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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Herrschaft?«
    Temur verfluchte den konfuzianischen Ratgeber insgeheim für seine Ränke, mit denen er dem Kaiser neuen Ruhm vorgaukeln wollte. Denn er wusste, dass die Männer, die er zurückgelassen hatte, bereits vor langer Zeit das Schwert niedergelegt und sich dem Familienleben gewidmet hatten. Ihre Treue zum Khan war schon, bevor sie schiffbrüchig wurden, fraglich gewesen.
    »Ja«, log Temur. »Eine kleine Abteilung herrscht in Eurem Namen über das Land.« Beschämt schaute er zu dem alten Häuptling, doch Mahu, der die Politik des Reiches offenbar verstand, nickte bloß.
    Khubilai blickte über die Männer hinweg, als sehe er ein Bild weit jenseits der Mauern des Palastes. Temur fragte sich, ob der mongolische Herrscher betrunken war.
    »Ich möchte diesen wundersamen Ort sehen, dieses Land, in dem die Sonne in meinem Reich aufgeht«, flüsterte der Khan schließlich verträumt.
    »Ja, es ist beinahe ein Paradies auf Erden. So herrlich wie alle Ländereien unter Eurer Herrschaft.«
    »Kennst du den Weg dorthin, Temur?«
    »Ich verstehe nichts von Navigation auf hoher See, aber Mahu kann sich anhand der Sonne und der Sterne orientieren. Mit einem tüchtigen Schiff könnte er den Weg nach Hause finden, glaube ich.«
    »Du hast dem Reich gute Dienste erwiesen, Temur. Für deine Treue sollst du reich belohnt werden«, keuchte der Khan, hustete dann und spie einen Mundvoll Stutenmilch über sein Seidengewand.
    »Vielen Dank, mein Herr«, erwiderte er und verbeugte sich erneut. Dann tauchten zwei Palastwachen auf und geleiteten Temur und seine Männer aus dem Gemach des Kaisers.
    Der mongolische Kommandeur war bedrückt, als er den Palast verließ. Der große Khubilai Khan war alt und müde, nur mehr ein Schatten des alten Herrschers, der eines der größten Reiche der Welt regierte. Zumal Khubilai, der weit mehr als nur ein blutrünstiger Eroberer war – wie sein Großvater –, mit einer noch nie dagewesenen Weisheit geherrscht hatte. Er hatte Händler und Forschungsreisende aus fernen Ländern willkommen geheißen, Gesetze zur Duldung anderer Religionen erlassen und die Wissenschaften, allen voran die Geographie, die Astronomie und die Medizin gefördert. Jetzt war er dem Tode nah, und ohne seine weitsichtige Herrschaft würde das Reich weitaus weniger Einfluss haben.
    Als Temur den großen Palast verließ, bemerkte er mit einem Mal, dass Mahu nicht mehr bei ihm war. Offenbar, so wurde ihm nun klar, war der alte Häuptling im Gemach des Kaisers zurückgeblieben. Temur wartete auf ihn, doch nach etlichen Stunden gab er es endlich auf, verließ die Hauptstadt und begab sich in sein Heimatdorf und zu seiner Familie. Er sah den Alten, der ihn nach Hause geleitet hatte, nie wieder und fragte sich oftmals, was aus seinem Freund aus der Fremde geworden sein mochte.
    Nur zwei Monate später wurde die traurige Nachricht vom Tod des großen Kaisers bekanntgegeben. Khubilai Khan war schließlich an Altersschwäche und den Folgen unmäßigen Alkoholgenusses gestorben. In Ta-tu, der Stadt, die er zu seinem ersten Regierungssitz auserkoren hatte, wurde eine aufwändige Abschiedsfeier für den toten Herrscher ausgerichtet. Später errichtete man südlich der Stadt, die heute Peking heißt, einen Altar zu seinen Ehren, der noch heute dort steht. Nach den öffentlichen Gedenkfeiern verließ ein Trauerzug die Stadt, der den Sarg des Großkhans in einer prachtvollen Kutsche mit sich führte. Von tausend Pferden und Soldaten begleitet, marschierte er langsam nach Norden, in die Mongolei, die Heimat des Großkhans. An einem geheimen Ort im Kentei-Gebirge wurde die letzte Ruhestätte des Khubilai Khan angelegt, in die man ihn mit reichen Grabbeigaben, Tieren, Konkubinen und Schätzen aus dem gesamten Reich bestattete. Damit auch im Tode niemand seinen Frieden störte, wurde die ganze Gegend von Pferden zertrampelt, um die Grabstätte zu tarnen. Die Bauarbeiter, die das Grabmal ausgeschachtet hatten, wurden auf der Stelle hingerichtet, und die Befehlshaber des Trauerzuges mussten unter Androhung der Todesstrafe schwören, das Geheimnis zu wahren. Wenige Jahre später war die Grabstätte des Mongolenherrschers vergessen und das Gedenken an Khubilai Khan von den Winden, die unermüdlich über die grünen, bewaldeten Hänge der Bergkette fegen, verweht.
    Tausend Meilen weiter südlich glitt eine große chinesische Dschunke vor Anbruch der Morgendämmerung aus ihrem Liegeplatz im Hafen von Shanghai und trieb lautlos den Gelben Fluss

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