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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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verursachte Algenblüte hatten weltweit zu einem langsamen, aber steten Niedergang der Korallenriffe geführt. Zwar waren die Riffe vor Hawaii bislang weitestgehend verschont geblieben, doch es gab keine Gewähr dafür, dass sie langfristig nicht ebenfalls vom Ausbleichen und anschließenden Massensterben betroffen werden würden, das man bereits vor Australien, Okinawa und der mikronesischen Inselwelt beobachtet hatte. Durch ständiges Überwachen der Riffe konnte man feststellen, inwieweit der Mensch zu dieser Schädigung beitrug, und die entsprechenden Gegenmaßnahmen treffen.
    Die Vorgehensweise war denkbar einfach. Man verglich aktuelle Videoaufnahmen des Riffs mit den Bildern, die Monate oder Jahre zuvor an gleicher Stelle gemacht worden waren.
    Durch eine Zählung der Fische sowie des Benthos, also der Tier- und Pflanzenwelt am Meeresboden, konnte man sich einen Eindruck vom momentanen Zustand dieses Riffs und Dutzender anderer verschaffen, die im Zuge des NUMA-Projekts untersucht wurden.
    Mit trägen Flossenschlägen schwamm Summer an der Leine entlang bis zu deren Endpunkt in einer Sandrinne, wo ein Edelstahlbolzen in den Meeresboden getrieben worden war. An dem Bolzen hing eine mit Fettstift gekennzeichnete Plastikkarte.
    Summer drehte die Karte zum Objektiv, filmte die Leine und die Markierung und schaltete die Kamera aus. Als sie die Plakette losließ, fiel ihr in einer Höhlung, die durch angeschwemmten Sand entstanden war, etwas auf. Mit ein paar raschen Scherenschlägen ihrer gelben Flossen glitt sie über eine Reihe kleiner Felsen hinweg, zwischen denen ein Oktopus herumstromerte, der seinen Leib aufblähte, indem er Wasser in die Mantelhöhle einsog, das er durch den Siphon wieder ausstieß und sich auf diese Weise fortbewegte. Summer beobachtete das intelligente wirbellose Tier, während es seine Farbe veränderte und fast durchsichtig wurde, bevor es zum Riff davonschwamm. Als sie zu den Felsen zurückblickte, bemerkte sie einen kleinen, rundlichen Gegenstand, der aus dem Sand ragte. Ein winziges Gesicht schien sie anzulächeln, als wäre es froh, entdeckt zu werden. Summer wedelte eine dünne Sandschicht weg, hob den Gegenstand auf und hielt ihn vor ihre Tauchbrille.
    Es war eine kleine Porzellanfigur, eine junge Frau, die ein wallendes rotes Gewand trug und die schwarzen Haare zu einem Dutt hochgesteckt hatte. Die rundlichen Wangen waren rot getönt, wie bei einem Cherub, die schmalen Augen unverkennbar asiatisch. Was die künstlerische Gestaltung betraf, wirkte sie eher schlicht, der Kleidung und der Haltung nach zu schließen war sie ziemlich alt. Vorsichtshalber drehte Summer die Statuette um, entdeckte jedoch kein MADE IN HONG KONG am Fuß. Sie wühlte mit der freien Hand im Sand herum, fand jedoch keine weiteren Gegenstände.
    Dann bemerkte sie ein Stück entfernt die silbernen Luftblasen eines anderen Tauchers. Es war ein Mann, der am Rand des Riffs kniete und Sedimentproben entnahm. Summer schwamm zu dem anderen Taucher und hielt die Porzellanfigur hoch.
    Die hellgrünen Augen ihres Bruders funkelten neugierig auf, als er den Fund betrachtete. Dirk, ebenso groß und schlank wie sein gleichnamiger Vater, verstaute die Probe in einer Tauchtasche, streckte die Beine aus und bedeutete Summer durch ein Handzeichen, dass sie ihm die Fundstätte zeigen sollte. Sie lotste ihn vom Riff weg, über eine Sandbank zu einer mit Kies übersäten Stelle, neben der sie das lächelnde Gesicht entdeckt hatte. Dirk schloss zu ihr auf, worauf sie beide in weitem Bogen etwa anderthalb Meter über dem Meeresgrund die geriffelte Sandbank umschwammen, die plötzlich an einem erstarrten Lavastrom endete, als sie sich wieder der Küste näherten. Weiter draußen ging sie in einen steilen Abhang über, der bis auf 4500 Meter Tiefe abfiel. Mitten in dem Sand ragte eine Reihe von Korallenstöcken auf, die Dirk sich noch einmal genauer ansehen wollte.
    Der Stock erstreckte sich nahezu gradlinig über rund drei Meter Boden. Dirk fiel auf, dass der Sand weiter vorn dunkler wirkte, bevor er auf das Lavafeld stieß. Summer schwamm unterdessen zu einem kleinen, rundlichen Klumpen, der aus dem Boden ragte, dann winkte sie Dirk zu sich. Mit einem kurzen Flossenschlag war er bei Summer und stellte fest, dass es sich allem Anschein nach um einen großen Stein handelte, rechteckig und über anderthalb Meter breit. Er tauchte nach unten, strich mit dem Handschuh über die verkrustete Kante und tastete dann die Oberfläche ab. Die

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