Der Fluch des Lono (German Edition)
James Cook
Ich kämpfte noch immer in kalter Wut mit meiner Schreibmaschine, als die Sonne aufging und mir dämmerte, dass es einmal mehr Zeit wurde, zu Union Jack Liquors zu fahren und zwei Kisten Heineken zu holen, bevor ich den Highway nach Honokahua im T-Top Mustang zur Rennstrecke machte und anschließend einen weiteren langen Tag auf See verbrachte.
Das müsste reichen, um Dir klarzumachen, in welcher Stimmung ich war. Die brutale samoanische Kriegskeule hatte ich jedenfalls nicht in meinem Seesack verstaut, um damit Eis zu zerstoßen. Richtig geschwungen, entfaltet das Mistding fürchterliche Power, und ich spürte, dass ich noch vor Ende des Tages einen Anlass finden würde, die Keule einzusetzen … Gegen irgendetwas: vielleicht einen Fisch oder auch den Fighting Chair. Auf einem 36 Fuß langen Sportfischerboot Marke Rybovich gibt es massenhaft Mahagoni zu zertrümmern.
Es war fast zehn, als ich mit ungefähr 60 im niedrigen Gang und reichlich unkontrolliert auf den Parkplatz schleuderte. Ich verfehlte das ausgebrannte Wrack von Lee Marvins Boot um ungefähr zwei Meter, brachte den Wagen wieder auf Kurs und lenkte die Vorderräder in Richtung des hohen Thunfischturms der Humdinger . Ich entdeckte Steves blauen El Camino, der direkt am Rand der Klippe über dem Boot parkte …
Wie sie mir später erzählten, hörten sie mich herandonnern, konnten aber nirgends hinflüchten, außer hinunter ins Boot oder ins Wasser. Also machten sie einen Satz. Aber nicht früh genug. Als Nächstes hörten sie, wie meine Bremsen blockierten und die Räder mit nervenzerreißendem Knirschen seitwärts über den Kies schlitterten … und dann ein grelles metallisches Scheppern, als meine vordere Stoßstange das Heck des El Camino gerade heftig genug anstieß, um ihn mit einem Ruck vorwärtshüpfen zu lassen wie einen Frosch.
Das alles geschah in Millisekunden, so schnell, dass es mir vorkam wie ein Traum. Kein Schaden, kein Problem … aber als ich mit der ersten Kiste Bier an den
Rand der Klippe ging und auf sie hinunterblickte, sagten sie keinen Ton. Ich hätte genauso gut mit Salzsäulen sprechen können.
»Keine Sorge«, sagte ich. »Ich hab noch eine Kiste im Auto.«
Immer noch sprach niemand.
Scheiße, dachte ich, die Mistkerle sind bestimmt besoffen.
Dann stellte ich fest, dass sie nicht mich anstarrten, sondern die vordere Stoßstange von Steves El Camino, der bedrohlich dicht am Felsrand stand. Aus ihrer Position musste es so aussehen, als könne er jeden Moment aufs Boot stürzen, was für alle drei den sicheren Tod bedeutet hätte – entweder unter dem abgestürzten Wagen begraben im sinkenden Boot ertrinken oder lebendig verbrennen in einem Inferno lodernden Benzins und explodierender Dieseltanks, die wahrscheinlich den gesamten Hafen zerstören und völlig außer Kontrolle drei Tage weiterbrennen würden.
Solche Dinge passieren tatsächlich … aber springen wir lieber ein Stück weiter und widmen uns wieder der Story.
Mittags hatten wir den Fisch im Boot. Ich benötigte 16 Minuten und 55 Sekunden, um ihn an Bord zu ziehen. Weitere fünf Sekunden brauchte ich, um ihn mit der Keule totzuschlagen. Das Biest kämpfte wie besessen. Die Hälfte der Zeit war es in der Luft. Der erste Sprung folgte ungefähr zehn Sekunden, nachdem ich mich am Stuhl festgeschnallt hatte; eine wüste Explosion aus weißer Gischt und hellgrünem Fleisch ungefähr 300 Meter hinter dem Boot, und der zweite Sprung riss mir fast die Arme ab. Diese Scheißviecher haben Kraft, Ralph, und noch
dazu besitzen sie ein hundsgemeines Gefühl fürs Timing, mit dem sie dir allen Kampfgeist rauben können. Kaum werden dir die Arme taub, geben sie zwei oder drei Sekunden lang Ruhe, um dann, in ebendem Bruchteil einer Sekunde, wenn sich deine Muskeln entspannen, in irgendeine andere Richtung abzuzischen wie ein Flugkörper aus einem Raketenwerfer.
Mit Forellenfischen hat das nichts zu tun. Wir reden hier von einer Bestie, die so groß ist wie ein Esel und die in ihrem ureigensten Element um ihr Leben kämpft. Eine Fünf-Kilo-Forelle liefert vielleicht einen eleganten Kampf, aber ein 150-Kilo-Marlin mit einem Haken in der Kehle kann dir die Arme aus den Gelenkpfannen reißen und anschließend ins Boot springen, um dir die Wirbelsäule zu brechen wie einen Zahnstocher. Der Marlin ist ein gemeingefährlicher Fisch, und sollte er jemals Geschmack an Menschenfleisch finden, haben wir ein Problem. Leute, die den Blauen Marlin fischen,
Weitere Kostenlose Bücher