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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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sollte. Pitt blätterte zu einer Seite ganz am Anfang des Tagebuchs zurück und zeigte Giordino den Absatz.
    »Hunts mongolischer Assistent Tsendyn hieß mit Nachnamen Borjin.«
    »Das kann nicht sein. Der Vater?«
    »Wenn ich mich nicht irre, haben wir vor Kurzem den Marmorsarg des verstorbenen Tsendyn Borjin besucht.«
    »Wenn das Borjins Vater war, der in dem Steinbau lag, dann muss der Sarkophag in der Mitte der Kammer …«
    »Ganz recht«, sagte Pitt zerknirscht. »Das Grabmal des Dschingis Khan steht auf Tolgoi Borjins Hof.«
    Bei Sonnenuntergang begaben sie sich zum Abendessen mit dem Lama und den Mönchen in eine der Jurten. Es war ein einfaches Mahl, bestehend aus einer Gemüsebrühe mit Nudeln, dazu wurde dunkelbrauner Tee gereicht. Die Mönche aßen schweigend und nickten lediglich, wenn der Lama ab und zu das Wort ergriff. Pitt musterte beiläufig ihre runzligen Gesichter.
    Die meisten waren über siebzig, doch ihre Bewegungen wirkten gelassen und anmutig, die braunen Augen ernst und klug. Alle hatten kahl rasierte Köpfe, bis auf einen stämmigen jüngeren Mann. Er nahm rasch sein Essen zu sich, drehte sich dann um und grinste Pitt unentwegt an, bis die anderen fertig waren.
    Nach dem Essen sahen Pitt und Giordino beim Abendgebet im Tempel zu und zogen sich dann in den Lagerraum zurück. Pitt, dessen Gedanken ein ums andere Mal um den Verweis auf Dschingis Khan in Hunts Tagebuch kreisten, wollte dringender denn je nach Ulan-Bator zurück. Bevor sie sich hinlegten, zog er eins der Feldbetten zum Eingang hin.
    »Kannst du in geschlossenen Räumen etwa nicht mehr schlafen?«, frotzelte Giordino.
    »Nein«, erwiderte Pitt. »Irgendwas macht mir zu schaffen.«
    »Mir macht auch was zu schaffen. Ich habe nämlich seit fast einer Woche nichts Anständiges mehr gegessen«, sagte Giordino und kroch unter seine Decke.
    Pitt holte einen offenen Karton vom Regal, der Räucherstäbchen, Gebetsperlen und anderes Zubehör enthielt. Nachdem er ein paar Minuten herumgekramt hatte, drehte er die Kerosinlampe aus und legte sich ebenfalls flach.
    Der Eindringling kam nach Mitternacht. Lautlos öffnete er die Tür einen Spalt weit, sodass ein schmaler Streifen Mondlicht einfiel, und stahl sich hinein. Er zögerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann lief er langsam zu dem Feldbett nahe dem Eingang. Er war einen Schritt davor, als er mit dem Fuß eine kleine Gebetsglocke streifte, die am Boden lag. Als das leise Schellen durch den stillen Raum hallte, erstarrte er und hielt die Luft an. Ein paar Sekunden lang spitzte er die Ohren und horchte, ob sich irgendetwas rührte. Doch alles blieb ruhig.
    Daraufhin kniete sich der Mann auf den Boden, tastete nach der Glocke und schob sie behutsam aus dem Weg. Seine Knöchel streiften eine zweite Glocke, die er ebenfalls vorsichtig entfernte, bevor er näher an das Feldbett heranschlich. Mit Mühe und Not konnte er die schlafende Gestalt erkennen, die unter einer Decke lag. Er richtete sich auf, hob mit beiden Händen ein funkelndes, zweischneidiges Schwert und hieb mit aller Kraft zu. Die rasiermesserscharfe Klinge traf knapp unterhalb des Kissens auf, dort, wo der Hals des Schläfers liegen musste.
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Die Klinge stieß nicht auf Knochen, kein Blut spritzte auf, kein Todesröcheln ertönte.
    Stattdessen traf das Schwert ohne jeden Widerstand auf das Feldbett und grub sich tief in den Holzrahmen. Der Möchtegernkiller war zunächst verwundert, dann erschrak er, als ihm klar wurde, dass er ausgetrickst worden war. Aber nun war es schon zu spät.
    Pitt stürmte von seinem Feldbett im hinteren Teil des Raums nach vorn. Der Killer, der sich über die Pritsche am Eingang beugte, war in dem schmalen Streifen Mondlicht, der hinter ihm durch die Tür fiel, deutlich zu erkennen. Pitt hatte seinerseits eine Schaufel mit langem Holzgriff in den Händen, die er sich kurzerhand bei den Geräten der Archäologen ausgeborgt und unter seinem Bett verstaut hatte. Als er noch einen Schritt von der mit Kissen ausgestopften Pritsche entfernt war, riss er sie hoch und schlug damit nach der dunklen Silhouette des Killers.
    Der Eindringling erholte sich rasch von seinem ersten Schreck.
    Als er Pitts Schritte näher kommen hörte, riss er das Schwert aus dem Feldbett und schwang es über dem Kopf, hieb dann in weitem Bogen nach dem Angreifer, den er eher ahnen als sehen konnte.
    Doch Pitt kam ihm zuvor. Unverhofft tauchte das Schaufelblatt

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