Der Fluch des Lono (German Edition)
Lichtstrahl seiner Taschenlampe erspähen, der die Bucht abtastete, und ich würde ihm mit einem Signal aus meiner Lampe antworten … dann würde ich vorsichtig über die Felsen zu dem alten Kanu neben dem Haupt- Heiau schleichen, wo er stets den Beutel mit Eis ablegte … und an gleicher Stelle würde ich meinen eigenen Müllbeutel zurücklassen … den von der Lieferung der letzten Nacht: angefüllt mit leeren Bierflaschen, Zigarettenkippen, leeren Batterien und zerknülltem Schreibmaschinenpapier.
Das war unser nächtliches Ritual, und die Rangers schienen Gefallen daran zu finden. Sie baten nur darum, dass ich mich tagsüber nicht sehen ließ, wenn die Touristen hier umherschlichen. Denn das wäre ein schamloser Verstoß gegen das heiligste kapu .
Der Ernst der Lage war mir mehr als einmal von Mitch verdeutlicht worden, dem jungen Ranger, der meistens die Nachtschicht schob. In manchen Nächten, wenn er sicher war, dass ich keinen Besuch hatte, brachte er das Eis ganz bis zum heiau , setzte sich eine Weile zu mir und wir plauderten darüber, was so geschah.
Oder besser, was nicht geschah, wie er mir in aller Behutsamkeit erklärt hatte. »Denn eigentlich bist du gar nicht hier «, flüsterte er. »Der heiau ist kapu . Hier darf sich niemand aufhalten.«
Ich hörte aufmerksam zu, mit allen drei Ohren, und im Innersten wusste ich, dass er noch viel verrückter war als ich.
Nacht für Nacht hatte ich es mit einem U.S. National Park Ranger in voller Uniform zu tun, der felsenfest davon überzeugt war, dass jeder Hai, den er in der Bucht erblickte, sein Onkel sein könnte … in anderer Gestalt vielleicht, aber dennoch ein Familienangehöriger .
In manchen Nächten, wenn wir am Rand des Ozeans saßen, Malt Whisky auf Eis aus Bechergläsern tranken und uns ein Pfeifchen einheimisches Gras gönnten, stand er plötzlich auf und sagte: »Bis später dann, Boss. Ich geh mal kurz nach Hause.« … Wenn ihn diese Stimmung überkam, rollte sich Mitch eine riesige grüne Zigarette und wanderte davon, um sich irgendwo allein hinzusetzen. Ich sah eine Zeit lang das Glimmen des Joints, und dann hörte ich ein Platschen, nachdem er über den Felsrand geglitten war und seine zerknitterte Uniform zurückgelassen hatte. Und ich blieb im düsteren Schein der Sturmlaterne zurück, meinem trunkenen Brüten überlassen, in das ich verfiel wie ein gestrandeter Affe, der verloren auf dem Felsen hockte.
Dieser Verrückte glitt einfach über den Rand … in die Tiefe, tauchte dann prustend wie ein Schweinswal wieder auf, während er sich von den Felsen entfernte; hinaus in die offene See, bis er mit jener atavistischen Anmut im Ozean verschwand, die ein Säugetier beweist, wenn es sich endlich darauf besinnt, wo es wirklich sein will.
Das Lied Waahias
O langes Messer des Fremden.
O Fremder aus fernen Ländern,
O Fremder mit strahlenden Augen,
O Fremder mit weißem Gesicht!
O langes Messer Lonos, du Geschenk Lonos;
Es blitzt wie Feuer in der Sonne;
Seine Schneide ist schärfer als Stein,
Schärfer als der harte Stein Hualalais;
Der Speer trifft und bricht ab,
Der starke Kämpfer sieht es und stirbt!
Wo ist das lange Messer des Fremden?
Wo ist das heilige Geschenk Lonos?
Es kam nach Wailuku und ging verloren,
Es wurde in Lahaina gesehen und nicht mehr gefunden,
Wer es findet, ist mächtiger als ein Häuptling,
Wer es findet, ist der Häuptling der Häuptlinge.
Maui kann seine Felder nicht mehr verwüsten,
Hawaii kann seine Netze nicht zerreißen;
Seine Kanus sind sicher vor Kauai.
Die Häuptlinge von Oahu werden ihm gehorchen,
die Häuptlinge von Molokai sich vor ihm verneigen.
O langes Messer des Fremden,
O blitzendes Messer Lonos!
Wer hat es gesehen? Wer hat es gefunden?
Hat man es in der Erde versteckt?
Hat die tiefe See es verschlungen?
Sieht Kilo es zwischen den Sternen?
Findet Kaula es im Innern des schwarzen Schweins?
Wird eine Stimme aus dem Anu antworten?
Werden die Priester von Lono sprechen?
Kilo schweigt, Kaula ist taub.
O langes Messer des Fremden,
O blitzendes Messer Lonos,
Es ist verloren, es ist verloren, es ist verloren!
Das Lied Waahias, einer legendären Prophetin
Waahia lebte im zwölften Jahrhundert. Auch wenn erzählt wird, dass sie aus einer Linie von Häuptlingen stammte, gibt es darüber keine gesicherten Informationen, nicht einmal über ihre Eltern. Doch es ist bestätigt, dass ihre Prophezeiungen fast ohne Ausnahme eintrafen, weswegen sie zu Lebzeiten
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