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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Herren von Hamm. Bei einer Fehde zwischen dem Burgherrn zu Schloss Hamm und der Stadt Trier wurde Hamm belagert, wobei Bitburger Bürger Schaden erlitten, darunter auch die Schöffen Oetz und von Esch, deren Saat von den Pferden und vorbeiziehenden Truppen zertrampelt wurde. Doch es trat etwas ein, was in den Kriegszeiten Seltenheit hatte: Die Stadt Trier erstattete den Geschädigten tatsächlich Regress. Dieses wundersame Ereignis wurde dementsprechend gefeiert, mit dem letzten Bier aus Flügels Keller. Weniger entgegenkommend waren zwei Monate danach die Staatischen, die bei einem Angriff auf die Stadt, der abgewehrt werden konnte, Brandpfeile in die Unterstadt abfeuerten, sodass dreiundzwanzig Häuser Opfer der Flammen wurden. Tote gab es zum Glück nicht zu beklagen.

    Zum Ende des kriegerischen Sommers versuchten die Luxemburger aufs Neue, Trier einzunehmen. Als dies wieder nicht gelang, wendeten sie die allseits bekannte, verheerende Taktik der verbrannten Erde an. Alle Weinberge und Keltern wurden zerstört. Die luxemburgischen Pferde durften sich an den Getreidesaaten satt fressen.

    Die bösen Vorahnungen teilten die Brauer mit den anderen Bürgern von Bitburg. Sie zweifelten, dass das, was die Staatlichen übrig gelassen hatten, ihnen über den Winter reichen würde.  

     

     

     

     

     

     

     

     

     

13.
    Die schlimmsten Befürchtungen trafen ein. Es gab wenig Getreide. Ausreichend zwar, damit niemand verhungern musste, aber nicht genug, um anständiges Bier zu brauen.

    Zudem ließ der Stadtrichter eine gewisse Menge Gerste beschlagnahmen und Brote backen, die an das vor der Stadtmauer herumlungernde kleine Bettlerheer verteilt werden sollten, die in Notzeiten wie diesen vor jeder Stadt lagerten und mit jedem Tag größer wurden. »Damit sie sich nicht zur Bedrohung für uns auswachsen«, argumentierte Oetz. Die Rechnung ging auf und jeder Bettler, der versprach, Bitburg nicht weiter zu behelligen, erhielt ein Brot. Brot aus Gerste, die den Brauern natürlich fehlte. Also sannen sie auf Verbesserungen.

    »Wenn wir nicht ausreichend Gerste haben, dann sollten wir zusehen, dass wir aus dem, was wir haben, das Beste herausbekommen«, führte Knoll den ersten Gedanken aus. Missmutig betrachtete er den Seihbottich, in dessen Trebern Flügel gerade herumrührte, um auch wirklich die letzten wertvollen Flüssigkeitsreste durch den gelochten Boden abfließen zu lassen.

    »In alten Klosterzeiten haben die Mönche aus dem hier«, Flügel zeigte auf die Treber, »noch einmal ein neues Bier gemacht. Das wurde ein Dünnbier und Covent genannt. Das würde uns aber keiner abkaufen.«

    Knoll dachte nach. »Demnach muss noch etwas vom Extrakt im Treber drin sein, was wir für unser normales Bier gebrauchen könnten.« Er machte sich gleich an die Arbeit. Und bereits beim nächsten Sud präsentierte er seine neue Erfindung. Zuerst behandelten sie den Seihbottich wie immer: Die Maische wurde hier mittels eines Siebbodens von den Trebern getrennt, so lange, bis nur noch trockene Treber im Bottich lagen. Die Flüssigkeit wurde unter dem Seihbottich gesammelt, in einem Gefäß, welches ›Grand‹ genannt wurde. Dann setzte Knoll zuerst einen metallenen Dorn in den Bottich, und darauf eine eigenartige Konstruktion, die der Schmied und der Schlosser für ihn konstruiert hatten. Das Gestell bestand aus drei Kupferrohren, die alle von der Mitte nach außen gingen wie ein Dreizackstern, am Ende verschlossen waren und über die gesamte Länge mit seitlichen Löchern versehen waren. Oben in die Mitte wurde ein Eimer gesetzt, der über ein Loch in seinem Boden mit den Röhren verbunden war. Auf Flügels fragenden Blick hin nahm Knoll einen Eimer heißes Wasser und goss ihn hinein. Sogleich begann das Wasser durch die kleinen Löcher hinaus- und über die Treber zu fließen.

    Flügel verstand sofort: »Damit waschen wir den Rest vom Extrakt auch noch hinaus und in unser gutes Bier hinein.«

    Knoll lächelte und begann, das Gestell zu drehen. Das ging leicht, weil es ja locker auf dem Dorn saß und das seitlich ausfließende Wasser für eine Art Antrieb sorgte. Es floss auf diese Weise auch in den letzten Winkel des Bottichs. »Ich werde diese Vorrichtung ›Drehkreuz‹ nennen.«

    Die Bierwürze wurde danach besonders lange mit Biberklee und dem restlichen Quassiaextrakt gekocht, und am Ende ergab es das stärkste und beste Bier, das während des Krieges bislang in Bitburg gebraut worden war.

     
    Mithilfe des

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