete Hannah spontan. „Was haben Sie noch?“
    „Einige alte Pläne vom Wormser Dom und Schriftstücke, die vermutlich Neumann gehört haben. Sie sind in lateinischer Schrift verfasst, aber ich kenne da jemanden, der mir bei der Übersetzung helfen könnte.“
    „Was ist das für eine Fotomappe?“, fragte sie und deutete in den Aktenkoffer.
    Der Kommissar nahm die Sammlung heraus und zeigte ihr die Bilder. Es waren Aufnahmen von einer Baustelle am Rhein, am Binger Loch. „Damit wären wir wieder in der harten Realität. Das sind Fotos, die bei Bingen entstanden.“
    „Ja, ich habe davon gelesen. Dort wird eine Brücke über den Rhein gebaut.“
    „So lautet der Bauauftrag. Aber es muss irgendeine Verbindung zu dem Orden bestehen. Wenn ich mich recht an meinen Geschichtsunterricht entsinne, dann soll Hagen von Tronje dort den Nibelungenschatz versenkt haben.“
    „Sie haben ja doch aufgepasst“, feixte Hannah. „Ja, es ist einer von vielen möglichen Orten.“
    „Vielleicht sollte ich mich dort mal umsehen.“
    „Warum nicht?“, murmelte sie, während sie in der Mappe weiter blätterte. „Vielleicht finden Sie etwas, das Sie ...“ Als das Porträt eines Mannes erschien, stockte sie. „Steinhagen.“
    „Genau. Er ist der Vorsitzende des Konsortiums. Sie kennen ihn?“
    „Mein Vater und er konkurrieren seit Jahren um die Medienmacht im Land, seit Steinhagen die Aktienmehrheit an der Münchener TV-Gruppe übernommen hat. Ich habe sie öfters zusammen gesehen.“ Hannah stockte und sah Röwer ernst an. „Sie denken doch nicht, dass

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