Der Fluch des Andvari (German Edition)
nur schwerlich verbergen können, doch er wusste, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Über den Orden hatten sie sich nicht unterhalten können, wegen der Anwesenheit von Steinhagens Frau, was für ihn nur von Vorteil war. Thor war nicht dumm und ahnte, dass seine Position als Meister bedroht war. Doch dies erhöhte für Steinhagen den Reiz des Ganzen. Thor wusste nicht, was ihn erwartete. Das konnte Steinhagen nur von Nutzen sein. Er bestimmte die Regeln.
„Jetzt würde ich gerne etwas essen“, meldete sich seine Frau wieder, als sie das Glas geleert hatte.
„Auf zum Buffet.“
Sanft legte er ihr die Hand auf den Rücken, bedeutete ihr damit voranzugehen. Sie folgte augenblicklich seiner Aufforderung. Aufmerksam sah sich Steinhagen um. Einige der Gäste waren ihm aus dem Fernsehen bekannt, berühmte Sportler oder Journalisten. Andere schienen Geschäftsleute oder Angestellte aus Jennings Unternehmen zu sein. Ob Holler es gewagt hatte, sich hier einzuschleichen? Er hatte seinen Leibwächtern bereits den Befehl gegeben, ihre Augen nach dem Verräter offen zu halten. Vielleicht wäre es besser, auch ihn so schnell wie möglich zu eliminieren und nicht so lange zu warten, bis Thor ausgeschaltet war.
In einem der Pavillons erblickte Steinhagen Hannah Jenning und deren Tochter, wie sie beisammen saßen und aßen. Also hatte Holler tatsächlich auf der ganzen Linie versagt. Ihm war es weder gelungen, das Mädchen zu entführen, noch hatte er sich die Frau gegriffen. Doch das spielte keine Rolle mehr. Steinhagen hatte sich der Sache bereits persönlich angenommen und seine eigenen Leute beauftragt. Sollte Jenning in den Vertrag nicht einwilligen, würden sie sich dessen Tochter und Enkelin schnappen. Es war alles arrangiert. Spätestens auf der Rückfahrt nach Mainz würden seine Männer zuschlagen.
Unruhig betrachtete Hannah den Kommissar, der mit einem Mal sehr nervös wirkte. „Was ist denn los?“, fragte sie aufgeregt.
„Mir ist da eben eine Idee gekommen. Ich habe Ihnen doch von den altertümlichen Texten erzählt.“
„Ja, und?“
„Sie sollten – aber ich denke, das ist nicht der richtige Ort dafür.“
Hannah sah nach Julia, wollte etwas sagen, als plötzlich die Stimme einer Frau ertönte: „Hallo, ihr drei.“
Erschrocken schaute Hannah auf. „Bea.“
„Du siehst verführerisch aus, Hanni“, schmeichelte sie ihr.
Hannah konnte sich nicht gegen die Erregung wehren, die sie augenblicklich beim Anblick Beates überfiel. „Danke“, erwiderte sie lächelnd. Sie glaubte, rot zu werden, denn ihr Kopf wurde heiß. Röwer blickte sie überrascht an, was ihre Peinlichkeit noch verstärkte.
„Amüsiert ihr euch?“, fragte Beate belustigt.
„Es ist ein schönes Fest“, stotterte Hannah.
„Ja, in der Tat“, stimmte sie zu. „Es ist wirklich gelungen trotz der Pannen heute Morgen.“
„Willst du dich nicht zu uns setzen, Bea?“, fragte Röwer sichtlich erfreut über ihre Anwesenheit.
„Gern. Aber nicht auf deine Seite, Jochen“, entgegnete sie leise. „Sonst fangen die Leute noch an, über uns zu reden.“
Kummer zeichnete das Gesicht des Kommissars, als sich Beate betont fröhlich neben Hannah setzte. Julia bedachte das ganze Verhalten mit einem Grinsen, während sie den Löffel ableckte.
„Du amüsierst dich in jedem Fall, meine Kleine, nicht wahr?“, sprach Beate das Mädchen an.
„Ja und wie“, antwortete sie. „Meine Freundinnen sagen, man muss Jungs an die lange Leine legen, das macht sie erst richtig heiß.“
„Julia“, stoppte Hannah ihre Tochter.
„Wieso? Sie hat Recht“, beruhigte Beate. „Lass die Männer zappeln und sie fressen dir aus der Hand.“ Mit frechem Grinsen schaute sie zu Röwer.
„Warte nur wenn wir heute Nacht alleine sind“, flüsterte er vergnügt.
„Ich kann es kaum erwarten“, neckte Beate.
Hannah konnte ihrer Sehnsucht nicht widerstehen und tastete mit ihrer Hand nach Beates Hand, die auf deren Bein lag. Die Tischdecke hing weit nach unten, so dass es niemand sehen konnte. Als sich ihre Hände berührten, jagte Hannah ein Kribbeln über den Rücken. Zärtlich begannen ihre Finger miteinander zu spielen. Hannah merkte, wie sich erneut etwas in ihrem Innern regte. Gerade diese heimlichen Momente, die doch in der Öffentlichkeit stattfanden, erregten sie ungemein. Ihre Freundin war ganz nah bei ihr und niemand bemerkte es. Behutsam nahm sie Beates Hand und führte sie zwischen ihre Beine. Sie wollte das Feuer spüren, jetzt und
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