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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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viele der Machthabenden, ganz besonders aber die Kaiser Matthias und Ferdinand aus dem Geschlecht der Habsburger, die alte Diplomatenweisheit ignoriert: ›Krieg ist leicht anzufangen, die Mitte aber schwer und mühsam und der Ausgang ungewiss.‹

    Dieser Krieg befand sich genau in der Mitte, in der schweren und mühsamen Mitte. Und zwischendrin nun die ›Burg der Mägde‹, die eine Jungfrau im Wappen führte. Sie war nämlich erheblich unter Druck geraten. Als ›Unser Herrgotts Kanzlei‹, als ›Heilige Wehrstadt des Protestantismus‹ war Magdeburg die erklärte Hochburg des Widerstandes gegen die vom Kaiser in Wien angeordnete Rekatholisierung und hatte so in der Vergangenheit bereits des Öfteren unter der Reichsacht gestanden. Dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 war eine ungewohnt lange Zeit ohne größeres Kriegstreiben gefolgt. Über fünfzig Jahre lang konnten sich die Bauern wie auch Handel und Handwerk an den Früchten ihrer Arbeit freuen. Magdeburg wurde reich. Durch die gleichzeitige Verbreitung der Reformation sowie dem Erstarken der Gegenreformation war der Friede anfänglich nur ins Wanken geraten und schließlich 1618 vom Kaiser und den Böhmischen Ständen gänzlich beendet worden. Seither herrschte Krieg, der von den Herzögen Wallenstein und Maximilian I. von Bayern zuerst einmal nach Böhmen und in die Kurpfalz getragen worden war.

    Erst fünf Jahre später – der Krieg war längst überall in Deutschland angekommen – stellte der Rat von Magdeburg fest, dass es wohl unmöglich sein würde, sich in Zukunft aus dem Krieg herauszuhalten und begann aufzurüsten. Eine Kriegsanleihe war erhoben worden, dieser Kriegszehnte war von allen Bürgern zu entrichten; er hätte ursprünglich sogar verzinst werden sollen. Es dauerte jedoch noch einmal sechs Jahre, bis die wirtschaftliche Not so sichtbar war, dass der alte Rat abgesetzt wurde. 1630 gab es erste Unterstützung von schwedischen Soldaten, aber seither war Magdeburg ein protestantischer Dorn im katholischen Auge des Kaisers. Vor allem, weil die Stadt mit der Zeit der einzige echte Verbündete des Schwedenkönigs geworden war.

    Der kaiserliche General Tilly, der nach Wallensteins Entlassung aus des Kaisers Diensten die Führung der Armeen der Katholischen Liga übernommen hatte, hatte sich die Eroberung Magdeburgs, die er, teils zynisch, teils religiös-fanatisch, ›die Verheiratung der Magdeburger Jungfrau mit dem katholischen Kaiser‹ nannte, als oberstes Kriegsziel gesetzt.

    Seit Anfang März 1631 lagerten Tillys Truppen vor Magdeburg, hatten Schanzen gebaut, Laufgräben ausgehoben und ihre eigene Stadt vor der Stadt errichtet. Dennoch war den Bürgern innerhalb der Stadtmauern die meiste Zeit nicht bange gewesen. Denn der schwedische König Gustav Adolf, der unbesiegbare ›Löwe aus Mitternacht‹, war mit Verstärkung unterwegs. Er würde General Tilly auf seine gierigen Pfoten klopfen und wieder vertreiben. Zur Befestigung der Wehranlagen hatten die Bürger sogar Steine aus den Mauern des Bischofspalastes herausgebrochen, sodass dieser langsam zerfiel. Der Bischof residierte längst in Halle.

     
    Cord Heinrich Knoll, der keine Ahnung hatte, wie falsch er mit seiner Hoffnung auf schwedische Verstärkung lag und der nicht wusste, dass sein Schicksal eigentlich schon besiegelt war, kämpfte mit anderen, banaleren Problemen: Im Moment versuchte er noch mit Resten eines ziemlich dünn geratenen Malzes einen letzten Sud eines ebenso dünnen Broyhans zu brauen, bevor der anbrechende Sommer der Brausaison ein Ende setzen würde. Es war ein ungewöhnlich kaltes, trockenes Frühjahr gewesen, bis vor einigen Tagen der Regen eingesetzt hatte. Nur aufgrund des kühlen Wetters konnte im Mai noch gebraut werden. Normalerweise war damit Ende April Schluss, auch wenn es in Magdeburg nicht gesetzlich geregelt war wie in Bayern, mit dem Namenstag des Heiligen Georg, dem 23. April, aufzuhören. Er trieb seinen Brauerburschen an, das Feuer ordentlich zu schüren. Dass es sich dabei um seinen eigenen Sohn handelte, spielte keine Rolle. »Los, Gisbert, blas’ schon anständig rein in die Glut, auf dass wir eine gute Hitze haben!« Der achtjährige Junge, mit einer langen, gegerbten Lederhose und einem verdreckten Leinenhemd gekleidet, schwitzte und pumpte an dem großen Blasebalg, als ginge es um sein Leben. Eigentlich war Knoll froh, dass ihm von den neun Kindern, die seine Frau Lisbeth zur Welt gebracht hatte, wenigstens fünf geblieben waren.

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