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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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haben, denn aus den Reihen des Landvolkes, das sich am unteren Ende der Straße versammelt hatte, erschollen laute Rufe. Ihr Geschrei war ausgelassen und fröhlich, schließlich hatten die Zauberer ihnen versprochen, den Pachtzins, den sie der Landgilde für ihre Höfe zahlen mußten, abzuschaffen. Da jedoch der Minister, dessen Autorität hintergangen worden war, keine Verzichtserklärung unterschrieben hatte, stimmte auch das ganze Gerede nicht. Der Ärger trieb Morfett den Schweiß aus den Poren. Obwohl von ihrem Aussichtspunkt am Torhaus noch nichts zu sehen war, begannen die Stadtoffiziellen bereits, eifrig näher zu drängeln. Einen Kopf kleiner als seinesgleichen, mußte sich Morfett wie ein dahergelaufener Bauerntölpel den Hals verrenken, um einen Blick in das Tal zu werfen.
    Er hatte eine Prozession erwartet, glänzend, mit juwelenbesetzten Staatsgeschirren und flatterten Bannern; und Wagen mit seidenen Fahnen und Baldachinen. Das war es, was man von einem Prinzen erwarten sollte, wie seine Frau im Geschwätz mit ihren Busenfreundinnen im Verlauf der vergangenen Woche spekuliert hatte. Da Prunk in Etarra den Status symbolisierte, würde königliches Gefolge nur beeindrucken können, wenn es blendend und betont üppig ausgestattet war.
    Morfett sah nur vier Reiter ohne Begleitung auf Pferden ohne Putz. Sie trugen weder Banner noch Fahnen; auch waren sie nicht die Vorhut einer größeren Gruppe. Asandir war der Reiter des Schwarzen; zumindest war der schwarze, silbergesäumte Umhang, der im Wind flatterte, unverkennbar sein gestrenger Stil.
    Der fette Mann in Rotbraun auf dem Schecken sah zu unwürdig aus, um ein Prinz zu sein; sein attraktiver Begleiter besaß die passende Haltung, aber wenn auch das Indigoblau seines Samtes tief genug war, den Neid der Kleidergilde zu erregen, trug er doch keinerlei königliche Wappen.
    Damit blieb nur die schmale, aufrechte Gestalt auf der braunen Stute mit der ungleichmäßigen Zeichnung am Hals.
    Morfetts zusammengekniffene Augen fixierten diesen letzten Reiter mit der Schärfe einer Schlange, welche die Distanz für ihren Biß taxiert.
    Ein grüner Umhang mit dem silbernen Wappenleoparden von Rathain hüllte den Mann und den größten Teil seines Pferdes ein. Die Hände, die die Zügel des Braunen hielten, waren so schmal wie die eines Knaben und überaus geschickt. Aus der Distanz hatte das Gesicht des Reiters ebenmäßige Züge, und das schwarze Haar, was, soweit Morfett gehört hatte, kennzeichnend für die s’Ffalenns war, flatterte offen im Wind.
    Der Lordgouverneur setzte ein schadenfrohes, verschlagenes Lächeln auf. »Ein Kind«, triumphierte er. Die Vermutung, die er Sethvir gegenüber zufällig geäußert hatte, schien sich zu bestätigen: der Anwärter auf den Thron von Rathain war ein grüner Junge, und die Politik in Etarra würde ihn schlicht verschlingen.
    Überschwenglich, beinahe glücklich, gewährte der Lordgouverneur dem Hüter von Althain, der verwirrt aussah, ein gekünsteltes Lächeln. »Zauberer«, spottete Morfett, »Ihr habt meine Zustimmung. Soll die Vereidigungszeremonie für das Erbrecht dieses Prinzen ruhig auf dem Boden von Etarra stattfinden. Seine Hoheit hat meine Erlaubnis, sich die Füße im Schmutz von Etarra zu kühlen, mag er sich die Gunst der Würmer aus dem Dreck wühlen.«
    Gelächter ging durch die Reihen der Würdenträger Etarras. Frauen kicherten, während, gleich dem Dröhnen eines Sturmes, der über den Hang jenseits der Stadtmauern wogte, die lauten Willkommensrufe aus den Reihen des bäuerlichen Pöbels erklangen.
    »Tretet vor«, lud Sethvir ihn ein. »Ihr habt Euer Wort gegeben, Lordgouverneur, so laßt uns nun den Prinzen von Rathain offiziell anerkennen.«
    »Dann muß ich ihm nicht die königlichen Wangen küssen, bis es ihm die Schuhe auszieht?« röhrte Morfett lachend; in Aths Namen, er würde die Oberhand behalten. »Wie es Euch gefällt, Zauberer! Laßt uns zum Brunnenhof gehen, und laßt Euren Prinzen darauf verzichten, am Tor heuchlerisch von mir begrüßt zu werden.«
     
    Rot angelaufen vom vielen Lachen, parkte Morfett seinen Leib auf einer irdenen Stützmauer. Die gestutzten Stummel der Rosenbüsche, die sich in seiner goldbesetzten Jacke verhakten, ernteten kaum Aufmerksamkeit, war doch die Farce, die sich nun in dem Blumengarten abspielen sollte, viel zu interessant, verpaßt zu werden. Mit beachtlicher Unbekümmertheit suchten sich nun auch die hohen Würdenträger der Stadt in ihren

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