Der Fluch des Khan
ausgegeben, aber das stimmt offenbar nicht. Zwei meiner Männer, die von ihnen in der Testkammer eingesperrt wurden, behaupten, sie wären keine Chinesen, sondern allem Anschein nach Russen.«
»Aha«, erwiderte Borjin in gereiztem Tonfall. »Agenten im Dienste der Regierung vielleicht, aber wahrscheinlich Spione einer russischen Ölfirma. Seht zu, dass sie das Anwesen nicht lebend verlassen, aber haltet euch auch mit dem Gewehrfeuer zurück, bis die Delegation abgereist ist. Ich erwarte von meinen Sicherheitskräften eine Erklärung dafür, weshalb man sie bei der Ankunft nicht überprüft hat.«
Borjin hakte das Mikrofon ein und schloss den Hängeschrank aus Kirschholz, in dem das Funkgerät verborgen war. Dann verließ er das kleine Vorzimmer, lief den Flur entlang und kehrte in den Konferenzraum zurück. Der chinesische Minister stand am Fenster und blickte gedankenverloren auf die Staubwolken, die der Wind draußen aufwirbelte.
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung«, sagte Borjin und nahm mit grimmigem Lächeln wieder Platz. »Es gab einen kleinen Zwischenfall mit zwei Männern aus Ihrem Begleitschutz. Ich fürchte, sie werden nicht mit Ihnen zurückkehren können. Wenn Sie möchten, werde ich Ihnen natürlich Ersatzmänner zur Verfügung stellen.«
Shinzhe nickte zerstreut. »Was waren das für Schüsse, die ich draußen gehört habe?«
»Meine Sicherheitskräfte haben ein Übungsschießen veranstaltet. Kein Grund zur Beunruhigung.«
Der Minister starrte mit ausdrucksloser Miene aus dem Fenster, war aber in Gedanken irgendwo anders. Langsam und schwerfällig, wie um Jahre gealtert, ließ er sich gegenüber von Borjin nieder. »Ihr Angebot kommt einer Erpressung gleich, und Ihre Forderungen sind lachhaft«, sagte er, ohne sich auch nur darum zu bemühen, seinen Unmut zu verbergen.
»Meine Bedingungen sind nicht verhandelbar. Und vielleicht sind sie für ein Land, das vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch steht, gar nicht so lachhaft«, zischte Borjin.
Shinzhe starrte seinen Gastgeber voller Verachtung an. Er hatte den arroganten und anmaßenden Magnaten vom ersten Augenblick an nicht leiden können. Obwohl er sich nach außen hin freundlich und kultiviert gab, hatte er offensichtlich keinerlei Respekt vor China und seinen Ansprüchen als Weltmacht. Der bloße Gedanke an Verhandlungen schmerzte Shinzhe, doch er wusste, dass die Staatsführung und vor allem der Präsident erwarteten, dass er den Vertrag über die Öllieferungen unter Dach und Fach brachte. Zu Recht befürchtete er, dass die Regierung seines Landes diese ungeheuerlichen Bedingungen aus schierer Verzweiflung akzeptieren würde. Wenn es nur eine andere Möglichkeit gäbe.
»Minister Shinzhe, Sie müssen einsehen, dass dieses Abkommen für beide Seiten von Nutzen ist«, fuhr Borjin fort, als er seine Fassung wiedergewonnen hatte. »China erhält das Öl, das es für seine Wirtschaft benötigt, ich bekomme einen langfristigen Liefervertrag, und das sogenannte autonome Gebiet wird mit der Mongolei wiedervereint, wie es sich von Rechts wegen gehört.«
»Die Zustimmung zur Preisgabe dieses Gebietes fällt mir nicht leicht.«
»China muss doch keine bedeutenden Ländereien abtreten.
Wir beide wissen, dass diese Region kaum mehr als eine staubige Einöde ist, in der vorwiegend mongolische Hirten leben. Ich lege nur deshalb so viel Wert darauf, weil ich die Länder wiedervereinigen möchte, die einst zu unserem Volk gehörten.«
»Diese Region ist von nur geringem Wert, da mögen Sie recht haben. Dennoch ist es höchst ungewöhnlich, dass sich ein privates Unternehmen in territoriale Angelegenheiten einschaltet.«
»Das ist wahr. Genau genommen weiß meine Regierung nichts von unserem Abkommen. Man wird aber durchaus erfreut über dieses politische Geschenk sein, das von unserem Volk sicherlich begeistert angenommen werden wird.«
»Und Sie werden ohne Zweifel davon profitieren.«
»Als Makler habe ich einen Teil des Gebietes meiner Firma zugewiesen, aber das ist nur ein geringer Prozentsatz der Ländereien.« Er lächelte verschlagen und reichte Shinzhe einen dicken, in Leder gebundenen Ordner. »Ich habe bereits die erforderlichen Übereinkommen ausarbeiten lassen, die von den Regierungsvertretern unser beider Länder unterzeichnet werden müssen. Ich würde mich freuen, wenn ich so bald wie möglich eine Bestätigung Ihres Landes erhielte, dass man die Bedingungen annimmt.«
»Ich werde dem Generalsekretär und seinen Beratern morgen
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