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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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zurückkam, brannte Goldberg. Ich wartete drei Tage lang vor den Stadttoren. Danach fand ich meine toten Kinder und meine erschlagene Frau und begrub sie. Mein Haus war teilweise abgebrannt und alles von Wert geraubt worden. Also bin ich fort gegangen.« Alle fühlten ähnlich, alle Mitglieder ihrer kleinen Gruppe einte ein vergleichbares Schicksal. Und Paul hatte Glück im Unglück: Ein Stellmacher lebte in Bitburg derzeit nicht.

     
    Tatsächlich ergab sich gegen Ende des ersten Winters, den die Familie Knoll in Bitburg verbrachte, die Gelegenheit zu einigen Biersuden. Oetz in seiner Funktion als Stadtrichter, war Mitglied der Städtekammer und fuhr daher zweimal jährlich zum Ständetag nach Luxemburg. Dort hatte er über die Zeit einige gute Geschäftsbeziehungen aufgebaut, die er nun zum Nutzen der Brauer einsetzen wollte. Ein ihm bestens bekannter Händler bot sich an, eine ausreichende Menge Gerste aus Luxemburg zu beschaffen. Der hatte auch vom Hopfenmangel erfahren und zeigte sich in der Kenntnis des Brauens versiert genug, um den Brauern eine kleinere Menge Quassiaholz anzubieten.

    »Das Holz kommt aus Südamerika und enthält wundervolle, würzige Bitterstoffe. Man muss es nur auskochen und danach den wässrigen Absud abfüllen«, wusste der Händler.

    Weder Knoll noch Flügel hatten von diesem Holz jemals gehört, bestellten es aber dennoch. Damit die kostbare Fracht ohne Zwischenfall ihr Ziel erreichte, beantragte Oetz bei der Heeresleitung einen Geleitbrief zur Sicherheit, der ihn vor den eigenen, plündernden Soldaten schützen sollte.

    »Ob das was nützen wird?« Die Brauer stellten das Papier zu Recht infrage.

    Allerdings wurde es nicht benötigt. Die Gerste wie auch das Quassiaholz kamen wohlbehalten an. Die Brauer verarbeiteten ihre Ware so schnell wie möglich und gingen voller Elan ans Werk.

    Auch etwas Honig, ein paar Pfund Rübenschnitzel und drei Eimer runzlige, vertrocknete Äpfel, die zu nichts sonst zu gebrauchen waren, wurden bereitgestellt. Dazu wurde der Biberklee gehäckselt, aufgekocht und dieser Extrakt in eine Blechkanne gefüllt. Die gleiche Prozedur wurde anschließend für das bittere Holz wiederholt. Der Extrakt des Quassiaholzes roch extrem scharf und bitter, sodass die Brauer sicher waren, ein ausgezeichnetes Würzmittel an der Hand zu haben. Seit Monaten hatten sich weder Soldaten noch Staatische blicken lassen, fast schien es, als herrsche endlich Frieden. Allerdings erwies sich dieser Eindruck als trügerisch. Denn alle Heerhaufen befanden sich lediglich im Winterlager und erwarteten ungeduldig das Frühjahr, auf dass die Gefechte wieder losgehen konnten.

    »Weißt du«, sagte Knoll zu Flügel eingedenk dieser Tatsache, während beide im Maischbottich rührten. »Eigentlich passen die Brauerei und der Krieg gut zusammen: Das Bierbrauen findet in der kalten Jahreszeit statt, genau dann, wenn der Krieg Pause macht.«

    »Wir sollten schauen, dass das ganze Bier zu Beginn der warmen Jahreszeit bereits getrunken ist, sonst wird es doch nur von den saufenden Soldaten requiriert«, fügte Flügel an. »Vielleicht vergeht ihnen dann die Lust aufs Kämpfen.«

    »Meinst du, der Krieg wäre schon vorbei oder hätte niemals begonnen, wenn es kein Bier gäbe? Dann müssten wir aber Wein saufen.« Flügel schüttelte sich demonstrativ bei Knolls Worten. Jetzt saß beiden Brauern eindeutig der Schalk im Nacken.

     
    Die ersten Sude nach den neuen Kriegsrezepturen stießen auf höchst gemischte Resonanz. Die beiden Brauer schlossen sich selbstkritisch den eher negativen Meinungen an und veränderten die Rezeptur dementsprechend. Sie klärten es mit frischem Ei und Asche, fügten etwas Salz und Wein hinzu sowie, als sie immer noch nicht zufrieden waren, Leinsamenöl. Damit gelang der Durchbruch, das Bier war genießbar und sie verkauften ihren ganzen Bestand. Sie gewannen eine wichtige Erkenntnis, und zwar, dass der Biberklee nicht wirklich schlechter war als das viel gepriesene Quassiaholz und dazu einen bedeutenderen Vorteil besaß: Er wuchs auf den Wiesen vor der Stadt und war somit umsonst. Deshalb beschlossen sie, nachdem sie ihre Lieferung aufgebraucht hatten, kein weiteres Bitterholz mehr zu bestellen.

     
    Im Frühjahr begannen die Kämpfe erneut. Und auch wenn Bitburg nicht zu einer der streitenden Parteien gehörte, so befand sich die Stadt doch immer irgendwie mittendrin, umringt vom immerwährenden Krieg. Trier zog wieder mal gegen Luxemburg, dann auch noch gegen die

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