Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
ihm dafür bedanken muss, dass er den Schlüssel stecken ließ.«
    Gunn öffnete die Tür und wollte aussteigen. »Willst du fahren?«, fragte er Pitt. »Ich setze mich zu der Wildkatze dahinten.«
    »Nein«, sagte Pitt und warf einen kurzen Blick zum Wohnhaus. »Ich will mir Borjin vorknöpfen.«
    »Versuchen Sie es ruhig«, giftete Tatiana, »damit er Sie töten kann.«
    Giordino reichte es nun. Er versetzte ihr kurzerhand einen Kinnhaken. Das Gekeife brach ab, und sie sackte bewusstlos auf den Sitz.
    »Das wollte ich schon seit einiger Zeit mal machen«, sagte er wie zur Entschuldigung. Dann wandte er sich an Pitt. »Brauchst du Unterstützung?«
    »Jedenfalls keine, die einen Platten hat«, erwiderte er mit einem kurzen Nicken auf Giordinos bandagiertes Bein. »Hilf du lieber Rudi dabei, alle heil rauszubringen, falls es weitere Schwierigkeiten gibt. Ich will mich bloß davon überzeugen, dass unser Gastgeber nicht abgetaucht ist.«
    »Du darfst dich aber auch nicht länger in diesem eisigen Wasser rumtreiben«, sagte Gunn, als er sah, wie Pitt kurz bibberte.
    »Nimm wenigstens meine Jacke«, fügte er hinzu und streifte sie ab. »Nicht dass du dieses schicke Kostüm verstecken solltest.«
    Grinsend musterte er den triefenden orangen
Del,
den Pitt noch immer trug. Also legte Pitt die nassen Sachen ab, schlüpfte in Gunns trockene Jacke und zog den Reißverschluss hoch.
    »Danke, Rudi. Sieh zu, dass du vom Gelände kommst, bevor der ganze Laden den Berg runterrutscht. Wenn ich nicht innerhalb einer Stunde zu euch stoße, haust du ohne mich nach Ulan-Bator ab.«
    »Wir warten.«
    Gunn sprang in den Range Rover, legte den Gang ein und pflügte durch das hoch aufspritzende Wasser zur Ausfahrt. Das Tor und ein gut fünf Meter breites Mauerstück waren von der Flutwelle umgerissen worden, sodass ringsum Beton- und Trümmerbrocken in der Gegend lagen. Pitt blickte dem Rover hinterher, als Gunn ihn durch die breite Bresche in der Mauer steuerte, dann dank des Allradantriebs locker über die Trümmer rumpelte, bis die Rücklichter auf der anderen Seite verschwanden.
    Als Pitt durch das dunkle Wasser zum Wohnhaus watete, kam er sich einsam und allein gelassen vor, fürchterlich verfroren.
    Und er fragte sich, was ihn bei Borjin erwartete.
60
    D ie Flut war weitgehend abgelaufen, im Haus aber stand das Wasser noch immer knöcheltief, als Pitt die Vortreppe hinaufstieg. Vor der weggerissenen Tür blieb er stehen, als er einen Mann bäuchlings im Wasser liegen sah, die Beine hinter einem Pflanzenkübel eingeklemmt. Er ging hin und betrachtete die Leiche genauer. Es war keiner der Sturmgewehrschützen, auf die er geschossen hatte, aber offenbar ein anderer Wachmann, der in den Wassermassen ertrunken war. Pitt bemerkte, dass er noch immer einen hölzernen Speer in der Hand hatte, den er mit eisernem Griff umklammerte. Er bückte sich, riss ihm das orange Gewand vom Leib und wand ihm den Speer aus der Hand. Dann stieß er den Spieß durch die Armlöcher und hob das Gewand hoch, als hinge es an einem Kleiderbügel. Darauf fällt zwar nur ein Idiot rein, dachte er, aber etwas anderes hatte er gegen das, was ihn da drin erwartete, nun mal nicht aufzubieten.
    Er ging in die Hocke, huschte durch die Tür und sicherte mit dem 45er nach allen Seiten ab. Keine Menschenseele war im Foyer, und im ganzen Haus herrschte Stille, vom Rauschen des Wassers einmal abgesehen, das irgendwo eine Treppe hinabströmte. Der Strom war längst ausgefallen, aber an der Flurdecke brannten vereinzelte rote Lämpchen – die Notbeleuchtung wurde per Generator betrieben. Sie spendeten kaum Licht, warfen lediglich rote Schatten in die verlassenen Korridore.
    Pitt spähte in die drei Gänge. In Richtung Norden tat sich ein großes Loch auf, wo der Fluss den halben Flügel weggespült hatte. Dort konnte sich Borjin nicht absetzen, es sei denn er besaß einen Kajak und war lebensmüde. Pitt erinnerte sich daran, dass Theresa gesagt hatte, das Arbeitszimmer liege am Mittelgang, daher lief er ihn langsam entlang.
    Er drückte sich an die Wand, den Colt mit der rechten Hand nach vorn gerichtet. Den Speer klemmte er sich in die Armbeuge und hielt ihn mit der linken Hand schräg vor sich. Die zerrissene orange Tunika, die immer einen Schritt vor Pitt war und zugleich in den Korridor hing, diente ihm als eine Art improvisierte Vorhut.
    Pitt ging langsam, zog die Füße nach, damit ihn kein aufspritzendes Wasser verriet. Genau genommen konnte er kaum anders gehen, da

Weitere Kostenlose Bücher