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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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unergründliche Ferne, bis Dakar sich schließlich aufraffte, eine Frage zu stellen, die er zuvor nicht auszusprechen gewagt hatte.
    »Warum nehmt Ihr nicht einfach die Khetienn und segelt hinaus auf die See, wie Ihr es einst geplant hattet? Wozu dieser ganze Aufstand um Geisel und Lösegeld? Warum geht Ihr überhaupt das Risiko ein, auf Lysaers Heer zu treffen?«
    Arithon wandte den Kopf und betrachtete seinen unverfrorenen Inquisitor, der sich in sein Lager gerollt hatte wie eine Raupe in ein frisches Blatt. Schließlich seufzte er. Nicht länger waren seine Finger ruhig und entspannt. »Es gibt keine einfache Antwort auf diese Fragen.« Ein sonderbarer Unterton klang in seinen Worten an, als würde das Thema ihn tief im Inneren peinigen. »Ich könnte jetzt sagen, daß es dieses Heer nun einmal gibt, daß es über Shand herfallen und große Zerstörungen mit sich bringen wird, fest entschlossen, mich zu vernichten. Sie werden für ihren Prinzen marschieren. Sie werden die Korntürme der Städte plündern und Bauernmädchen unglücklich machen, ganz gleich, ob ich hier bin oder nicht. Kann ich einfach fliehen und diese unglücklichen Menschen dazu verdammen, die Bedürfnisse der Soldaten zu erfüllen, nur, damit sie am Ende den blutigen Preis für ihren Mißerfolg bezahlen dürfen?«
    Gnadenlos bohrte Dakar weiter. »Dann wollt Ihr also diese fehlgeleiteten Menschen nach Vastmark locken und noch mehr Leben vernichten, nur um Lysaer seiner treuen Gefolgschaft zu berauben?«
    »Die Bewohner Shands haben nicht darum gebeten, in diese Fehde verwickelt zu werden.« Arithon streckte die Hand aus und ergriff einen moosbedeckten Ast, den er in der geballten Faust zerbrach. Ergrimmt warf er die Bruchstücke in die Feuergrube, wo sie von gierig aufflackernden Flammen verschlungen wurden. »Wenn du herausfinden willst, wie sehr der Fluch Desh-Thieres meine Entscheidungen beeinflußt, so muß ich dir zu meinem größten Kummer gestehen, daß ich es selbst nicht weiß. Ich hatte Freunde zu Innish und zu Merior, und jeder von ihnen hat für die bloße Bekanntschaft mit mir bitter bezahlen müssen. Wohin auch immer ich gehe, kleben Leid und Sorgen an meinen Fersen. Doch mit dem Versuch, herauszufinden, was das Beste ist, kann ich mein Gewissen martern, bis ich auch den letzten Lebenswillen verloren haben werde.«
    Dakar wartete, und tatsächlich brach der Zorn, den er erwartet hatte, schließlich hervor und trieb den Prinzen derer zu s’Ffalenn auf die Füße. »Warum alles komplizieren?« sagte er mit einem stechenden Groll in der Stimme, der geeignet war, einem Zuhörer die Haare zu Berge stehen zu lassen. »Sagen wir doch einfach, wenn die Khetienn hinaussegelt, so möchte ich wissen, welcher Art Waffe ich meinen ungeschützten Rücken zukehre.«
    Euphorisch genug, jegliche Müdigkeit zu vergessen, schloß der Wahnsinnige Prophet dennoch die Augen. Nachdem er jahrelang für seine Fehler hatte büßen müssen, allerlei Schikanen über sich hatte ergehen lassen müssen, hatte ein holdes Schicksal ihm nun die Möglichkeit eröffnet, sich für die erlittene Schmach zu rächen.
    Die Vorsehung sollte über das Los seines Feindes entscheiden, ganz gleich, welche Pläne er auch schmiedete. Der Zweimaster aus der Werft zu Merior, der gebaut worden war, unbekannte Gewässer zu befahren und so eine Gnadenfrist gegen den Fluch Desh-Thieres zu erwirken, würde niemals auslaufen, es sei denn, Dakar selbst gestattete es.
     
    Am nächsten Morgen trieb Arithons gereizte Stimmung die komatösen Kundschafter gewaltsam unter ihren Decken hervor. Das Markieren der Tiere gestaltete sich als Wettbewerb, dessen Gewinner das Privileg beanspruchen durften, das Zuchtvieh zu auserwählten Sippschaften in den Kelhornbergen zu treiben.
    »Die Verlierer werden weiter als Hirten dienen, bis sie von meinen Leuten abgelöst werden können«, schloß Arithon seine Ansprache.
    Begierig, dem Müßiggang nach den ereignislosen Wochen fern ihrer Familien und Liebsten im heimatlichen Clan ein Ende zu machen, beeilten sich die Kundschafter, ihre Pferde zu satteln und aufzusitzen. Unter höhnischen Spötteleien schwangen sie ihre mit Lumpen umwickelten Stöcke und befestigten die klebrigen Farbtöpfe an ihren Sätteln. Gegenseitige Schmähungen begleiteten die Aufteilung der Arbeitsgruppen, ehe die Männer in der morgendlichen Luft hinausritten, ihre arglosen vierbeinigen Opfer zu überfallen.
    Inmitten einer Horde brüllender Rinder, eingehüllt in eine dichte

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