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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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waren bereits, gleich zu Beginn, hier gewesen und hatten alles Inventar zerschlagen, soweit es nicht von Wert war. Das Feuer näherte sich unaufhaltsam, es war nur noch zwei Häuser entfernt. Eigentlich sollte sie sich schnell davonmachen, als sie ein Geräusch vernahm.

    Neugierig ging sie in die nächste Kammer, die sich zu einem saalartigen Raum ausweitete, offensichtlich das Brauhaus. Da erblickte sie einen Mann – ein baumlanger Kerl, der einen Jungen und ein kleines Kind bei sich hatte. Rauch waberte bereits durch die offenen Fenster. Der Junge hustete.

    Wie konnten die Plünderer diese drei Menschen übersehen haben?, fragte sie sich.

    Der große, kräftige Mann hantierte an einer Holzplatte, die in die Wand eingelassen war. Als er im Nebel eine Gestalt wahrnahm, drehte er sich um und kam drohend auf sie zu. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Doch Knoll erkannte, dass dort eine Frau stand, ließ ab und schaute sie mit seinen großen, braunen Augen vertrauensvoll an. Dann legte er seinen Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihr somit, zu schweigen.

    Der Junge, die Augen voller Furcht, winkte ihr trotzdem zu und rief leise: »Komm mit uns. Wir bringen dich in Sicherheit.« Er deutete auf einen Korb zu seinen Füßen, in dem sich Brot und andere Lebensmittel befanden. Heftig riss der Mann die Schulter des Jungen herum und sah ihn schweigend und voller Wut an. Der Junge schwieg sofort. Hinter der Holzplatte öffnete sich ein schmaler Gang, ein paar Stufen konnte sie sehen, bevor alles im Dunkeln verschwand.

    Magdalena zögerte. Was ging da vor? Sie trat näher, sodass sie den Mann genau sehen konnte. Normalerweise wäre sie jetzt hinausgegangen und hätte sich auf der Straße Hilfe gesucht, um zu plündern.

    Dann sah sie, wie der Mann den kleinen Jungen liebevoll auf seinen Arm nahm und den anderen, älteren Jungen mit dem Korb in der einen, einer brennenden Kerze in der anderen Hand, als Ersten in den Stollen schickte. Sie dachte an ihre eigenen verstorbenen Kinder, die sie niemals so im Arm halten konnte. In diesem Moment beschloss sie, dieser Familie die Flucht zu ermöglichen. Sie wiederholte die Geste des Schweigens und rieb mit der anderen Hand Daumen und Zeigefinger aneinander.

    Der Mann nickte und warf ihr eine silberne Brosche zu, die er aus seinem Beutel genommen hatte. Anschließend griff er eine brennende Fackel aus der Wandhalterung und verschwand die Stiegen hinunter in den Schacht.

    Der kleine Junge, der in eine Decke eingewickelt war, wimmerte vor Angst.

    Magdalena verließ das Brauhaus, durchquerte das Stadttor und erreichte bald darauf das Lager, in dem bereits ein schwunghafter Handel mit den erbeuteten Preziosen in Gang war.  

     

3.

     
    Cord Knoll trieb sich und Gisbert an, während er versuchte, den verängstigten Ulrich zu beruhigen. Einige Hundert Fuß lang war der schmale, in den Fels hineingetriebene Stollen, der das Brauhaus mit dem Eiskeller verband. Der von innen verriegelte Eingang befand sich in einem kleinen Wald außerhalb der Stadtmauern. Kaum jemand wusste davon, denn der Eingang lag verdeckt und war, durch die Kriegsereignisse der letzten Monate, lange nicht mehr geöffnet worden. Dieses Frühjahr würden sie kein Eis mehr brauchen …

    Die Höhle war vor langer Zeit von einem der frühen Brauer Magdeburgs entdeckt und als Eiskeller eingerichtet worden. Er hatte dies natürlich erst einmal für sich behalten, da es doch einen enormen Vorteil bedeutete, bis in den Sommer hinein das Bier kühl lagern zu können. Fuß für Fuß, Klafter für Klafter, war die Höhle über die Jahrzehnte verlängert worden, bis sie schließlich mit dem Keller des Brauhauses in der Magdeburger Altstadt verbunden wurde.

    Jahre-, jahrzehntelang war der Gang von Nutzen gewesen, die Brauerfamilie Knoll hatte das Geheimnis mit dem Kauf des Brauhauses übernommen und bewahren können. Nur wenige Eingeweihte wussten Bescheid. Der Rat hätte sich nicht erfreut gezeigt, wenn allgemein bekannt gewesen wäre, dass es einen unbewachten Zugang zur Stadt gab.

     
    Als der enge Stollen endete, und sie in der Höhle ankamen, erschraken sie zuerst, da es so gespenstisch still war im Vergleich zu dem Lärm des Gemetzels in der Stadt. Von draußen hörten sie vereinzelt Rufe und Hufgeklapper, aber das waren Menschen, die entweder unterwegs in die Stadt oder aus ihr hinaus waren. Gekämpft und geplündert wurde nur innerhalb der Stadtmauern.

    Knoll setzte den kleinen Ulrich auf den Boden,

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