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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Seine Neugier hatte er mit dem Leben bezahlt. Thor hatte damals sofort reagiert und den Tötungsbefehl gegeben. Durch die bewusst gesteuerte Kampagne gegen den jungen Ministerpräsidenten und die damit erfolgte Empörung der Presse hatte es Thor erreicht, den Orden wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu schaffen. Jetzt wiederholte sich alles und Thor war davon überzeugt, dass es derselbe Informant war. Noch kannte er den Namen nicht. Daher wollte er Röwer nicht töten, obwohl der Kommissar im Geheimen weiter ermittelte. Aber das war nur eine Frage der Zeit - am Ende würde Röwer sterben. Das BKA würde der Öffentlichkeit einen Verdächtigen präsentieren, und der Fall würde in Vergessenheit geraten. Der Orden hätte bis dahin sein großes Ziel längst erreicht.
    Aufmerksam beobachtete Holler weiterhin die Gäste, während er hinter der Bar stand. Vor einigen Minuten hatte er Steinhagen und dessen Frau am Buffet gesehen. Sie hatten ihn aber nicht erkannt. Holler trug eine schwarze Langhaarperücke und einen Oberlippenbart; zudem die rotweiße Kluft des Partyservice. Seine Verkleidung war gelungen. Niemand schöpfte Verdacht.
    Und jetzt kam seine große Chance. Hannah Jenning war mit ihrer Freundin im Haus verschwunden. Sie hatten getuschelt und gewitzelt - typisch Frau. Bestimmt amüsierten sie sich über ihre Liebhaber. Holler wollte nicht länger warten. Rasch griff er nach einer kleinen Holzkiste, wie sie für Weinflaschen verwendet wurde, die hinter der Theke stand. Darin hatte er sein Werkzeug versteckt: eine Pistole und andere Utensilien. Mit einer Ausrede ließ er seine beiden ‚Kolleginnen‘ stehen und ging zur Villa hinüber.
    Seine Gier nach der Frau war größer als alle Vernunft. Jetzt würde er sich Hannah Jenning greifen, die Gelegenheit war perfekt. Wildeste Fantasien durchfluteten bereits sein Bewusstsein.
    Niemand nahm von Holler Notiz, niemand hielt ihn auf, als er mit der Kiste in Händen das Verandazimmer betrat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren die beiden Frauen ins Badezimmer gegangen, um sich frisch zu machen. Mit geschultem Blick schaute sich Holler um, prüfte die Gegebenheiten. Als er zu Beginn der Party eingetroffen war, hatte er schon eine erste Sondierung vornehmen können. So fand er ohne lange Verzögerung den richtigen Weg.
    Als er den Korridor erreichte, an dessen Ende das Badezimmer lag, spähte er zunächst um die Ecke. Die Tür war geschlossen. Die beiden Frauen schienen sich gut zu amüsieren, er hörte undeutlich ihre Stimmen. Der Flur war lang und schmal, nur ein weiteres Zimmer grenzte noch an. Holler näherte sich der Tür, lauschte. Stille. Achtsam öffnete er sie einen Spalt und blickte hinein. Sitzmöbel, ein Bett und eine Kommode zeichneten sich im Dämmerlicht ab. Vermutlich eines der vielen Gästezimmer. Es war ideal. Dort könnte er die beiden Frauen zunächst fesseln und ablegen, bis er Gelegenheit finden würde, die Rothaarige zu verschleppen. Leise stellte Holler die Holzkiste ins Zimmer und nahm seine Pistole und eine Rolle Klebeband heraus. Damit schlich er weiter zum Ende des Korridors.
    Jetzt galt es, den richtigen Moment abzupassen.
    Das Lachen war verstummt. Dafür vernahm Holler leises Stöhnen. Erregte Laute, Keuchen. Was trieben die beiden Frauen da drin? Es klang fast so, als würden sie sich befriedigen. Holler grinste. Waren die zwei lesbisch? Das würde zu dem Bild passen, das sie auf der Veranda abgegeben hatten. Sie waren ein Liebespaar! Rasch fasste er nach der Türklinge, wollte sie nach unten drücken. Doch sie war sicherlich abgesperrt. Zu gern er diesem Schauspiel beigewohnt hätte, so durfte er seine Opfer nicht warnen. Das Stöhnen ging in Wimmern über. Die Frauen waren auf dem Höhepunkt.
    Plötzlich vernahm Holler einen heftigen Luftzug, eisige Kälte strömte ihm von hinten entgegen. Er erschauerte unwillkürlich. Überrascht drehte er sich um und erstarrte augenblicklich. Eine blonde Frau in einem violetten Gewand stand vor ihm. Eine goldene Schnalle umschloss die Taille. Ihre Wimpern und Lider waren stark mit dunkelblauer Tusche betont.
    Brünhild - der Dämon aus der Totenwelt!
    Heftiges Zittern erfasste Hollers Körper, sein Herz schlug wild. Vor Schreck ließ er die Klebebandrolle fallen und krampfte beide Hände um die Pistole. Sein Alptraum war wahr geworden. „Was … ich … nein …“, stammelte er.
    „Du hast meinen Kreis betreten“, sprach Brünhild erhaben.
    Seine Zähne klapperten vor Kälte. „Nein …

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