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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Bewußtsein im Rockfellschacht einsperren.« Würde ein unglückseliger Zufall den beiden Teilen dieser Monstrosität jemals die Möglichkeit geben, sich wieder zu vereinigen, würde es für das Leiden und das Elend dieser Welt keine Grenzen geben. »Es ist alles in Ordnung«, fügte er hinzu. Dann blickte er auf und blinzelte. Ein Schmutzstreifen zog sich über seine Nase, und in seinen Augen glänzten unvergossene Tränen. »Zumindest habe ich im Verlauf dieser partiellen Besessenheit die wahren Namen dieser neun Geister erfahren. Ein erbärmlicher Anfang, aber nun haben wir doch wenigstens die Macht, die Bosheit zu lösen, die sie umfangen hält. Wollen wir nicht ein Ende machen und sie von ihrem verlorenen Pfad zurück in den Frieden Aths führen?«
     
    Gegen Mittag, gestärkt durch heißen Tee und ein kurzes Nickerchen, saß Sethvir in warme Roben gehüllt auf der Bank in der windigen Nische neben dem Fenster. Tageslicht fiel auf die verzerrte, verunstaltete Fläche des Tisches, die Luhaine umgeformt hatte, um das von Schutzbannen umschlossene Gefäß zu schaffen.
    Der Zylinder selbst stand vollkommen leer neben einem Porzellankrug, dessen Glasur von einem spinnwebförmigen Netz feiner Sprünge durchzogen war.
    Nach schwerer, peinigender Mühsal, waren die neun verwünschten Geister ausgelöst und freigelassen worden. Bücher waren geordnet, Tintenfäßchen fortgeräumt worden, doch Sethvir hatte sich nicht die Mühe gemacht zu kehren. Noch immer lagen feine Gesteinssplitter des Flußkiesels auf dem Boden seiner Bibliothek, hingen kleine Pergamentfetzen, die zuvor als Buchzeichen gedient hatten, in den Spinnweben in allen Ecken des Raumes.
    Luhaines gepflegtes Bild hatte einen windgeschützten Platz am Herd eingenommen. Kharadmons bleiche, hagere Gestalt thronte auf einem Polsterstuhl. Seine Pose war gewohnt elegant, sein Leib schlank und knochig, auch schien er mit seinem spatenförmigen Bart, den farbenfrohen Haaren und der schmalen Nase so listig wie stets, doch sein grüner Umhang mit dem orangeroten Futter neigte dazu, dann und wann transparent zu werden, und wenn auch seine Umrisse klar und deutlich zu erkennen waren, wirkte er doch irgendwie verschwommen und verblaßt auf den Betrachter.
    In kurzen, ruhigen Sätzen berichtete der körperlose Zauberer, was ihm auf seiner Reise durch die Splitterwelten widerfahren war, deren Verbindung zu Athera schon vor langer Zeit abgetrennt worden war. »Auf der anderen Seite ist die Essenz Desh-Thieres weit mächtiger, als wir es in unseren übelsten Vorstellungen erwartet haben«, sagte er. »Ich bin gedemütigt, angesichts jener Macht, der sich Traithe zu seinem eigenen Schaden gegenübersah, an dem Tag, an dem er das Südtor versiegelt hat. Nun kann ich mit Gewißheit behaupten, daß er allein ganz Athera gerettet hat.«
    Kharadmon fuhr fort, von Marak zu erzählen, der Welt, in die die Bruderschaft jene Menschen ins Exil gesandt hatte, deren Neugier sie getrieben hatte, sich Wissen anzueignen, welches nach dem Vertrag zwischen der Menschheit und den Paravianern tabu war. Dort, in einer Welt, umhüllt von einem erstickenden Nebel, der das Land zu einer eisigen, lichtlosen unfruchtbaren Wüste hatte verkommen lassen, hatte in der ewigen Finsternis kein Lebewesen geatmet, hatte sich nichts Lebendiges gerührt.
    »Ich habe meine Suche auf die geplünderten Regale der Bibliotheken konzentriert«, fuhr Kharadmon fort. »Ich fand Berichte, erschreckende Niederschriften der Geschehnisse.« Sein Abbild rieb sich die dürren Finger, als wollte es die nicht vorhandene Durchblutung anregen. »Wie wir vermutet haben, wurde Desh-Thiere von angsterfüllten Gehirnen als Massenvernichtungswaffe geschaffen. Eine Gruppe der Bewohner von Marak baute ihr Wissen auf den Gesetzen der Physik auf und ließ sich dann auf Theorien ein, die die Achse ursprünglicher Lebenskraft aus dem Gleichgewicht brachten. Ihre Absicht war es, Geist und Maschine zu vereinen. Diese Menschen wollten die endgültige Vereinigung zwischen dem menschlichen Geist und einem physikalischen Konstrukt kreieren und so die Grenzen der Fleischlichkeit sprengen. Nun, ihre Arbeit schlug fehl.
    Die ionisierten Nebelfelder, die die gefangenen Geister durch die Zeit trugen, lösten ihr Bewußtsein von ihrem Selbst. Die Früchte dieses Experiments wandten sich gegen ihre Schöpfer.
    Ich kann nur schlußfolgern, daß diese bedauernswerten Wesenheiten, die außerhalb des Rades des Daelion gefangen waren, der Verwirrung, der

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