Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
Wandelung gefolgt sein. Dieser Weg war für seine Flucht geöffnet worden. Nun konnte er versuchen, sein bedrängtes Bewußtsein durch die Schutzbanne fließen zu lassen, die Luhaine der überragenden Magie des Althainturmes entliehen und mit dem Gefäß verwoben hatte. Die Beschwörung selbst war eine feste Verbindung paravianischer Magie mit seiner eigenen, behutsamen Verkettung der Schutzbanne. Theoretisch sollte das Muster des geistigen Namens des Hüters erkannt werden, war es doch von dem Segen der Ilitharis Paravianer gezeichnet. Die großen Zentauren selbst hatten in jener Stunde, in welcher der letzte ihrer Art seinen Posten im Althainturm hatte verlassen müssen, ihre Verbindung zur Erde der Obhut Sethvirs übergeben.
Doch Furcht und die Erwägung allerlei unglückseliger Umstände lieferten nur wenig Anlaß zur Hoffnung, während die Sekunden dahinzogen und Kharadmon und Luhaine darauf warteten, daß ihr Bruder seine Chance wahrnehmen würde.
Sethvir blieb keine Möglichkeit, seine Ahnungen zu überprüfen, zu zögern und abzuwägen. Er mußte seiner Intuition folgen.
Sollte er die falsche Entscheidung treffen, so würde es kein Zurück mehr geben.
Seinen ersten Schritt mußte er ohne jede Unterstützung und ganz allein tun. Seine Brüder konnten ihn nicht führen.
Während seiner Flucht durch die verschlungenen und miteinander verwobenen Siegel, die den machtvollen Schutzbann gestalteten, blieb dem Hüter des Althainturmes nur zu hoffen übrig, daß die parasitären Geistwesen gezwungen sein würden, von ihm abzulassen. Nur dann konnte sein Bewußtsein heil und unbefleckt entkommen.
Sollte er jedoch irren, so mochten die zurückwirkenden Energien seiner eigenen Schutzbanne ihn vernichten; oder er würde zum Gefangenen der tödlichen Wards seines Turmes, eingesperrt in einem Kieselstein, für alle Zeiten in der Gruft eines magisch versiegelten Gefäßes. Schlimmer noch und weitaus beängstigender war der Gedanke, die Geister könnten sich einer trickreichen Illusion bedienen, könnten irgendeine List anwenden, die Banne zu manipulieren und mit ihm gemeinsam entkommen. Sollte dies geschehen, so wäre der Zauberer, der draußen erwachen würde, verändert sein, würde nicht mehr der wohlgelittene Bruder sein, der hineingegangen war, sondern ein Ausbund der Bösartigkeit, ein Wesen von einer Zerstörungsgabe, wie sie kein gesunder Geist sich vorzustellen vermochte.
Die Anspannung trieb Kharadmon zu ungewohnter Empfindsamkeit. »Sethvir ist weise und feinsinnig genug, selbst Daelion, den Herrn des Schicksals, zu überrumpeln. Auch das abscheulichste Schicksal wird ihn nicht schrecken. Eher würde er seinen eigenen Geist der Zerstörung und dem Vergessen anheimgeben, als dieser Gefahr die Möglichkeit zu geben, Athera Leid zuzufügen.«
Luhaine wußte ausnahmsweise einmal nichts zu sagen. Angespannt und voller Sorge, erging er sich in gepeinigtem Schweigen, als wollte er eingestehen, daß seines Kollegen ruheloses Umherschweifen geeignet war, seine Würde genug zu trüben, um seinerseits nervös zu zappeln.
Stunden vergingen, ohne daß etwas geschah. Scharf und frostig wehte der herbstliche Wüstenwind zum Fenster herein. Klappernd schwangen die Fensterflügel in der Brise hin und her, krachten gegen den Mittelpfosten, während der Mondschein ein ungleichmäßiges Muster auf den mit Gesteinssplittern übersäten Boden zeichnete.
Nach einer Weile zog die Morgendämmerung herauf und verhüllte die Sterne mit ihrem Grau. Eine sanfte Röte zeigte sich um die Nasenflügel der reglosen Gestalt am Boden, und eine sehnige, von blauen Venen durchzogene Hand schloß sich krampfhaft.
»Tee«, seufzte Sethvir mit sehnsüchtiger, erschöpfter Stimme. »Kharadmon, denkst du, du könntest einen Funken herbeirufen, um ein Feuer zu entfachen? Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, so ist der Kessel bereits gefüllt und bereit zum Kochen.«
Der Hüter des Althainturmes war noch immer er selbst; zwei seiner Brüder zogen sich aus der sorgfältigen Überprüfung der Muster seiner Aura zurück, während ein feuriger Sonnenstrahl die Wolken durchbrach und rotglühend von der blattgoldenen Zierde der flechtenüberzogenen Steine des Ostfensters zurückgeworfen wurde.
Zur Beantwortung von Luhaines wütender Kritik, stützte sich Sethvir auf einen Ellbogen. »Was hätten wir sonst tun können?« fragte er so ungerührt wie sachlich. »Schließlich konnte ich diese freien Geister nicht gemeinsam mit Desh-Thieres gefangenem
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