Der Fluch des Andvari (German Edition)
da?“
„Kommen Sie, lassen Sie uns da vorne auf die Bank setzen“, bat er. „Dann erzähle ich Ihnen alles.“
Er preschte los. Ihr blieb nur, ihm zu folgen.
„Aber“, stotterte sie, „warum machen wir das nicht in Ihrem Büro?“
„Da sind zu viele Augen und Ohren. In dem Trubel hier ist es sicherer.“
„Sie machen mir Angst.“
„Entschuldigung, das wollte ich nicht.“
Sie setzten sich auf eine Bank.
„Jetzt spannen Sie mich nicht länger auf die Folter“, begehrte Hannah auf. „Was ist passiert?“
Er blickte sie eindringlich an. „Heute Morgen hatten wir Besuch vom BKA. Die haben jetzt die Ermittlungen übernommen.“
„Was heißt das für Sie?“
„Dass ich noch vorsichtiger sein muss. Aber ich mache trotzdem weiter. Immerhin habe ich das Dossier meines Onkels. Und ein Bote brachte mir einen versiegelten Umschlag, in dem ich einen weiteren Schlüssel fand. Der führte mich zu einem Gepäckschließfach am Frankfurter Hauptbahnhof. Darin fand ich einen Aktenkoffer mit Dokumenten und Bildern.“
Bei diesen Worten öffnete er den Koffer. Hannah sah mehrere Schnellhefter und eine Fotomappe.
„Ich habe mir das Material angeschaut. Es sind Zeitungsausschnitte, Bilder und weitere Informationen. Alles handelt von dieser abscheulichen Mordserie.“
„Moment mal“, unterbrach Hannah seinen Redeschwall. „Finden Sie das nicht merkwürdig? Erst bekommen Sie das geheime Dossier Ihres verstorbenen Onkels und jetzt finden Sie sogar einen ganzen Aktenkoffer voll mit Informationen.“
„Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Aber wie es scheint, ist der Freund meines Onkels ein besonders vorsichtiger Mensch. Er gibt seine Informationen nur schrittweise preis. Was ich gut verstehen kann, denn dieser Aktenkoffer enthält äußert brisantes Material.“
„Warum hat Ihr Onkel Ihnen nicht die Unterlagen anvertraut? Sie waren sein Neffe.“
„Ich weiß es nicht. Wir waren an jenem Tag verabredet, er hatte Andeutungen am Telefon gemacht. Aber als ich bei ihm ankam, war er bereits tot.“
Sie erwiderte nichts.
„Jetzt schauen Sie, Hannah. Dieses Material hier beschreibt in sehr detaillierter Form die Zusammenhänge und weist auf die Gemeinschaft hin. Wie ich bereits vermutet habe, handelt es sich um eine kleine Gruppe von Männern in den höchsten Positionen aus Wirtschaft, Medien und Politik, die Macht und Geld besitzen. Sie selbst nennen sich der Orden des Andvari, benannt nach dem ersten Hüter des Schatzes der Nibelungen, dem Zwerg Andvari.“
„Der Schatz der Nibelungen?“, unterbrach Hannah.
Der Kommissar nahm einen Ordner zur Hand und blätterte ihn auf. „Hier steht es. Die ganze Geschichte begann vor hundert Jahren. Bei Umbauarbeiten im Dom fand ein gewisser Wilhelm Neumann sieben bis dahin unbekannte Sarkophage. Nur einer von ihnen war unbeschädigt und enthielt den Leichnam einer Frau.“
„Sagen Sie bloß, er hat das Grabmal der Nibelungenherrscher gefunden.“
„Möglich. Aber das Unglaublichste von allem kommt jetzt.“
Hannah sah den Kommissar gebannt an.
„Bei der Untersuchung der Sarkophage soll einer der Toten, genauer gesagt eine Frau, wiedererweckt worden sein“, äußerte er mit einem Ton leichten Zweifels.
„Was?“
„Es geht noch weiter. Die Frau schloss sich daraufhin mit Männern zusammen, die sie seither verbergen und das Geheimnis hüten. Aber sie braucht menschliche Herzen zum Überleben. Dafür entführt der Orden junge Frauen und ermordet sie. Aus diesen Opfern zieht die Frau ihre Lebenskraft, ihre Vitalität.“
Entsetzen packte Hannah. Es war von einer Untoten die Rede, von einem Dämon, der Menschen für sein Dasein benötigte. Spontan lachte sie auf. Doch es erstarb sofort wieder. Fröstelnd starrte sie den Kommissar an.
„Alles in Ordnung?“, fragte Röwer besorgt.
Hannah schüttelte den Kopf. Was sollte sie glauben? Ein blutrünstiger Dämon - das klang absurd. Es erinnerte sie an die Legende von Lilith, der Königin der Nacht.
„Hannah?“
„Kennen Sie die Geschichte von Lilith?“
„Wen?“
„Der Mythos erzählt, dass Eva nicht die erste Frau war. Gott erschuf zunächst Lilith als Gemahlin des Adam. Doch bei der Herstellung ihrer Seele war ihm ein Fehler unterlaufen. Sie verließ Adam und verband sich mit Satan. Seitdem braucht sie Blut für ihre Existenz und verführt Männer zu ekstatischen Sexspielen. Dabei raubt sie ihnen den Samen, um weitere Dämonen zu erzeugen.“
„Eine schaurige Geschichte. Aber ich bin
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