Der Fluch des Andvari (German Edition)
fragte sie vorsichtig.
Er nickte. „Es wird endlich Zeit, dass du die Wahrheit erfährst.“ Und nach einer kurzen Pause: „Ich bin in eine böse Sache verstrickt.“
Hannahs Unruhe wandelte sich in Angst. Sprach er vom Orden des Andvari? War er einer dieser Satanisten? Mit großen Augen starrte sie ihn an.
„Vor zwei Jahren“, begann er langsam, „bekam ich ein Angebot, die Aktienmehrheit unserer Familie zu verkaufen.“
„Die Firma ist dein Leben“, stellte Hannah fest.
„Ich hätte nie zugestimmt, wenn …“
„Du hast es getan?“
„Mir bleibt keine Wahl.“
„Es gibt Anwälte, die …“
„Nein, die können mir nicht helfen.“
„Paps, was ist passiert?“
„Dein Bruder … sein Tod … das war kein Unfall.“
„Was?“
„Es war Mord.“
Sie legte die Hände vor den Mund. „Nein.“ Tränen schossen ihr in die Augen.
„Es waren lukrative Angebote, die ich bekam. Doch die plötzliche Fülle ließ mich argwöhnen und Harald forschte nach den Gründen. Er fand heraus, dass die Interessenten nur Strohmänner waren, die im Auftrag eines einzigen Mannes arbeiteten. Als ich das erfuhr, weigerte ich mich zu verkaufen. Daraufhin hat er deinen Bruder umgebracht.“
Hannahs Herz klopfte wild. Ihre Gedanken überschlugen sich. „Wer? Von wem sprichst du?“
„Von Karl-Ludwig Steinhagen, dem Medienzar.“
„Der Schlächter.“
„Was?“
„Er hat die Frauen umgebracht“, sprudelte es aus ihr heraus, ohne nachzudenken, was sie sagte, „und ihnen das Herz herausgerissen.“
„Du sprichst von diesen Jack-the-Ripper-Morden?“
„Ja“, hauchte sie. „Und du machst Geschäfte mit ihm.“
Energisch fasste er sie an den Schultern. „Was sagst du da.“
„Er ist ein Mörder.“ Sie konnte es nicht fassen. „Er hat Harald …“
„Er droht mir, du wärst sein nächstes Opfer.“
„Deshalb verfolgt er mich?“, stammelte sie. „Wir müssen ihn stoppen. Ihn und seinen Orden.“
Er sah sie überrascht an. „Orden?“
Sie hielt einen Moment inne, sammelte die Gedanken. „Ein Geheimbund. Sie suchen den Schatz der Nibelungen.“
„Das ist bloß eine Legende“, entgegnete er ablehnend.
„Nein“, wehrte sie verängstigt ab. „Die Männer wollten Julia und mich entführen.“
„Wann? Wo?“
Sie erzählte ihm das Erlebnis vom Reiterhof.
„Das kann ich nicht glauben“, murmelte er schließlich.
„Aber es ist die Wahrheit“, erwiderte sie aufgeregt.
„Das hättest du mir früher sagen müssen.“
In diesem Moment näherte sich Steinhagen, begleitet von einem seiner Bodyguards. „Gut, dass ich Sie treffe, Herr Jenning“, äußerte er in süffisantem Ton.
Hannah versteifte unwillkürlich. Verunsichert wechselte ihr Blick zwischen ihm und ihrem Vater. Hatte Steinhagen von dem Gespräch etwas mitbekommen?
„Sie wollen mit mir sprechen?“, fragte Jenning gelassen.
Steinhagen schaute zuerst ihn, dann Hannah an. Bei seinem Blickkontakt lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter.
„Zunächst gratuliere ich Ihnen zu dieser großartigen Feier“, begann er. „Wirklich gelungen. Schade nur, dass Ihr Sohn diesen Augenblick nicht mehr miterleben kann.“
„Was wollen Sie?“, konterte Jenning scharf.
Hannah rang nach Fassung. Steinhagen hatte ihren Bruder umgebracht und erwähnte die kaltblütige Tat ganz beiläufig. Sie hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt.
„Ich wollte Ihnen nur alles Gute und vor allem viel Weisheit für den kommenden Lebensabschnitt wünschen.“
Ihre Wut lähmte Hannah. Mit offenem Mund stand sie da und starrte den Mann an. Sie spürte das Pochen des Herzens in jeder Faser ihres Körpers. Ihr Kopf glühte.
„Seien Sie unbesorgt, Herr Steinhagen. Ich werde mein Leben von nun an genießen. Die Details klären wir morgen Abend.“
„Das freut mich zu hören. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Abend.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab.
Hannah bebte vor Zorn. Ein Zittern erfasste ihren Körper. „Ich … ich könnte ihn umbringen.“
„Nein“, entgegnete ihr Vater gelassen.
„Du kannst doch nicht deine Firma …“
Er lächelte listig. „Du unterschätzt deinen Vater.“
„Was hast du vor?“
Behutsam fasste er sie an den Schultern. „Alles wird gut.“
„Paps, ich …“
„Hör mir zu“, äußerte er bestimmt. „Ich liebe dich über alles, meine Tochter. Du hast meinem Leben einen Sinn gegeben, dessen Erfüllung ich mir nie erträumt hätte. Ich bereue nichts.“
Spontan presste sie sich fest an ihn.
„Ich
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