Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
standen sie auf. Wofford griff sich einen Stapel Akten und wollte ihn mitnehmen, doch der Wärter deutete auf die Berichte und schüttelte den Kopf.
    Wofford legte sie wieder auf den Tisch, nahm seinen Stock und humpelte mit Theresa zur Tür. Der Aufpasser folgte ihnen auf den Fersen.
    Theresas Herz raste, als sie den langen Korridor entlanggingen. Im Haus war alles ruhig, die Lichter waren gedämpft – allem Anschein nach hatten sich Tatiana und Borjin in ihre Privaträume im Südflügel zurückgezogen. Doch plötzlich kam der kleinwüchsige Hausverwalter mit einer Wodkaflasche in der Hand aus einem Nebenraum. Er bedachte die Gefangenen mit einem hochmütigen Blick und hastete dann zur Treppe, die zu den Unterkünften der Dienstboten führte.
    Wofford humpelte betont schwerfällig den Gang entlang und spielte den harmlosen Behinderten. Als sie am Ende des breiten Korridors angekommen waren, wurde er noch langsamer und warf einen kurzen Blick in die Seitenflure, um sicherzugehen, dass keine weiteren Wachen oder Dienstboten in der Nähe waren. Dann wartete er ab, bis sie das Foyer hinter sich hatten und in der Nähe ihrer Zimmer im Nordflügel waren, bevor er losschlug.
    Allem Anschein nach war es reine Unachtsamkeit. Er schwang seinen Gehstock nach vorn und setzte ihn ein bisschen zu weit links auf, genau vor Theresas rechten Fuß. Beim nächsten Schritt stolperte sie über den Stock und warf sich gleichzeitig auf eine Weise nach vorn, dass es einer Stuntfrau in Hollywood alle Ehre gemacht hätte. Wofford verlor ebenfalls das Gleichgewicht, torkelte vorwärts, als fiele er hin, und kniete sich dann auf sein gesundes Bein. Er schaute zu Theresa, die lang hingestreckt am Boden lag und sich kaum bewegte. Jetzt hing alles vom Wächter ab.
    Wie Wofford erwartet hatte, erwies sich der Mongole als wahrer Gentleman und bückte sich, um Theresa aufzuhelfen.
    Wofford wartete, bis er mit beiden Händen Theresas Arm ergriff, dann sprang er ihn an wie eine Katze. Er stieß sich mit dem heilen Bein ab, warf sich auf den Wärter und riss den Stock hoch, dessen gekrümmter Griff den Wachmann unter dem Kinn traf und seinen Kopf zurückschleuderte. Durch die Wucht des Schlages zerbrach der hölzerne Stock, und der Griff schlug auf den Boden, aber Wofford sah, wie der Wärter glasige Augen bekam und dann rücklings umfiel.
    Theresa und Wofford hielten inne und lauschten bang, ob Wachmänner den Korridor entlanggestürmt kamen. Doch es blieb ruhig.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte Wofford und bückte sich, um Theresa aufzuhelfen.
    »Mir fehlt nichts. Ist er tot?«, fragte sie und deutete auf den am Boden liegenden Wärter.
    »Nein, der ruht sich bloß aus.« Wofford holte eine Vorhangkordel, die er aus seinem Zimmer hatte mitgehen lassen, aus der Hosentasche und fesselte rasch Hände und Füße des Wachmanns. Dann zog er ihn mit Theresas Hilfe über den Boden und schleppte ihn ins erste Zimmer. Dort riss er einen Kopfkissenbezug vom Bett, knebelte ihn damit, schloss dann die Tür und sperrte ihn ein.
    »Bereit für eine kleine Zündelei?«, fragte er Theresa.
    Sie nickte nervös, dann schlichen sie ins Foyer zurück.
    »Viel Glück«, flüsterte er, huschte hinter eine Säule und wartete.
    Theresa hatte darauf bestanden, allein ins Arbeitszimmer zurückzukehren, und konnte Wofford schließlich davon überzeugen, dass es so sinnvoller war. Mit seinem verletzten Bein war er zu langsam, machte zu viel Lärm und könnte sie alle beide in Gefahr bringen.
    Sie drückte sich an die Wand und huschte leichtfüßig den breiten Korridor entlang. Weit und breit war niemand zu sehen, und bis auf das Ticken einer alten Standuhr schien alles ruhig.
    So schnell, wie sie es wagen konnte, lief sie zum Arbeitszimmer und trat durch die offene Tür. Glücklicherweise hatte der Wachmann beim Gehen das Licht ausgeschaltet, sodass sie vom hellen Flur aus so gut wie nicht zu sehen war, stellte sie fest und atmete einmal tief durch, um ihre Angst zu unterdrücken.
    Dann tastete sie sich durch den vertrauten Raum, bis sie auf das Bücherregal an der hinteren Wand stieß. Aufs Geratewohl zog sie etliche Bücher heraus und kniete sich hin, riss mit beiden Händen die Seiten heraus und knüllte sie zusammen. Sobald sie einen kleinen Haufen Papier aufgetürmt hatte, baute sie außen herum eine Pyramide aus Büchern, die sie aufklappte und mit den Blättern nach innen gewandt hinstellte. Als sie mit ihrem Werk zufrieden war, stand sie auf, drückte sich an der

Weitere Kostenlose Bücher