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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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an.
    Pitt ging auf einen der Marmorsarkophage an der Seitenwand des Grabmals zu und richtete die Waffe darauf. »Schön, dass Sie Ihre Angehörigen um sich haben. Ihr Vater?«, fragte er.
    Borjin, der beim Anblick des Toten, der ihn da ansprach, sichtlich um Fassung rang, nickte stumm.
    »Ihr Vater hat dem britischen Archäologen zwar die Karte vom Grab des Dschingis Khan gestohlen«, sagte Pitt, »aber er hat es trotzdem nicht gefunden.«
    Borjin zog die Augenbrauen hoch. »Mein Vater erhielt Hinweise auf den ungefähren Standort des Begräbnisstätte. Doch nur mit Hilfe moderner Technologie konnten wir das eigentliche Grab finden.«
    »Von Wachters akustisch-seismisches Gerät.«
    »So ist es. Mit einem Prototyp entdeckten wir das Grab.
    Weitere Verbesserungen, die wir an dem Gerät vornahmen, zeitigten dann höchst bemerkenswerte Ergebnisse, wie Sie ja selber erleben durften.« Aus seinen Worten triefte förmlich der Spott, während er die Kammer nach einer Waffe absuchte.
    Langsam trat Pitt in die Mitte des Raumes und legte die freie Hand auf den Granitsarkophag, der dort auf einem Piedestal stand. »Dschingis Khan«, sagte er. Trotz aller Müdigkeit, und obwohl er durchgefroren war, stellte er zu seinem eigenen Erstaunen fest, dass er großen Respekt vor dem alten Kriegsherrn hatte. »Ich nehme an, das mongolische Volk wird nicht gerade begeistert sein, wenn es erfährt, dass Sie ihn in Ihrem Hinterhof verwahrt haben.«
    »Das Volk der Mongolei wird Freudenfeste feiern – im Morgendämmer neuer Eroberungen«, erwiderte Borjin mit schriller, sich überschlagender Stimme. »Im Namen Temujins werden wir uns gegen die Narren dieser Welt erheben und unseren alten Ruhm und unsere Vormacht wieder herstellen.«
    Er hatte seinen Sermon kaum beendet, als ein tiefes Grollen durch die Kammer hallte. Ein paar Sekunden lang schwoll es an, dann verklang es in einem lauten Donnerschlag, als der ganze Nordflügel des Hauses beziehungsweise das, was noch von ihm übrig gewesen war, aus dem Fundament gerissen wurde und den Hang hinabrutschte.
    Beim anschließenden Aufprall wurde das ganze Anwesen bis in die Grundfesten erschüttert, die verbliebenen Trakte des Wohnhauses ebenso wie das Heiligtum. Pitt spürte, wie der Boden des Mausoleums unter seinen Füßen erbebte. Er war vom kalten Wasser ausgelaugt und hielt sich nur mühsam auf den Beinen. Fast hätte er das Gleichgewicht verloren und musste sich am Sarkophag festhalten, um die Waffe weiter auf Borjin zu richten.
    Borjin sank auf ein Knie, richtete sich aber wieder auf, als das Grollen und die Erschütterungen nachließen. Er riss die Augen auf, als von oben ein jähes Knacken und Knistern ertönte. Er blickte auf und sah gerade noch, wie ein Stück der Decke herabkam und neben ihm aufschlug.
    Pitt drückte sich an den Sarkophag, als der hintere Teil des Gemäuers einstürzte und ein Hagel aus Steinen und Mörtelbrocken herabprasselte. Eine dichte Staubwolke wurde aufgewirbelt, die ihm jede Sicht nahm. Er spürte, wie Teile der Decke auf den Sarkophag neben ihm schlugen, doch er bekam keinen direkten Treffer ab. Dann wartete er ein paar Minuten, bis sich der Staub verzogen hatte, und ließ sich den kühlen Nachtwind übers Gesicht streichen, stand danach auf und sah sich in den Überresten des mittlerweile dunklen Grabmals um.
    Die ganze hintere Wand und die halbe Decke waren eingestürzt, hinter den Steinhaufen sah er die Scheune und das alte Auto, das dort stand.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er Borjin inmitten der Trümmer fand. Nur Kopf und Oberkörper ragten aus dem Geröll, unter dem er begraben war. Pitt trat neben ihn, als er die Augen aufschlug, stumpf und teilnahmslos. Ein Blutfaden rann aus seinem Mund, und Pitt bemerkte, dass sein Nacken seltsam verdreht war. Mühsam richtete er den Blick auf Pitt und funkelte ihn wütend an.
    »Warum … warum sterben Sie nicht?«, stieß Borjin aus.
    Die Antwort hörte er nicht mehr. Er gab ein leises Keuchen von sich, ein dumpfes Röcheln tief aus der Kehle, dann trübte sich sein Blick. Tolgoi Borjin, zerschmettert von dem Monument, das für den Aufbruch zu neuen Eroberungszügen stehen sollte, starb im Schatten des Dschingis Khan eines raschen Todes.
    Mitleidlos musterte Pitt den Leichnam, dann senkte er langsam den Colt. Er zog den Reißverschluss an der Brusttasche seiner Jacke auf und schaute hinein. Die dicke Bedienungsanleitung für das seismische Gerät, die Gunn dort verstaut hatte, war von dem Armbrustbolzen

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