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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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durchbohrt, der sämtliche Seiten durchschlagen hatte und sogar in das Klemmbrett aus Metall eingedrungen war.
    Dies allein musste verhindert haben, dass er sein Herz getroffen und ihn auf der Stelle getötet hatte.
    Pitt ging zu Borjin und blickte auf dessen Leichnam hinab.
    »Manchmal habe ich eben einfach Glück«, sagte er und beantwortete damit dessen letzte Frage.
    Durch den Einsturz des Nordflügels war weiteres Wasser auf den Innenhof geschwappt. Ein steter Strom umspülte das Grabmal und drohte sich in das baufällige Gemäuer zu ergießen.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Flut den Boden unter dem Mausoleum so aufgeweicht hatte, dass es den Hang hinabrutschte. Das Grabmal des Dschingis Khan würde dabei endgültig zerstört werden, und seine Gebeine wären für alle Zeiten verloren.
    Pitt wandte sich um und wollte sich absetzen, bevor das restliche Gemäuer einstürzte, zögerte dann aber, als er einen Blick auf die Scheune hinter dem Grabmal warf. Er wandte sich um und blickte zum Sarkophag des Dschingis Khan, der den Einsturz des Grabmals bislang unbeschadet überstanden hatte.
    Einen Moment lang fragte er sich, ob er der letzte Mensch war, der den Katafalk sah. Dann fiel ihm etwas ein. Es war eine verrückte Idee, zweifellos, und er musste unwillkürlich grinsen und erschauderte zugleich.
    »Na schön, alter Knabe«, murmelte er. »Mal sehen, ob du noch zu einem letzten Eroberungszug fähig bist.«
62
    P itts Füße brannten wie Feuer, aber wenigstens spürte er sie allmählich wieder, als er über die Steinhaufen an der Rückseite des Grabmals stieg. Er schleppte sich zur Scheune und riss ein paar Bretter aus der Wand, schleuderte dann Kisten und Kästen beiseite und bahnte sich einen Weg durch Müll und Trümmer zu seinem Ziel, dem eingestaubten alten Auto.
    Es war ein 1921 Rolls-Royce Silver Ghost, ein offener Tourenwagen, dessen Aufbau von dem britischen Karosseriebauer Park Ward stammte. Jahrzehntealter Schmutz und Lehm hatten sich auf der einzigartigen auberginefarbenen Lackierung abgelagert.
    Die Farbe, mittlerweile längst verblasst, hatte einst ausgezeichnet zu der Motorhaube und den Radkappen aus blank poliertem Aluminium gepasst. Pitt fragte sich, wie es diesen Wagen, früher ein vertrauter Anblick in den Straßen von London, wohl in die Mongolei verschlagen hatte. Dann fiel ihm ein, dass T.E. Lawrence mit einem gepanzerten Rolls-Royce, aufgebaut auf dem Chassis des 1914er Silver Ghost, im Ersten Weltkrieg quer durch die arabische Wüste gegen die Türken zu Felde gezogen war.
    Vielleicht hatte sich damals bis in die Gobi herumgesprochen, dass dieses Auto unverwüstlich war. Möglicherweise war der aus vorrevolutionärer Zeit stammende Wagen auch das einzige Statussymbol, das die kommunistische Partei Borjins Familie bewilligt hatte.
    Für Pitt spielte das keine Rolle. Viel wichtiger war die Kurbel mit dem silbernen Griff, die vorn in dem Auto steckte. Damals war sie ein Notbehelf gewesen, falls die elektrische Zündung ausfiel, aber jetzt hoffte Pitt damit den Wagen anwerfen zu können, auch wenn die Batterie längst leer sein mochte. Vorausgesetzt natürlich, dass der Motor nicht festgefressen war.
    Pitt öffnete die Fahrertür auf der rechten Seite und nahm den Gang heraus, dann trat er vor den Wagen und bückte sich, ergriff mit beiden Händen die Kurbel und drückte sie hoch, stemmte sich mit den Beinen ab. Nichts tat sich, aber Pitt versuchte es noch ein zweites Mal, schnaufte und ächzte.
    Diesmal bewegte sich der Griff ein paar Zentimeter weit. Er ruhte sich kurz aus, probierte es dann ein weiteres Mal, und beim Nachdrücken bekam er die Kurbelwelle frei, spürte, wie sich die Kolben in den sechs Zylindern auf und ab bewegten.
    Da er in seinem Hangar in Washington selber eine bescheidene Flotte alter Automobile angesammelt hatte, wusste er um die Tücken beim Anlassen eines Oldtimers. Er setzte sich ans Steuer und stellte mit den am Lenkrad angebrachten Kippschaltern Drosselklappe, Zündzeitpunkt und Drehzahl ein. Dann klappte er die Haube auf und drückte auf einen kleinen Gummibalg, der auf einem Messingbehälter saß, in dem hoffentlich noch Benzin war. Dann kehrte er zur Kurbel zurück und versuchte den Motor per Muskelkraft anzuwerfen.
    Bei jeder Umdrehung knirschte und knarrte der alte Sechszylinder, als lechzte er nach einem Tropfen Sprit. Pitt, dem noch immer die Kälte in den Knochen steckte, spürte, wie seine Kräfte schwanden. Doch er zwang sich dazu weiterzumachen,

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