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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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leerten die Krüge. »Was geschah mit dem Kloster?«, fragte Knoll.

    »Das Stift St. Maximin gibt es noch, es liegt außerhalb der alten Stadtmauern, gleich beim südlichen, dem Trierer Stadttor. Aber gebraut wird dort nicht mehr.«

    »Wie ist dein Bruder dann durch die ersten Kriegsjahre gekommen?«, führte Knoll das Gespräch zurück in die Gegenwart.

    »Ach, zuerst war es nicht schlimm. Mühsam wurde es erst, als die Wipper und Kipper das Kommando über die Münze übernahmen. Da konnte unsereins kein Geld mehr verdienen mit dem Bier. Also haben wir den Ausschank gegen leichte Münze verweigert, und nur noch Silber angenommen oder gleichwertiges. Das hat uns das Geschäft gerettet. Aber gleich nach der Münzreform, kam aus Luxemburg ein Erlass, dass wir das Bier wieder gegen klingende Münze ausschenken müssten. Seither ging es so, bis mein Bruder plötzlich gestorben ist.« Flügel holte tief Luft, zeigte, dass ihm dieses Thema unangenehm war und er das Gespräch hier beenden wollte. Beide wandten sich wieder ihren Büchern zu, denn sie hofften inständig, endlich mal wieder einen Sud einmaischen zu können.  

12.
    In den nächsten Wochen erhielt die Stadt Bitburg noch weiteren Zuwachs. Auch andere Familien hatten sich auf ihrer Flucht durch das gebrandschatzte Deutschland hierher durchgeschlagen. Ein Ehepaar mit drei Kindern namens Zangerle stammte aus Tirol, eines mit Namen Häberle, deren Kinder unterwegs gestorben waren, aus der Nähe von Donaueschingen und Paul Röhr, ein Bulle von einem Mann, dessen Trauer darüber, dass er in diesem Krieg seine gesamte Familie verloren hatte, tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben hatte, war den weiten Weg von Schlesien gekommen. Alle Neulinge wurden in die Häuser für die Zugezogenen einquartiert und somit Knolls Nachbarn, und alle wiederum berichteten grauenhafte Geschichten aus dem Krieg, als sie abends beisammen saßen. Der schlimmste Bericht kam von Röhr, der über zwei Jahre lang auf der Flucht gewesen war.

    »Ich stamme aus der Stadt Goldberg und war dort Stellmacher. Viel Geld habe ich verdient, weil ich für unsere Bauern Räder, Wagen und Pflüge gebaut habe. Und solide Karren für die Händler. Ein schönes Haus besaß ich, hatte ein treues Weib und drei Kinder. Bis im Oktober 1633 spanische Soldaten von Wallensteins Truppe unsere verschlossenen Stadttore mit Äxten einschlugen. Niemand setzte sich zur Wehr, wir ergaben uns und beteten, die Weiber schrien und weinten. Doch die verdammte Soldatenbrut, die tobte wie der Teufel! Jedes Haus wurde aufgebrochen, geplündert und ausgeraubt, die rasenden Bestien haben alles niedergeschossen und erstochen, wie es ihnen beliebte. Sie hatten sich eigens Hämmer angefertigt, mit denen sie den Bürgern gegen die Köpfe schlugen, wie ein Fleischhauer einen Ochsen tötet. Sie traten mit ihren Füßen alles und jeden, bis das Blut nur so herumspritzte.« Alle schüttelten sich vor Grausen. »Die Offiziere aber, diese gottlosen und verruchten Bösewichter, die waren die grausamsten Ungeheuer. Sie fesselten die Ratsherren und zwangen sie, ihre Pferde zu halten, während sie in die Herrenhäuser eindrangen und alle Frauen schändeten, ob alt oder jung, Magd oder Hausherrin. Sie machten auch vor Kindern und älteren Menschen keinen Halt. Schließlich begannen sie, die Bürger zu martern, um Verstecke von Gold, Geld und anderen Gütern zu erfahren. Man legte ihnen Stricke um den Hals und zog sie nackt durch die Gassen, schlug mit Hämmern auf Knochen und Schädel, rieb raue Steine gegen die Stirnen, bis diese blutig waren, oder zog knotige Stricke um die Köpfe, dass die Augen aus den Höhlen heraustraten, und Blut aus Mund und Nase strömte. Auch mit Feuer, brennenden Kienspänen und heißen Schwefeltropfen auf nackter Haut hantierten diese Ungeheuer.«

    Magdalena geriet bei den grausamen Schilderungen regelrecht in Seelenangst und umklammerte totenbleich den Griff ihrer Stuhllehne. Die Erinnerung, selbst an diesen Massakern teilgenommen zu haben – wenn sie auch nur geplündert hatte, erschien ihr im Nachhinein wie ein böser Traum. Und auch Knoll konnte sich nur schwer vorstellen, wie diese Männer, wenn sie mit ihren Untaten fertiggeworden waren, sich nach ihrer Rückkehr zu Hause von ihren frommen Gattinnen lieblich umarmen und verhätscheln ließen.

    »Und wie bist du davongekommen?«, fragte er Paul.

    »Ich war für einige Tage außerhalb der Stadt, um ein paar Achsen und Werkzeuge auszuliefern. Als ich

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