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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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feindlichen Geistwesen und durchsuchten jeden Quadratzentimeter des Raumes, um sich den kostbaren Preis im Inneren der unzähligen Bruchstücke zu sichern. Ähnlich einem Puzzle, enthielt jeder einzelne Splitter ein Fragment von Sethvirs Sein. Kampflos hätten die Angreifer nun seinen Leib stehlen können. Da es sie jedoch gelüstete, Zugriff auf die Verbindung zur Erde und ihrer Macht zu erhalten, war der Körper für sie nur ein nutzloses Gefäß, solange er nicht mit den Gaben und dem Geist des Hüters von Althain beseelt war. Mit der erwartungsgemäßen Arroganz von Geistwesen mißachteten sie die physische Präsenz und machten sich gierig daran, die Einzelteile des Steines einzusammeln, denen die Essenz des Zauberers nun innewohnte.
    »Willst du jammern oder dich nützlich machen?« fragte Kharadmon mahnend, denn die Geister würden sogleich Besitz von all dem ergreifen, was sie den Splittern entringen konnten. Sethvirs Freiheit hing nun von der Hilfe seiner beiden Brüder ab, die seinen Plan unterstützen mußten.
    Neun feindselige Wesenheiten und tausend steinerne Splitter, die einzeln untersucht werden mußten; die Geister strichen über den Steinboden, suchten gierig in jedem Winkel, wirbelten wie abgespultes Garn zwischen den Stuhlbeinen hindurch und sausten durch die staubverhangenen Spinnweben, die die Sockel der Regale umspannten. Wie ein Luftzug glitten sie über Sethvirs erschlaffte Glieder und durch jedes Mottenloch in seiner fadenscheinigen Robe.
    Starren Blickes, ohne jegliches Gefühl, nur angelockt durch das Glimmen geistiger Energien, das die Fragmente ihres Opfers umgab, wurden die Geister überdies durch die nüchterne Signatur des Flußkiesels geleitet. Wie Ährenleser glitten sie über den Boden, beständig ihren kostbaren Lohn einfordernd.
    Zu spät ahnten sie den Haken, bemerkten die Falle, die der Hüter in all seiner Subtilität errichtet hatte und die den zerbrochenen Stein mit seinem unbeschädigten Zwilling verkettete, der sich im Inneren von Luhaines zylindrischem Gefäß befand. Als Sethvir nun diese Verbindung aktivierte und die einzelnen Fragmente seiner Essenz in dem anderen Stein wieder zu einem zusammenhängenden Ganzen verknüpfte, wurden die Geister mit ihm hineingezogen. Alle neun Geister waren fest mit einem winzigen Bruchstück seines Seins verbunden, ohne jedoch auf sein ganzes Wesen zugreifen und ihm ihren Willen aufzwingen zu können. Nun aber wurden sie herumgewirbelt und, dem bewußten Willen ihres auserwählten Opfers unterworfen, gemeinsam mit ihm dem Ziel seiner Wünsche entgegengeschleudert. Die magisch geschmiedete Verkettung mit dem zweiten Kiesel, zu dem der Zauberer entfloh, zwang die Wesenheiten, ihm blind durch die Halsöffnung des Zylinders hindurch in sein Inneres zu folgen.
    Ihr gemeinsamer Aufschrei erschütterte selbst die Luft und ließ die Seiten der Bücher auf den Regalbrettern erzittern.
    »Jetzt!« Kharadmons Schrei verschmolz mit der Entgegnung Luhaines. Weißglühende Magie badete den Zylinder auf dem Tisch, umgab ihn mit einem blendenden Licht, das seine Umrisse verschleierte.
    Trotz all seiner Ermattung, ausgezehrt zu einem Schatten seiner Selbst, legte Kharadmon den ersten Siegel über die Geister, um sie in dem Gefäß gefangenzuhalten.
    »Laß ab«, ermahnte ihn Luhaine. »Willst du deine Kraft bis zur Besinnungslosigkeit vergeuden?« Da Kharadmon noch nie geneigt gewesen war, der Stimme der Vernunft zu gehorchen, balancierte Luhaine seine Energien aus und machte sich seinerseits an die Arbeit.
    Wie verschüttetes Öl flammten die nächtlichen Nebel jenseits der Fensterflügel im Licht der funkelnden Energien auf. Die machtvolle Aura der Magie der Bruderschaftszauberer schuf eine gewaltige Korona, bis schließlich der ganze Raum in gleichmäßiger Spannung erglühte und die Schieferplatten auf dem Boden unter dem Einfluß gemessener Energien gequält zu summen begannen.
    Die Zeit zog dahin, und die Lichter erloschen. Nur der Funke der Wegesenergien in der Kohlenpfanne bildete einen blauen Lichtpunkt in der samtenen Finsternis. Der Luftzug durch das offene Fenster verwirbelte den schwachen Hauch von Schwefel, angereichert mit Ozon und dem an Asche erinnernden Pesthauch versengten Staubes. Das Gefängnis der Geister ruhte in einer Vertiefung der Tischplatte, nichts weiter als ein Obsidianzylinder, der durch die Anspannung natürlicher Abkühlung leise knisterte.
    Reglos, seines Geistes beraubt, lag der Leib Sethvirs vollends erschlafft in dem

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