Der Fluch des Khan
Nachmittag Bericht erstatten. Danach wird man eine Entscheidung treffen. Ich muss Sie aber darauf hinweisen, dass Ihre unnachgiebige Haltung bezüglich der Bedingungen eine Übereinkunft auch verhindern könnte.«
»Dann sei es so. Dies sind meine Bedingungen.« Borjin erhob sich. »Ich freue mich auf eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit, Minister Shinzhe.« Borjin verbeugte sich anmutig.
Shinzhe stand auf, zwang sich seinerseits zu einer steifen Verbeugung und verließ mit seinem Gefolge den Raum. Borjin und Tatiana begleiteten die chinesischen Gäste zur Tür und blickten ihnen hinterher, als sie sich durch den wirbelnden Staub zu ihren Autos durchkämpften. Sobald die Rücklichter hinter dem Tor verschwanden, schloss Borjin die Tür und wandte sich an Tatiana.
»Jetzt müssen wir nur noch zugreifen«, sagte er, als sie den Korridor entlanggingen.
»Ja, aber es gibt noch viele Unwägbarkeiten. Sie werden die Innere Mongolei nicht ohne Weiteres hergeben wollen. Vielleicht ahnen sie irgendetwas.«
»Unsinn. Die Chinesen haben sicher Verständnis dafür, dass die Mongolei aus historischen Gründen eine Wiedervereinigung mit ihren ehemaligen Ländereien wünscht. Eine ideale Tarnung.
Und das Beste daran ist, dass sie uns die Gebiete übergeben, die wir ausbeuten werden, um ihnen dann das Öl zu verkaufen.«
»Sie werden nicht gut auf uns zu sprechen sein, wenn sie die Wahrheit erfahren. Möglicherweise erklären sie das Abkommen für null und nichtig, wenn es nicht noch schlimmer kommt. Und sie werden auch keine überhöhten Marktpreise bezahlen wollen.«
»Letzteres lässt sich ganz einfach lösen. Mit unserer neuartigen Technologie können wir über Jahre hinweg für instabile Märkte sorgen und satte Profite einfahren. Das haben wir ja bereits am Persischen Golf bewiesen, und wir werden es wieder tun.«
Sie betraten den Konferenzraum und gingen zu einer kleinen Bar, auf deren Regalen Dutzende von Flaschen standen. Borjin griff nach einem Cognac und schenkte ihn in zwei Gläser ein.
»Meine liebe Schwester, wir haben bereits gewonnen. Sobald das Öl fließt, haben wir die Chinesen am Kragen, und sie werden es nicht wagen, das Abkommen zu brechen. Sollten sie ihre Meinung ändern, beschleunigen wir einfach den Bau der Pipeline nach Sibirien und stellen einen Anschluss an die Leitung nach Nachodka her. Dann können wir unser Öl nach Japan und in die übrige Welt verkaufen und ihnen ins Gesicht lachen.«
»Ja, denn dank der Feuersbrunst, die unser Bruder in Ningbo verursacht hat, sind die Chinesen in einer verzweifelten Lage.«
»Temuge hat wahre Wunder bewirkt, nicht wahr?«
»Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, dass er mich am Baikal fast getötet hätte«, versetzte sie unwirsch.
»Eine unvorhersehbare Nebenwirkung, eine große Welle. Aber egal, jetzt bist du ja in Sicherheit«, sagte er leicht herablassend.
»Du musst zugeben, dass er sehr tüchtig war. Erst die Zerstörung der Pipeline in Sibirien, dann der Brandanschlag auf den chinesischen Hafen, als keine geeignete Verwerfungslinie gefunden werden konnte. Und die von ihm zusammengestellte Truppe hat am Persischen Golf ganze Arbeit geleistet. Noch ein weiterer Vorfall im Nahen Osten, dann kommen die Chinesen auf Knien zu uns gekrochen.«
»Ist Temuge schon zum letzten großen Schlag nach Nordamerika unterwegs?«
»Sie sind bereits in See gestochen. Die Ausrüstung vom Baikal ist vor zwei Tagen in Seoul eingetroffen, und kurz danach sind sie aufgebrochen. Ich habe Temuge den Ausgrabungstrupp aus dem Kentei-Gebirge mitgegeben, da wir unsere Unternehmung nach dem Zwischenfall mit dem russischen Explorationstrupp abbrechen mussten.«
»Die Suche war ohnehin ergebnislos. Das leere Grab, das wir fanden, deutet doch darauf hin, dass die andere Gruft entweder geplündert oder nie für eine Bestattung genutzt wurde. Es ist mir ohnehin ein Rätsel, weshalb die Schätze, die es enthalten haben soll, niemals aufgetaucht sind.«
»Das spielt keine Rolle, da uns die Chinesen mit beträchtlichen Geldsummen versorgen werden. Wir müssen nur ein oder zwei Wochen warten, bis der nächste Ölschock kommt«, sagte er und lächelte. »Dann werden sie mit allem einverstanden sein.«
Er verließ den Konferenzraum und stieg, gefolgt von seiner Schwester, eine Treppe empor. Oben angekommen, blieb er vor dem an der Wand hängenden Porträt eines alten mongolischen Kriegers stehen und hob sein Glas.
»Der erste Schritt ist getan. Wir sind auf dem besten
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