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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Formalismus und Bürokratie Federn. Oetz höchstpersönlich fungierte als Trauzeuge und überreichte Cord Heinrich Knoll mit der Heirats- auch die neue Bürgerurkunde mit den Worten: »Ich hoffe, Ihr erweist Euch dessen als würdig. Die Gebühr in Höhe von sechzehn Reichstalern werden wir Euch stunden, bis Ihr ein sicheres Einkommen habt.«

    Der Stadtrichter bürgte sogar persönlich für den Kredit von fünfzig Talern, die Knoll als Starthilfe beim jüdischen Geldverleiher ausborgte.

    Stolz trug er nach der Trauung Magdalena über die Schwelle des kleinen Hauses. Sie küssten sich und beide glaubten, noch niemals in ihrem Leben so glücklich gewesen zu sein.  

     

     

     

     

     

     

9.
    Bald schon ging es in der Brauerei mit der Arbeit los. Knoll traf sich mit Flügel und unterbreitete dem vier Jahre jüngeren Brauer die gleichen Vorschläge, die Oetz ihm gemacht hatte. Flügel war eine ungewöhnliche Erscheinung. Mittelgroß, aber mit unglaublich breiten Schultern und viel zu dünn geratenen Beinen, dazu schwarze, buschige Augenbrauen, eine wulstige Nase und ein breiter Mund, in dem einige Zähne fehlten, der jedoch, trotz der angespannten Lage, nicht verkniffen wirkte. In seinen recht jungen Jahren neigte er bereits zur Glatze und trug deswegen eine Perücke, die vor einiger Zeit einmal vornehm gewesen sein mochte, mittlerweile jedoch schon etwas verfilzt und verstaubt wirkte. Er führte immer einen Spazierstock in der Hand und hatte eine mächtige Pfeife im Mund, aus der dichte Wolken herausquollen. Die Söldner der verschiedenen Heere hatten diese Sitte des Rauchtrinkens mittlerweile auch beim einfachen Volk bekannt gemacht. Und nachdem Versuche zu Beginn des Jahrhunderts, den Konsum dieser Pflanze, die Nicotiana genannt wurde, zu verbieten, gescheitert waren, war auch der Preis so weit gesunken, dass sich jeder eine Pfeife leisten konnte.

    »In den Erblanden, in Österreich, ist das Tabaktrinken verboten, bei uns aber nicht«, bemerkte Flügel lächelnd. Magdalena hatte früher mit Johannes im Heereslager gelegentlich zusammen diese trockene Trunkenheit genossen und fing bald, dank Flügels Vorbild, erneut an zu rauchen. Knoll teilte ihre Begeisterung weniger.

    »Das kostet nur Geld, und wir leben derzeit auf Pump. Lass uns erst einmal eigenes Geld verdienen, dann kannst du rauchen, soviel du magst.«

    Magdalena aber scherte sich nicht um Knolls Worte, denn ihr half der Tabak, den Krieg leichter zu verarbeiten. Außerdem gefiel es ihr, die Pfeife genau in die Lücke ihrer Schneidezähne festzuklemmen. Auf diese Weise konnte sie reden, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen oder sie festhalten zu müssen. Schließlich gab Knoll nach, akzeptierte das neue Laster seiner Frau und widmete sich mit Christoffel Flügel der Arbeit in der Brauerei.

     
    Oetz hatte recht gehabt. Flügel war, nach anfänglichen Bedenken, die Brauerei gewissermaßen zu teilen, einverstanden gewesen. Sehr überzeugend hatte Knoll ihm dargelegt, was er alles wusste, wo und wie er früher Bier gebraut hatte. Obwohl die Brausaison offiziell bereits in vollem Gange war, hatte Flügel bis Anfang November noch nicht allzu viel zustande gebracht. Zu Beginn des Herbstes waren ihm zwei halbwegs gute Sude gelungen – darunter war auch derjenige, der im Hospiz Knoll wieder Kraft gegeben und und ihm auf die Beine geholfen hatte. Danach waren leider die Getreidelieferungen ausgeblieben und seither zehrten sie von den Anfängen. Zudem ging das Bier trotz drastischer Lieferbeschränkungen langsam zur Neige.

    »Wir werden gemeinsam diesen Krieg überstehen. Dazu werden wir preiswertes und gutes Bier herstellen müssen. Damit die Leut’ es trinken und wir ein Auskommen haben. Nur vom Hospiz und den Schöffen können wir nicht leben.«

    »Wie wollt Ihr das anstellen? Es gibt kaum gutes Getreide, und Hopfen ist teurer als Gold«, war Flügels pessimistische Erwiderung. »Die meisten Getreidefelder und alle Hopfengärten sind verwüstet.« Flügel ließ Knoll bei den nächsten Suden zusehen, die mit schlechtem Getreide und ohne Hopfen naturgemäß grauenhafte Ergebnisse erbrachten. Die Resultate waren sogar noch schlechter als Knolls letzte Magdeburger Broyhan-Biere. Aber eines registrierte Knoll gleich zu Beginn: Das Wasser in Bitburg, das sie aus dem Brunnen auf dem Petersplatz eimerweise aus der Tiefe zogen, war etwas Besonderes. Gerne ließ er es direkt aus dem Eimer in seine Hand und über die Finger rinnen. Kühl und weich fühlte es

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