Der Fluch des Blutes
jetzt blutverschmierte, zerschlissene Kleidung, die zudem schon seit mindestens einem Jahrhundert aus der Mode war. Er keuchte gehetzt und taumelte geisterhaft durch einen Stützpfeiler, um in der Kasse zusammenzubrechen.
Dort blieb er liegen. Resignierend blickte er auf seine Verfolger. Ein riesiger Kerl stand plötzlich über ihm und sah triumphierend auf ihn herab. Niemand sagte ein Wort. Alle schienen sich über die weitere Vorgehensweise einig zu sein.
Mein Doppelgänger blickte zu ihm auf und schloß die Augen. Der Riese hob einen Holzpflock über den Kopf, um ihn dann mit mörderischer Gewalt auf den anderen hinunterzustoßen. Der Pflock durchstieß seine Brust. Mit einem letzten Schrei bäumte sich der Ge-jagte noch einmal auf. Er schrie und ließ dabei zwei seltsam spitze Eckzähne erkennen. Dann sackte er in sich zusammen. Die Leute um ihn herum blieben noch eine kleine Weile stehen und trollten sich dann schweigend.
Ein anderer Mann erschien. Mit schweren Schritten ging er langsam zu dem Toten hinüber. Seine Haltung hatte etwas Kummervolles.
Es war wieder jener geheimnisvolle Kunde! Er kniete sich neben den Toten, nahm ihn in den Arm und bettete dessen Kopf auf seinen Schoß. Dann strich er ihm über das wirre Haar und redete seltsam beruhigend auf ihn ein. Tränen fielen auf das Gesicht des Toten.
Nach einiger Zeit stand der Fremde auf, trug Holz aus der Umgebung zusammen, schichtete es übereinander und legte seinen ermordeten Gefährten darauf. Schweigend setzte er das Holz in Brand und sah zu, wie der Körper ein Opfer der Flammen wurde.
Das Letzte, was ich hörte, war ein langer und leidender Schrei voller Traurigkeit und Verzweiflung. Dann endete die Szene, und der Farbkopierer, der eben noch zu brennen schien, stand geduldig vor mir und wartete darauf, daß ich ihm meine Aufmerksamkeit schenkte.
Doch er interessierte mich nicht mehr sonderlich. Ein alter Freund wartete auf die ihm zustehende Begrüßung. Ich ging zu meinem Schöpfer in das hintere Zimmer. Er wendete sich vom Kopierer ab und sah mich an, wieder mit Tränen in den Augen, aber diesmal vor Freude.
Wie damals würde er mir Unsterblichkeit verleihen, und wir würden wieder gemeinsam jagen. Und diesmal würde ich mich ganz sicher nicht so einfach von den Menschen überrumpeln lassen!
© 1997 Regine Schwartz, Mauschbacher Steig 7, 13.437 Berlin
ENDE
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Phantom der Tiefe
von Adrian Doyle
Es ist der Ort, an dem Ninmahs Kinder starben. Der Ort, wo die letzten Kelchhüter unter den Trümmern des einstürzenden Höhlendoms begraben wurden. Alle - bis auf einen. Um diesen einen zu finden, reist Landru nach Anatolien, wo sich seit biblischer Zeit das Geschick von Menschen und Vampiren entscheidet. Auch gibt es Anzeichen dafür, daß die »Ewige Chronik«, die dunkle Geschichtsschreibung, aus dem Himalaja hierher verlegt wurde. Wird Landru nun endlich in ihr lesen können - und die Wahrheit über den Niedergang der Vampire erfahren?
Landru ist voller neuer Hoffnung, als er den Dunklen Dom betritt. Er ahnt nicht, daß hier mehr auf ihn wartet als Wissen und Erkenntnis ...
1 siehe VAMPIRA T31: »Tempel der Unsterblichen«
2 siehe VAMPIRA T31: »Tempel der Unsterblichen«
3 baktun war bei den Maya die Zeitperiode von 20 katun; ein katun wiederum umfaßt 20 tun (360 Tage). Ein baktun zählt also 20 mal 20 Jahre.
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