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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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vertäute.
    »Ich bin der Meister von gar nichts«, entgegnete er mit sonderbar ermatteter Stimme. »Am wenigsten der meines eigenen Schicksals.«
    Die folgende Stunde verbrachte er mit einem Kübel Seewasser und einem Fischmesser auf dem Vorderdeck, um sich zu rasieren. Während er sich das Barthaar aus dem Gesicht kratzte und seine Kleider an der Luft trockneten, riß sich Dakar an der Heckreling die Hände auf, abwechselnd schmollend oder mit gerunzelter Stirn grübelnd, auf welche Weise es ihm gelingen könnte, Bier oder edlere Geister an seinem Widersacher vorbei zu schmuggeln.
     
    Bis zum Mittag wurde das Wetter immer trüber. Winterliche Regenfälle verhüllten die Bucht von Merior. Unentwegt schlugen die Tropfen auf die bleigrauen Wassermassen der Brandung auf. Bis auf die Haut durchnäßt, die Zwillinge Feylind und Fiark, deren Überschwang der düsteren Stimmung nach einer Katastrophe gewichen war, dicht neben sich, stand Arithon s’Ffalenn wie ein toter Baumstamm vor seiner Schiffswerft und betrachtete das Ausmaß der Zerstörung.
    Von dem Zweimaster, der längst unter voller Takelage hätte vom Stapel laufen sollen, war nichts außer einem geborstenen Skelett geblieben, das die Flammen zu Holzkohle verbrannt hatten. Wie eine dunkle Höhle klaffte ihm der offene Rumpf des gegenüberliegenden Bootes entgegen, dessen Vorderdeck samt dem Steven niedergebrannt war. Auch von den Holzstapeln, aus denen seine Planken hätten gesägt werden sollen, war nur Asche im Sand geblieben. Die Strickleiter existierte nicht mehr, nur einige lose Bretter lagen verstreut und mit Ruß bedeckt in einer Abwasserrinne unterhalb der Dünen.
    Zutiefst entsetzt, kreidebleich und zitternd, sah Arithon aus, als hätte ihn ein tödlicher Schlag getroffen, während er dastand und die Trümmer seiner Hoffnung, über das offene Meer zu entkommen, in Augenschein nahm.
    Feylind hob die Hand und drückte seine tropfnassen, kalten Finger. »Mutter fragt, ob du mit uns nach Hause kommen willst. Sie hat einen Topf Fischsuppe gekocht.«
    Fiark blies sich eine klebrige Strähne nassen Haares von den Lippen und fügte hinzu: »Du kannst meine Decke haben.«
    Arithon zwang sich zu einer Reaktion. »Ich danke euch. Und richtet auch Jinesse meinen Dank für ihre Freundlichkeit aus. Sagt ihr, daß ich sie später besuchen werde. Aber jetzt geht nach Hause, sonst wird sie mich nur mit finsterem Blick empfangen, weil ich euch habe naß werden lassen.«
    Lebhaft rannten sie davon und stießen Freudenschreie aus, wann immer sich ihnen Gelegenheit bot, in eine Pfütze zu springen.
    Unbeachtet und vollkommen durchnäßt, gekleidet in eine Tunika, von der der Gestank alten Schweißes aufstieg, schüttelte Dakar die krausen Locken in seinem Nacken aus, um den steten Wasserfluß in seinen Kragen einzudämmen. »Werden wir jetzt einfach hier stehenbleiben, bis wir in der Nässe Wurzeln schlagen?«
    Das Kartenhaus stand noch. Das von Gebrüll begleitete, rauhe Gelächter, das gedämpft durch die Bretterwände nach draußen drang, gab gemeinsam mit dem Holzrauch, der aus dem Schornstein aufstieg, Anlaß zu der Vermutung, daß die Arbeiter drinnen wenigstens nicht frieren mußten, selbst wenn ihnen das Bier ausgegangen sein sollte, dem sie ihre gehobene Stimmung dankten.
    Arithon erwachte aus seiner Reglosigkeit und ging direkt zur Tür. Er drückte die Klinke nieder, stieß das Türblatt heftig nach innen und blieb wutentbrannt in einem Wasserfall stehen, der sich von dem mit Palmwedeln eingedeckten Dach über ihn ergoß.
    Hinter ihm, durch Arithons Gestalt vom Eingang abgeschnitten, sah Dakar, wie die muntere Gesellschaft der Werftarbeiter ganz plötzlich in dumpfes Schweigen verfiel. Schwielige Hände wischten sinnlos durch die Luft, irdene Bierkrüge standen vergessen auf den Tischen, nackte Füße scharrten unbehaglich über die Bodenbretter unter den Bänken. Wie das aufgeregte Brummen aufgeschreckter Hornissen in trockenem Gras erklang das heisere, bösartige Kichern Ivels, des blinden Seilers, der in einer Ecke auf einem Nagelfaß thronte. »Er ist zurückgekehrt und das recht frühzeitig. Was sonst könnte euch die Zungen in den Mündern lähmen? Ich wette, ihr würdet Dharkaron samt seinem schwarzen Wagen ein freundlicheres Willkommen bereiten.«
    »Ich will wissen, was geschehen ist«, unterbrach Arithon seinen Redefluß, und seine Bardenstimme hatte niemals schärfer geklungen als in diesem Augenblick. »Der Schiffszimmermeister möge sich erheben

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