Der Fluch des Khan
Unterstützung der Hercules über der Bucht. Den Lufteinsatz hatten die NUMA-Leute, ohne es zu wissen, Hiram Yeager zu verdanken, der, als sich das zweite Erdbeben ankündigte, den Vizepräsidenten überreden konnte, die Vorfälle genauer zu untersuchen. Daraufhin war sofort das Militär ins Erdbebengebiet beordert worden.
»Das tut den wehen Augen doch mal gut«, sagte Summer, als die Hercules wieder über ihnen kreiste. »Ich weiß nicht, wieso sie hier sind, aber ich jedenfalls bin froh drüber.«
»Ich gehe jede Wette ein, dass bereits ein Kutter und ein paar Hubschrauber unterwegs sind«, sagte Dirk.
»Zum Geier, wir brauchen keinen verdammten Kutter«, sagte Dahlgren und lachte dann laut auf. »Wir haben unser eigenes Rettungsboot.«
Er schwamm zu einem undefinierbaren Gegenstand, der ganz in der Nähe im Wasser trieb, kehrte kurz darauf zurück und zog den angeschlagenen, aber noch intakten Katamaran hinter sich her.
»Der Kat. Er hat’s überlebt«, sagte Dirk verblüfft.
Summer schaute sich das Ding an und stellte dann stirnrunzelnd fest: »Mein Surfbrett. Was hat das hier zu suchen?«
Verwundert musterte sie den verzogenen Aluminiumrahmen, der mit Tauen an Dirks Surfbrett befestigt war, das seinerseits, wie sie bemerkte, an etlichen Stellen ziemlich angeschlagen war.
»Und was ist damit passiert?«
»Schwesterherz«, sagte Dirk achselzuckend, »das ist eine lange Geschichte.«
51
D ie Zeiger der Uhr rührten sich nicht von der Stelle. So jedenfalls kam es Theresa vor. Sie wusste, dass sie durch ihre ständigen Blicke auf das kunstvolle Chronometer an der Wand nur das Ihre dazu beitrug, dass die Zeit so furchtbar langsam verrann. Doch der bevorstehende Fluchtversuch machte sie nervös, bis sie sich schließlich dazu zwang, nicht mehr zur Uhr zu schauen, sondern sich auf die geologischen Berichte zu konzentrieren, die vor ihr lagen.
Es war der zweite Tag hintereinander, an dem sie, nur von gelegentlichen Essenspausen unterbrochen, im Arbeitszimmer saßen und bis in die Nacht mit ihrer Aufgabe beschäftigt waren.
Allerdings waren Theresa und Wofford, ohne dass ihre Häscher das wussten, bereits seit Stunden mit der Auswertung der Seismogramme fertig. Doch sie taten so, als arbeiteten sie weiter, in der Hoffnung darauf, dass sie auch an diesem Abend nur von einem Wächter in ihre Zimmer zurückgebracht wurden.
Einer der beiden Posten, die tagsüber an der Tür standen, war verschwunden, nachdem er ihr Abendessen abgeräumt hatte, was ihre Chancen auf ein Entkommen verbesserte.
Theresa warf einen kurzen Blick zu Wofford, der regelrecht strahlte, während er den begleitenden Bericht zu einem Seismogramm durchlas. Er hatte die genauen Darstellungen bewundert, die mit von Wachters Technologie angefertigt worden waren, und die dazugehörigen Begleittexte förmlich verschlungen.
Theresa wünschte sich insgeheim, ihre Angst ebenso mühelos verdrängen zu können wie Wofford.
Die Uhrzeiger krochen an der Neun vorbei, als Tatiana, die eine schwarze Hose und einen dazu passenden leichten Wollpulli trug, ins Arbeitszimmer kam. Ihre langen Haare waren frisch gekämmt, und sie trug ein funkelndes Goldamulett um den Hals.
Doch ihr attraktives Aussehen, so stellte Wofford fest, konnte die innere Kälte und Gefühllosigkeit nicht kaschieren.
»Sind Sie mit der Analyse fertig«, fragte sie ohne jede Vorrede.
»Nein«, erwiderte Wofford. »Die zusätzlichen Profile wirken sich auf unsere früheren Annahmen aus. Wir müssen ein paar Berichtigungen vornehmen, wenn wir optimale Bohrergebnisse erzielen wollen.«
»Wie lange dauert das?«
Wofford gähnte laut und nachdrücklich. »In drei, vier Stunden müssten wir fast so weit sein.«
Tatiana blickte auf die Uhr. »Sie können morgen früh weitermachen. Ich gehe davon aus, dass Sie bis zum Mittag mit Ihrer Bewertung fertig sind und meinem Bruder Bericht erstatten können.«
»Und danach werden wir nach Ulan-Bator gebracht?«, fragte Theresa.
»Natürlich«, erwiderte Tatiana mit einem schmalen Lächeln, das sie der Lüge zieh.
Dann kehrte sie ihnen den Rücken zu, sprach kurz mit dem Wächter und verschwand wieder. Theresa und Wofford stapelten in aller Ruhe die Berichte, räumten den Arbeitstisch auf und versuchten möglichst viel Zeit herauszuschlagen. Denn nur wenn sie mit dem Wachmann allein und sonst unbeaufsichtigt waren, hatten sie eine Fluchtchance.
Nachdem sie so lange getrödelt hatten, wie sie es wagen konnten, ohne dass es zu sehr auffiel,
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