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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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blutdunklen Wirrwarr seiner Robe am Boden. Seine weißen Wimpern zuckten nicht ein einziges Mal. Er träumte nicht; sein Atem war flach und so langsam, daß er sich beinahe jeglicher Wahrnehmung entzog, nur ein anderer Magier war imstande, ihn noch zu erkennen.
    In der schwer lastenden Stille, vereint in besorgter, gemeinsamer Aufmerksamkeit und einer Ruhe, die ein trügerisches Gefühl des Friedens vermittelte, bereiteten sich zwei körperlose Zauberer auf eine nervenaufreibende Wartezeit vor. Sie sprachen kein Wort. So weit wie der Himmel selbst spannte sich ihre tiefempfundene Furcht, denn wenn auch die feindlichen Kreaturen nun sicher gefangen waren, saß doch auch der Geist ihres Bruders in derselben Falle.
    Als einziger gegen neun Feinde kämpfte Sethvir nun im Inneren des Gefäßes um sein Leben.
    »Wir können ihn dort drin nicht allein lassen«, sagte schließlich Luhaine langsam und mit von Angst geprägter Stimme.
    Kharadmon wirbelte von seinem Platz neben dem Fenster herbei. Der Wahrnehmung seines Bruders zeigte er sich als verwehter Schatten, in dem geisterhafte, energetische Lichter gleich Sternen in dunstiger Nacht aufglühten. »Nein, das können wir nicht. Die Geister werden seine Identität zerstören.« Seufzend hinterließ eine kalte Brise Vereisungen auf den Buchrücken, als er ruhelos durch den Raum wehte. »Das ist auch jenen Menschen widerfahren, die in den Welten jenseits des Südtores gelebt haben. Die gleiche Tragödie hätte sich hier wiederholt, hätte Traithe uns nicht alle gerettet, als er die Invasion Desh-Thieres gleich zu Beginn niedergeschlagen hat.«
    Wäre Luhaine noch immer aus Fleisch und Blut gewesen, er hätte den Kupfergeschmack der Furcht auf seiner Zunge gefühlt. »Willst du damit sagen, daß dieser bösartige Nebel die Absicht hat, unsere ganze Welt zu versklaven?«
    »Er könnte es immer noch tun«, meinte Kharadmon ganz sachlich. »Sollten die beiden Teile des Nebelgeistes je wieder zusammenfinden, wird seine Macht unkontrollierbar werden. Ganz Athera würde so dem Verfall anheimgegeben.« Er mußte nicht noch einmal darauf hinweisen, daß der Rufzauber, der zur Sonnenwende gewirkt worden war, jene Öffnung geschaffen hatte, die diese schaurige Bedrohung erst ermöglicht hatte. Wohlwissend um die Gefahr, hatte er versucht, den Zauber aufzulösen, der ihn hatte rufen sollen, hatte sich gar währenddessen einem drohenden Angriff nahezu schutzlos ausgeliefert. Doch trotz all seiner Mühe, konnte auch er die reine, zarte Signatur der Magie der Bruderschaft nicht gänzlich auslöschen.
    Eine Spur, die zum Ursprungspunkt der Magie führte, würde noch einige Jahrhunderte bestehen, und so hatte sich das Ausmaß dieses Alptraumes noch weiter vergrößert. Im Angesicht dieser neuen Entwicklung verblaßten die Geister, die im Rockfellschacht gefangen waren, zur Spitze eines gewaltigen Eisberges weit größerer Gefahren.
    Dennoch mußten die Sorgen angesichts zukünftiger Bedrohungen nun hinter der Dringlichkeit der gegenwärtigen Krise zurückstehen. Im Inneren des Gefäßes dauerte der Kampf an. Die magische Wahrnehmung vermochte die Banne und Schutzzauber zu durchdringen und die Taktik Sethvirs zu verfolgen, der sich wand und in der labyrinthartigen Struktur des Flußkiesels hin- und herjagte wie ein Hase auf der Flucht. Unerbittlich verfolgten ihn die Geister in der Absicht, ihren Zugriff auf sein Wesen zu sichern.
    Ihm zu helfen, mußten seine beiden Brüder eine Magie von beängstigender Komplexität wirken.
    Mit gemeinsamer Konzentration erfaßten sie die Konturen, die das schwarze Gefäß umschlossen, ehe sie die Bande der Struktur milderten. Das Heulen der Geister im Inneren zerrte an der Aufmerksamkeit der Zauberer und durchdrang ihre Auren mit schmerzhaften Harmonien. Sie ließen sich nicht erweichen. Aus purer Notwendigkeit ignorierten sie gar ihre eigene, zerreißende Wahrnehmung des qualvollen Kampfes Sethvirs. Vorsichtig, mit unendlicher Geduld, summten sie eine Litanei, um die feste, runde Struktur des Flußkiesels aufzuspalten und mit der des Gefäßes zu verschmelzen.
    Die körnige Struktur des Granitgesteins gab nach und löste seine individuelle Natur auf, um in die dichtere Matrix des Obsidians einzugehen. Schweigend warteten die Zauberer. Vergessen war die stete Rivalität, während sie angestrengt lauschten. Wenn das Glück ihnen geneigt und Sethvir nicht zu schwach war, so mochte er seine Bindung an den leblosen Stein aufrechterhalten haben und seiner

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