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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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hinab zum Pazifischen Ozean. Die mächtige Dschunke, eines von nur einer Handvoll hochseetüchtigen Handelsschiffen in der Flotte des Kaisers, war über sechzig Meter lang und hatte ein Dutzend Segel an vier hohen Masten. Da das Yüan-Reich noch immer Trauer trug, führte das Schiff nicht das übliche Staatsbanner – es hatte überhaupt keine Flaggen gehisst.
    Die wenigen Menschen, die sich um diese Tageszeit am Ufer des Flusses aufhielten, wunderten sich über das frühe Auslaufen des großen Schiffes, das sonst nur unter großem Geschrei seine Segel setzte. Nur einer Handvoll Zuschauern fiel auf, dass es lediglich mit halber Besatzung bemannt war. Und nur ein paar Einzelne bemerkten den sonderbaren, dunkelhäutigen alten Mann, der mit wehendem weißem Haar neben dem Kapitän am Ruder stand und auf die Wolken und die aufgehende Sonne deutete. In einer fremden Sprache gab er den Kurs des majestätischen Schiffes vor, als es das Reich der Mitte verließ und in den weiten blauen Ozean vorstieß, unterwegs zu einem fernen Ziel, das auf keiner Karte verzeichnet war.

SPUREN EINER DYNASTIE

4. August 1937
Shang-tu, China
    D er dumpfe Donner in der Ferne hallte wie der Ruf einer Kriegstrommel herüber. Erst ein trockener Knall, auf den ein paar Sekunden später ein markerschütterndes Krachen folgte. Die Stille zwischen jedem Schlag verleitete einen zu der trügerischen Hoffnung, das Getöse sei nun vorbei. Dann drang jedoch ein weiterer gedämpfter Knall durch die Luft, der allen an den Nerven zerrte, die sich in Hörweite befanden und auf den anschließenden Einschlag warteten.
    Leigh Hunt stand in dem frisch ausgehobenen Graben auf, reckte die Arme hoch und stellte auf einer Mauer aus Lehmziegeln dann vorsichtig eine Schale ab. Der Archäologe, der in Oxford studiert hatte und in den Diensten des Britischen Museums stand, trug eine lange Khakihose und ein dazu passendes Hemd mit zwei Brusttaschen, beides verschwitzt und mit einer feinen Staubschicht bedeckt. Statt des typischen Tropenhelms hatte er einen zerbeulten Fedora auf, der seinen Kopf vor den Strahlen der Sommersonne schützte. Mit müden haselnussbraunen Augen spähte er durch das weite Tal in Richtung Osten, wo der Donner herkam. Zum ersten Mal konnte er durch die flimmernde Hitze der Morgensonne kleine Rauchwolken am Horizont sehen.
    »Tsendyn, ich habe den Eindruck, dass die Artillerie näher rückt«, sagte er mit gleichmütigem Tonfall in Richtung Graben gewandt.
    Ein kleiner Mann, der ein dünnes Wollhemd trug und eine rote Schärpe um die Taille gebunden hatte, stieg schweigend aus der Grube. Hinter ihm grub ein Trupp chinesischer Arbeiter mit schweren Spaten und Maurerkellen weiter im trockenen Erdreich. Im Gegensatz zu den chinesischen Helfern hatte der gedrungene, aber breitschultrige Mann einen dunklen, ledrigen Teint und rundliche Augen. Anhand dieser Züge erkannte jeder Chinese auf den ersten Blick, dass er es mit einem Mongolen zu tun hatte.
    »Peking fällt. Die ersten Flüchtlinge sind bereits unterwegs«, erwiderte er und deutete auf eine schmale, unbefestigte Straße, die etwa eine Meile entfernt lag. Dort rollten ein halbes Dutzend Ochsenkarren durch den Staub, auf denen die Habseligkeiten mehrerer Familien verstaut waren, die nach Westen flohen.
    »Wir müssen die Ausgrabungen abbrechen, Sir, bevor die Japaner über uns herfallen.«
    Hunt tastete unwillkürlich nach seinem Webley Fosbery, einem automatischen Revolver vom Kaliber .455, der in einem Holster an der Hüfte steckte. Zwei Abende zuvor hatte er damit auf eine kleine Bande marodierender Räuber geschossen, die eine Kiste mit ausgegrabenen Artefakten stehlen wollten. Da ganz China in Auflösung begriffen war, zogen überall Diebesbanden durch die Gegend, aber die meisten waren unbewaffnet und stellten sich nicht allzu schlau an. Ein Kampf gegen die kaiserlich-japanische Armee war etwas ganz anderes.
    China brach unter dem Ansturm der japanischen Militärmacht rasch zusammen. Seit die japanische Kwantung-Armee im Jahr 1931 die Mandschurei besetzt hatte, hatte die militärische Führung Nippons eine Kolonisierung Chinas nach dem Vorbild von Korea ins Auge gefasst. Nachdem es sechs Jahre lang immer wieder zu vereinzelten Zusammenstößen und inszenierten Zwischenfällen gekommen war, brachen im Sommer 1937 offene Kampfhandlungen aus. Die kaiserlich-japanische Armee fiel in Nordchina ein, da man befürchtete, die nationalistischen Streitkräfte unter Chiang Kai-shek könnten zu stark

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