Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Gästesuite lüften, die hohen Staatsgästen vorbehalten ist«, verlangte Sethvir mit einer Selbstsicherheit, die jeglicher Realität hohnzusprechen schien; schon jetzt hatte der Lordgouverneur wiederholt erklärt, daß bereits seine erste Bitte vollkommen absurd sei.
»Wenn du eine Unterkunft suchst«, protestierte Morfett; und schwieg. Die Worte, die er ihm über Nächstenliebe und Wohltätigkeit hatte entgegenhalten wollen, waren sogleich vergessen, als die Serviette an seinem Hals ihn plötzlich zu strangulieren schien.
Der Zauberer schwieg, doch setzte er ein fürchterliches, poetisches Lächeln auf, das auf sonderbare Weise falsch und durchtrieben wirkte.
Obwohl er sich auf diese Weise Zutritt zu dem persönlichen Speisesaal des Gouverneurs verschafft hatte, während dieser mit seinem Abendessen beschäftigt war, ging doch alles schief. Wieder verbargen sich die Bauern in ihren Hütten, natürlich ohne die städtischen Gelder zurückzugeben. Die Handelsgilden stimmten ein lautes Klagen an. Die Armen auf den Straßen drohten, sich zusammenzurotten. Erst mit Verspätung erkannte Morfett, daß sich zwei weitere Zauberer zu dem ersten gesellt hatten. Noch mehr Gästezimmer wurden im Palast des Lordgouverneurs gelüftet. In den Küchen herrschte ein reger Aufruhr, und auf seine Frage hin erfuhr Morfett von seinem eigenen Hausdiener, daß seine Köche die Speisekammer plünderten, um ein königliches Festmahl vorzubereiten.
Fuchsteufelswild reicht nicht aus, Morfetts Reaktion zu beschreiben. Tagelang hatte er zu viel gegessen, und nun, unter Druck, bereute er das. Seine Kehle schwoll an, seine Lungen füllten sich mit Luft, und das Fett hüpfte an seinem Leib, als er sich bereitmachte, alles wieder zu erbrechen. Doch sein Zorn verwirrte ihn einen Augenblick zu lang.
Zwei weitere Zauberer materialisierten sich neben seinen Ellbogen, einer stämmig und bärtig, der andere elegant, grün gekleidet, mit einem Funkeln sündhaften Vergnügens in den Augen. Ehe Morfett die Sprache wiederfand, wurde er auch schon gnadenlos zur Tür hinaus und die Treppe zu seinen Räumen hinauf entführt.
Dort bot ihm Sethvir höflich kalten Tee an und rezitierte die ganze Liste von Morfetts Titeln mit perfekter Aussprache, eine Heldentat, die selbst der städtische Herold nur selten fehlerlos zu vollbringen fähig war. Morfett verschluckte sich. Da war Eis in seinem Kelch, der aus feinerem Kristall war, als es sich in den Geschirrschränken seiner Frau finden lassen würde. Noch während die drei Zauberer ihn mit einem Interesse musterten, wie es eine Spinne beim Anblick eines seltenen Insekts entwickeln mochte, schlug er ein Zeichen gegen das Böse und brach mit einem Schwächeanfall auf dem Teppich zusammen.
»Man sollte annehmen, daß es ein Rückgrat braucht, ein derart gewichtiges Stück Fleisch aufrechtzuhalten«, kommentierte Kharadmon scharf.
Er ignorierte den düsteren Blick, mit dem Luhaine ihn bedachte, während Sethvir höchstpersönlich den Lordgouverneur, der mehr als doppelt so groß und schwer wie er selbst war, anhob und seine bewußtlose Leibesmasse auf einem ebenso übertrieben gepolsterten Sofa deponierte.
Als er fertig war, funkelte Schadenfreude in seinen Augen. »Sei nur vorsichtig. Wenn er seine Sinne erst wieder beisammen hat, dann wird er sein flinkes und geschicktes Talent offenbaren, Meuchelmörder zu heuern.«
Kharadmon entblößte die Zähne zu einem Grinsen. »Dann, liebe Brüder, haben wir doch jeden Grund, ihn noch weiter durcheinanderzubringen.« Teuflisch verschmitzt überlegte er: »Was meint ihr, ob er Arithon s’Ffalenn ebenbürtig ist?«
Sethvir lachte. »Nun, das werden wir ja bald herausfinden.«
Bei seinem Erwachen wurde Morfett erklärt, daß er binnen vierzehn Tagen einem s’Ffalenn-König die Treue schwören würde und daß die Regierung von Etarra der ursprünglichen Charta Rathains angepaßt werden sollte.
Die Augen des Lordgouverneurs zogen sich über ihren Tränensäcken zusammen. »Nur über meine Leiche.«
»Wenn es notwendig ist«, entgegnete Kharadmon ungerührt.
Scharfsinnig genug, eine Drohung von einem Versprechen unterscheiden zu können, erklärte sich Morfett salbungsvoll einverstanden, ehe er sich daranmachte, eine Reihe verwerflicher Auswege vorzubereiten.
Zwei Tage der Intrige brachten keinen zufriedenstellenden Erfolg. Selbst die gierigsten Parteien ließen sich nicht bestechen. Schlimmer noch erwiesen sich die Bauern als unversöhnlich, waren sie doch
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