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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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jungen Clankrieger den Prinzen musterten wie ein Wolfsrudel seine Beute.
    Zu Fuß, gekleidet in Kniehosen, eine breite Schärpe und ein Schäferhemd, dessen Stulpen Dalwyn aus wildem Flachs gewoben hatte, vermittelte Arithon einen Eindruck von geradezu entwaffnender Zerbrechlichkeit.
    Unter den windzerzausten Haarsträhnen kündete der Ausdruck in seinen facettenreichen, scharfen Zügen von der sorglosen, gelangweilten Nachlässigkeit hochwohlgeborener Adelsherren. Im blendenden Licht der Sonne betrachtete er die Hirten träge unter halb gesenkten Augenlidern.
    Im Gegenzug verschlangen ihn die Reiter, die neben seiner makellosen Erscheinung beinahe schändlich nachlässig wirkten, mit wißbegierigen Blicken aus weit aufgerissenen Augen.
    »Beim Rad des Daelion«, schimpfte einer der Männer einigermaßen verblüfft. Bequem saß der Mann mit den dunklen Augen, dessen muskulöser Leib an eine Wildkatze erinnerte, im Sattel eines schwarzbraunen Rosses. »Selbst mein kleiner Bruder könnte dieses zierliche Handgelenk mit einem Finger und dem Daumen umspannen.«
    Böses im Schilde führend, neigte Arithon den Kopf. Der Blick, mit dem er Pferd und Reiter bedachte, war von einer Kränkung nicht weit entfernt. Zähneknirschend und voller Anspannung beobachtete der Wahnsinnige Prophet die Vorgänge.
    »Euer Bruder ist nicht hier?« fragte Arithon höflich, doch in bissigem Ton.
    Der Mann, der ihn herausgefordert hatte, bedachte ihn mit einem gemächlichen Grinsen. »Nein, das ist er nicht.«
    »Nun denn«, schlug Arithon daraufhin vor, »da auch Ihr kein schmächtiger Bursche seid, könnt Ihr es mir ja an seiner Stelle zeigen.« Er streckte den Arm aus.
    Überaus vergnügt verbeugte sich der Clankrieger, ehe er seinerseits die Hand vorstreckte, um nach dem Gelenk in dem tadellos sitzenden, elfenbeinfarbenen Ärmel zu greifen.
    Der Augenblick der Berührung löste sich in einer schnellen Bewegung und einem heftigen Ruck. Kräftige, schmutzige Finger verkrampften sich in der Luft, während Arithon beinahe reumütig zur Seite sprang und sein Opfer mit einem überraschten Aufschrei kopfüber vom Pferd fiel.
    Arithon löste seinen festen Griff. Die unflätigen Flüche des Kundschafters wandelten sich zu einem erstickten Grunzen, als er den Boden berührte. Dort angekommen spuckte er hustend den Sand aus und bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen, als ein Fuß seinen Ellbogen am Boden festnagelte. Mit der Nase im Dreck, blieb der Kundschafter besiegt im Schmutz liegen. Der Prinz, der ihn überwältigt hatte, stellte seinen Fuß zwischen seine Schulterblätter, ehe er den nun freigewordenen Sattel für sich eroberte.
    Einmal nur warf der tänzelnde Braune den Kopf zurück, ehe er sich seinem neuen Herrn ergab. Nun wanderte der sengende, unangenehm direkte Blick aus den grünen Augen, den ein jeder Mann bald zu fürchten lernte, von Kundschafter zu Kundschafter. »Ich will, daß die Rinder und Pferde bis zum Sonnenuntergang aufgeteilt sind«, sagte Arithon s’Ffalenn.
    Die nun folgenden Anweisungen fügten das wirre Durcheinander zu einem glatten Strang lebhafter Arbeit zusammen, ein Umstand, der Dakar verabscheuenswert vertraut erschien. Kameradschaftlich und mitfühlend ging er zu dem gefallenen Reiter und half ihm wieder auf die Beine.
    Während der Husten seine Verwünschungen unterbrach, betastete er sein zerschrammtes Kinn. »Bei allen Dämonen!« Er verzog das Gesicht zu einer gequälten Miene der Anerkennung. »Wie sollte ich auch wissen, daß ich mich mit einer Schlange anlege?« Vorsichtig spannte er die Kiefermuskeln. Erst jetzt bemerkte er, daß seine Lippe aufgerissen war, und er spuckte angewidert den metallischen Geschmack des Blutes aus. »Dharkaron möge mir gnädig sein, sollte dieser Mann nachtragend sein.«
    »Das ist er nicht«, entgegnete Dakar.
    Mitgefühl prägte die Züge des Clankriegers. »Ein Ergebnis leidvoller Erfahrung? Dann tut er mir leid. Warum steht Ihr in seinen Diensten?«
    Da die Antwort auf diese Frage sich zu einem Wurzelwerk mit unzähligen Ästen entwickelt hatte, die weit über die magischen Bande eines Zauberers hinausreichten, war Dakar unfähig, eine einfache Erklärung zu liefern und hüllte sich in Schweigen.
    Am Abend waren die Pferde in drei, die Rinder in zwei Herden aufgeteilt, die durch die Berge voneinander getrennt und von jenen unglückseligen Männern, die Arithon beim Faulenzen ertappt hatte, bewacht wurden. Die anderen Clankrieger hatten sich um Dakars Lagerfeuer

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