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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Winden getrieben hernieder, manchmal gar mit Schnee vermengt. Mit grausamer Unerbittlichkeit schritt das Jahr voran. Heftige Böen vereinten ihre Kräfte und brüteten manchen Sturm aus; während ihrer Fahrt entlang der Ostküste meisterte die Talliarthe manches Unwetter, während Tag und Nacht der Wind durch ihre Takelage heulte.
    Der unaufhörliche Guß kalten Wassers färbte Arithons Hände grellrot, und an den Enden seiner langen, wirren Haare lagerte sich das Salz in langsam trocknenden Schichten ab.
    Dakar verhielt sich wie eine Schnecke, wann immer er aus seiner Koje heraus über das schwankende Deck in die winzige Kombüse der Schaluppe kroch. Dort braute er Pfefferminztee gegen die Übelkeit und nagte Schiffszwieback, eingesalzenes Schweinefleisch und Käse. Wenn das Wetter besonders hart zuschlug, blieb er auf dem Bauch liegen, alle viere von sich gestreckt, und stöhnte wie ein Malariakranker.
    Nur zwei Wochen vor der winterlichen Sonnenwende erreichte die Talliarthe tropische Gewässer.
    Zu diesem Zeitpunkt war Arithon zu einer Vogelscheuche abgemagert. Seine Haut war rauh vom steten Seewind, und dunkle Ringe umgaben seine Augen. Durch die dauernde Nässe hatte sich die Wunde an seinem Handgelenk entzündet. Schorf bildete sich, nur um immer wieder aufzubrechen, und die Haut, die durch die Reibung des Leinenverbandes wundgerieben war, hatte sich unter dem Einfluß des Salzwassers entzündet und eine purpurschwarze Schwellung herbeigeführt. Mit freiem Oberkörper, stets seinem Ziel verpflichtet und von seinem Gewissen getrieben, das dem Eid unterworfen war, den er erst vor kurzer Zeit gegenüber Asandir geleistet hatte, stemmte sich der Herr der Schatten, eine Hand über die Augen gelegt, um sie vor der Sonne zu schützen, wie eine Silhouette im morgendlichen Sonnenschein gegen den Wind.
    Dakar, der aus seiner Höhle hervorgekrochen war, um sich zu erleichtern, bemerkte die heftige Anspannung in der Haltung seines persönlichen Feindes. Zum ersten Mal seit Tagen kam ein Wort über seine Lippen. »Stimmt was nicht? Falls es Wale sind, kann ich nur hoffen, daß sie den Kiel dieses dreckigen Kübels rammen. Da es offenbar zuviel verlangt ist, an Land zu gehen, um ein Bad auf festem Boden zu nehmen, wünsche ich mir von Herzen, daß wir kentern.«
    »Wir haben weit bessere Chancen, in der Bucht von den besten Soldaten Alestrons aufgeschlitzt zu werden«, konterte Arithon, während er mit den Fingern einen nervenaufreibenden Takt auf der Reling der Schaluppe trommelte. »Wir sollten längst Masten unter wenigstens halbfertiger Takelage sehen können. Was mögen die Arbeiter in der Schiffswerft nur in den vergangenen drei Monaten getan haben?«
    Voll und ganz mit seinen Hosenknöpfen beschäftigt, sah Dakar auf und erkannte, daß die Landspitze von Scimlade direkt vor ihnen lag. Schon am Mittag würde die Schaluppe im Hafen von Merior vor Anker gehen, und er konnte sich endlich einem glückspendenden Besäufnis hingeben. Ein Seufzer der Erleichterung stieg in seiner Kehle auf, der nur deshalb nicht über seine Lippen drang, weil dem Wahnsinnigen Propheten eben noch rechtzeitig bewußt wurde, daß der Herr der Schatten ihn mit finsterem Blick fixierte.
    »Nein.« So klar wie die Kante einer Glasscherbe erklang die Stimme des Meisterbarden, übertönte mit messerscharfem Ton die Schreie der Seemöwen und das leisere Säuseln des Kielwassers der Schaluppe. »Du wirst dich nicht bis zur Besinnungslosigkeit besaufen.«
    Während Dakar zornig zusammenzuckte, fegte eine stürmische Brise über Deck, die ihn beinahe das Gleichgewicht gekostet hätte. Fluchend zog er seine Hose wieder hoch und bemühte sich mit zitternden Händen, die Verschnürung zuzubinden, während er sich gleichzeitig kampfbereit und voller Zorn dem Herrn der Schatten zuwandte. »Seit wann seid Ihr der Meister meines Schicksals?«
    Im Heck der Schaluppe senkte Arithon das Steuerruder in die See. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Fahrt seines Bootes, als sich der Bug aufrichtete und die Takelage im Wind zu flattern begann und laut genug rasselte, jegliche Unterhaltung unmöglich zu machen. Als sich die Fockmastsegel in der Brise blähten und den buntlackierten Bug der Talliarthe in den Wind schoben, spannten sich die Gaffeltaue auf der gegenüberliegenden Seite. Arithon befreite die Klüver von ihren Klampen. Das Donnern des Segeltuches, das sich unter dem frischen Wind wölbte, ging beinahe in dem Spritzwasserregen unter, als er die Leinen an Lee

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