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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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allerersten Bierbuches in deutscher Sprache konnte er vorweisen, das bereits fast hundert Jahre alte ›Über Natur und Kräfte der Biere‹ von Johann Brettschneider, der sich selbst ›Placotomus‹ nannte. Zu guter Letzt zeigte er noch das ›Weinbuch‹ von 1580, geschrieben von dem Österreicher Johann Rasch.

    »Was soll ich mit einem Weinbuch?«, fuhr Knoll den Händler etwas schroffer an, als der es verdient hatte.

    Der Händler erwiderte gar nichts, sondern schlug lediglich das letzte Kapitel auf, und Knoll las vor: »›Wie man gut Bier machen und behalten soll.‹ Der Rasch wollte die Weinbauern tatsächlich das Bierbrauen lehren!« Knoll lachte.

    Flügel stimmte ein. »Schuster, bleib bei deinen Leisten«, setzte er warnend an einen imaginären Winzer hinzu. Kurz verhandelten beide über den Preis für alle Bücher, der anfangs horrend hoch war. Der Händler legte als letztes Zugeständnis ein Buch obendrauf. Das war, zu Knolls vollständiger Begeisterung, ›Der praktische Rathgeber für den Pierpreu in Noth- und Kriegszeiten‹ aus Leipzig.

    Die beiden Brauer zahlten anstandslos, dann machten sie sich ans Studium.  

     

     

     

     

     

     

     

     

10.
    Tagelang hockten sie in der Brauerei, die Köpfe in den Büchern vergraben. Sie diskutierten, machten Vorschläge und verwarfen viele ebenso schnell wieder.

    »Nachdem die Hopfengärten vernichtet sind, müssen wir uns andere Würzmittel suchen«, schlug Knoll gleich am Anfang vor.

    »Dann werden unsere Weiber aber kein Bier mehr trinken.«

    Knoll nickte verständnisvoll. Schließlich war Hopfen seit jeher als äußerst empfängnisfördernd betrachtet worden.

    »Hopfen macht die harte, verschlossene Mutter wieder weich«, zitierte Flügel ein gängiges Sprichwort.

    »Und Bier, das nicht gehopft ist, macht Winde und wird bald sauer«, fügte Knoll eine weitere Volksweisheit hinzu. »Obwohl das auf den Broyhan weniger zutrifft. Aber es scheint, als müssen wir alles an uns und unseren Weibern ausprobieren, bevor wir neues Bier unter die Leut’ bringen.«

    »Aber auch die Gerste als wichtigster Rohstoff sollte nicht in Stein gemeißelt sein«, war Flügel weiteren schmerzhaften Änderungen nicht abgeneigt.

    Als neue Rohstoffe, neben den Getreidesorten Hafer, Weizen, Emmer, Hirse und Roggen, erwogen sie auch die Verwendung von Runkelrüben, Apfel- und anderem Obstsaft sowie Honig. Sogar Bier aus Kohl wurde erörtert.

    »In Knaustens Buch ist die Herstellung eines Honigbiers genau beschrieben«, bewies Knoll seine Lateinkenntnisse.

    »Im Krieg ist der aber auch knapp und wertvoll.« Flügel kannte die wirtschaftlichen Verhältnisse in Bitburg besser.

    »Wir werden Bier brauen mit dem, was wir bekommen«, war Knoll aber nicht unterzukriegen.

    Flügel zeigte Knoll eine Pflanze, die dieser noch nie gesehen hatte. Länglich, dick wie ein Unterarm, voll mit speckigen, grünen Blättern. »Der Seefahrer Kolumbus hat diese Pflanze in Amerika entdeckt, die Spanier haben diese Frucht mit zu uns gebracht. Sie soll essbar sein, wir wissen aber nicht, wie.«

    Knoll schälte die Blätter ab und enthüllte einen gelben Kolben, vollbesetzt mit Körnerreihen. Er biss herzhaft hinein und verzog das Gesicht. »Sauer und schmeckt wie Gras.« Der Geschmack erinnerte ihn an die harten Zeiten unterwegs, als sie Gras essen mussten, um zu überleben.

    »Wie nennt man diese Frucht?«

    »Die Spanier nennen sie Mais, die Habsburger Kukuruz.«

    »Vielleicht kann das Vieh sich davon ernähren. Dann frisst es uns den Hafer nicht mehr weg.«

     
    Gewürze als Hopfenersatz zu beschaffen, das würde einfacher sein. In allen Büchern wurde beschrieben, wie in alten Zeiten, vor der Einführung des Hopfens, das Bier gewürzt worden war. Die Liste wurde länger und länger: Tannenzapfen, Holunder, Wermut, Fichtensprossen, Ingwer, Wacholder, Gurkensamen, Nelken, Pfeffer …

    Vieles wuchs einfach in den Wäldern und Wiesen um Bitburg. Manches war durch den Krieg unerschwinglich geworden, wie Pfeffer und andere Handelsgewürze. Besonders interessant war der Biberklee.

    Biberklee wuchs in den Flussauen von Kyll, Nims und Prüm, den drei Flüssen im näheren Umkreis Bitburgs. Die dreiteiligen Blätter und die Wurzeln, viel größer als die gewöhnlichen Klees, enthielten einen starken Bitterstoff – einen der stärksten in der Natur überhaupt, der seit langer Zeit zur Behandlung von Koliken und Blähungen, aber auch bei Erschlaffung der Organe und des Darms verwendet

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