Der Fluch des Denver Kristoff
Schläger! Sofort!«, befahl sein Vater.
»Dad, die Alte ist gefährlich! Ich wette, sie hat Arsen in den Kuchen gemischt …«
»Du spielst zu viele Videospiele. Gib sofort den Schläger her!«
Sekundenlang herrschte Totenstille. Brendan holte tief Luft, dann gab er seinem Vater den Schläger.
»Und jetzt bittest du die Dame um Entschuldigung!«, verlangte seine Mutter.
Brendan schluckte und vermied es, der seltsamen Besucherin in die Augen zu sehen. »Tut mir leid«, nuschelte er.
»Das sollte dir mehr als leidtun. Du hast einen Monat Hausarrest. Was fällt dir ein, einfach andere Menschen zu bedrohen!«, schimpfte sein Vater.
»Vielleicht ist sie gar kein Mensch«, murmelte Brendan halblaut.
»Bren«, sagte Cordelia, »sie wollte sich gerade vorstellen. Sie ist unsere Nachbarin.«
»Super.«
»Ich bitte Sie, das unverschämte Benehmen meines Sohnes zu entschuldigen«, sagte Dr. Walker und lehnte den Lacrosse-Schläger an die Wand. »Brendan, geh auf dein Zimmer, wir sprechen uns noch. Mein Sohn hat uns leider unterbrochen, wie war Ihr Name, Mrs …«
»Dahlia Kristoff«, sagte die Alte. »Und machen Sie sich keine Gedanken über Ihren Sohn. Ich weiß, wie das ist mit Jungen in diesem Alter. Besonders heutzutage, bei dieser ständigen Reizüberflutung.«
»Sind Sie mit Denver Kristoff verwandt, dem Schriftsteller?«, fragte Cordelia atemlos.
»Er ist mein Vater.«
War dein Vater, korrigierte Brendan im Stillen, während er die hintere Treppe hochging, es sei denn, er ist zweihundert Jahre alt.
»Ich bin ein großer Fan von ihm«, sagte Cordelia und zeigte ihr Exemplar von Der Teufelsflieger, das sie gerade in der Bibliothek gefunden hatte.
»Wie schön, eine andere Büchernärrin kennenzulernen! Hast du das aus der Bibliothek meines Vaters?«
Cordelia nickte, sie fühlte sich ertappt – obwohl es jetzt eigentlich ja ihre Bibliothek war.
»Ich weiß noch genau, wann er den Roman beendet hat. Ich bin in diesem Haus geboren. Siehst du den alten Witzbold da hinter dir?« Dahlia wies mit einem Kopfnicken auf die Philosophenbüste in der Eingangshalle. »Arsdottel habe ich ihn als Kind immer genannt.«
»Wie lange haben Sie hier gewohnt?«, fragte Cordelia.
»Oh, nicht sehr lange. Ich bin in meinem Leben sehr oft umgezogen, Europa, Ferner Osten … ich habe an den unglaublichsten Orten gelebt, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Aber die Villa Kristoff ist immer ein Teil von mir geblieben.«
»In welchem Haus wohnen Sie jetzt?«, fragte Eleanor. »Nummer einhundertdreißig oder einhundertsechsundzwanzig?« Cordelia knuffte ihre kleine Schwester sanft in die Seite, es klappte immer besser mit den Zahlen.
»Du bist ja ein süßes kleines Schätzchen!«, sagte Dahlia. »Ich wohne in Nummer einhundertdreißig, der fein angestrichenen Dame nebenan.«
»Das Haus mit den weißen Blenden?«, fragte Mrs Walker. »Es ist wunderschön.«
»Vielen Dank. Und Sie sind Familie … Walker, richtig?«
»Woher kennen Sie unseren Namen?«, fragte Dr. Walker leicht irritiert.
»Die Nachbarn, wissen Sie«, erwiderte Dahlia. »Sie reden gern. Aber Ihre Vornamen konnten sie mir nicht verraten …«
»Sie lügt!«, rief Brendan dazwischen, der oben auf dem Treppenabsatz gelauscht hatte.
»Brendan. Ab. In. Dein. Zimmer!«, schimpfte Dr. Walker. »Bitte entschuldigen Sie, Mrs Kristoff …«
»Miss Kristoff.«
»Oh, Pardon, Miss Kristoff. Darf ich vorstellen: Familie Walker«, sagte Dr. Walker förmlich. »Jacob Walker. Und das hier sind meine Frau Bellamy, unsere Töchter Eleanor und Cordelia; und … äh … Brendan … der offenbar auf dem Treppenabsatz festgewachsen ist.«
»Stimmt!«, kam es von oben.
Dr. Walker seufzte.
»Freut mich sehr«, sagte Dahlia. »Na, Kinder, worauf ›steht ihr denn so‹?«
»Wie bitte?«, fragte Dr. Walker.
»Ich meine, was sind eure Hobbys, was macht ihr in eurer Freizeit? Sagt man unter jungen Leuten heutzutage nicht so?«
»Lesen«, antwortete Cordelia.
»Pferde«, sagte Eleanor.
»Und euer Bruder? Er ist wohl eher ein kleiner Draufgänger, was?«
»Das geht Sie gar nichts an!«, schrie Brendan von oben. »Warum schmeißt ihr die Alte nicht endlich raus? Ihr solltet ihr einen Tritt in …«
»Brendan! Es reicht«, sagte Dr. Walker. »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, Miss Kristoff, aber unser Abendessen wartet. Wir freuen uns auf eine gute Nachbarschaft. Und vielen Dank für den Kuchen.«
Dahlia überreichte Dr. Walker ihr Geschenk und sah die Familie der
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