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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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aufwärts«, berichtigte Brendan, als sie dem Kiesweg zum Haus folgten. Als Dr. Walker zu ihnen herüberwinkte, lächelte Brendan unschuldig und tat, als würde er dem Mann beim Tragen helfen. »Unser altes Haus sah auch so ähnlich aus.«
    »Was ist passiert?«
    »Ach, es gab da so einen Vorfall«, rutschte es Brendan heraus, bevor ihm klar wurde, dass er schon zu viel gesagt hatte.
    »Was denn für einen Vorfall?«, hakte der Mann sofort nach. »Lass mich raten: Dein Alter hat an der Börse mit faulen Eiern gehandelt und sich erwischen lassen?«
    »Nein.«
    »Er war wegen Steuerhinterziehung im Knast?«
    »Nein, nein …«
    »Hat er etwa im Taucheranzug die Post aus dem Briefkasten geholt? Oder ist er auf dem Fahrrad nackt die Straße runtergefahren?«
    Brendan fiel ihm eilig ins Wort: »Ja genau, Sie haben’s erfasst, er ist nackt Fahrrad gefahren.«
    Der Mann knurrte etwas Unverständliches vor sich hin, als er merkte, dass Brendan ihn nur abwimmeln wollte. Sie waren mittlerweile in der Eingangshalle angekommen … und Brendans Gedanken wanderten zurück zu jenem Tag, der das Leben der Familie Walker verändert hatte.
    Dr. Walker war ein angesehener Chirurg, ein anerkannter Spezialist für Magenbypass-Operationen. Er stand sogar kurz davor, im John Muir Medical Center eine leitende Position zu übernehmen. Doch legte er sich eines Tages zu einer kurzen Schlafpause während eines langen Schichtdienstes hin, und als er wieder aufwachte, beugte er sich gerade mit blutigem Skalpell in der Hand über einen Patienten. Auf dem Bauch des Mannes war ein rätselhaftes Zeichen in die Haut geritzt: Es sah aus wie ein Auge, in der Mitte eine Iris mit Pupille, oben und unten von einem Halbkreis umschlossen.
    Nach der Schule hatte Brendan zu Hause seine Mutter und seine beiden Schwestern in Tränen aufgelöst vorgefunden. Sein Vater konnte sich an nichts erinnern. Offenbar hatte das Schlafmittel, das Dr. Walker eingenommen hatte, um etwas zur Ruhe zu kommen, ihn schlafwandeln lassen.
    Der Patient hatte ihn natürlich verklagt und das Krankenhaus ihm fristlos gekündigt. Der Rechtsstreit war immer noch nicht abgeschlossen und hatte so viel Geld verschlungen, dass die Walkers ihr altes Haus und die beiden Autos verkaufen mussten. Die ganze Geschichte war so merkwürdig, so vollkommen verrückt und absurd, dass Brendan immer noch nicht glauben konnte, dass es tatsächlich passiert war, obwohl er täglich die Folgen zu spüren bekam.
    »Weißt du, was, ich habe seltsame Dinge über dieses Haus gehört«, riss der Möbelpacker Brendan aus seinen Gedanken, als sie an den Familienbildern der Kristoffs vorbeikamen.
    »Aha«, sagte Brendan abwesend.
    »Ich hab vielleicht kein Harvard-Diplom, aber dafür hab ich verdammt gute Lauscher. Und irgendjemand hat mir geflüstert, dass auf diesem Haus ein böser Fluch lastet. Deshalb haben die früheren Besitzer es hier auch nie lange ausgehalten.«
    »Sie glauben an so was? Böse Flüche?«
    »In San Francisco musst du mit allem rechnen. Kein Wunder, bei all den Hippies und Gurus, die hier rumlaufen!«
    Brendan brannte eine Frage auf der Zunge, doch er wusste nicht, wie er sie stellen sollte, ohne selbst verrückt zu klingen. Er zog an der Schnur und die Stiege zum Dachzimmer kam herunter.
    »Wo soll das Hockeyzeug hin?«, fragte der Mann schnaufend, als sie oben angekommen waren.
    »Lacrosse«, korrigierte Brendan. »Legen Sie es einfach irgendwo ab.« Der Möbelpacker stellte die Tasche neben das Fenster. »Wenn Sie sich so gut auskennen, dann wissen Sie zufällig nicht auch einen Weg, wie man so einen Fluch wieder loswird?«, fragte Brendan beiläufig.
    Der Mann fand die Frage offenbar nicht verrückt. »Wenn du einen Fluch loswerden willst, musst du die Person finden, die ihn ausgesprochen hat«, erklärte er achselzuckend. Als er den Raum verließ, war Brendan in Gedanken schon wieder bei der alten Hexe.
    Draußen auf dem Gehweg luden die Möbelpacker eine weiße Truhe mit Messingbeschlägen und abgerundeten Metallecken aus dem Umzugswagen. Auf das klobige Schloss hatte jemand mit einer Schablone zwei mittlerweile verblasste Initialen geschrieben: RW .
    »Was ist da drin?«, wollte Cordelia wissen, die mit ihrem Vater draußen stand.
    »Nur ein paar alte Familienunterlagen«, sagte Dr. Walker. »Hast du die Truhe noch nie gesehen? Die schleppe ich schon seit Jahren mit mir herum. Ins große Schlafzimmer im ersten Stock!«, wies er den Mann an.
    Zwei Stunden später hatten die Walkers ihr

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